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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kehrer
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sein?«
    »Keiner von den Jungs am Bahnhof, die sind zu blöd dazu.« Er gähnte. »Warte mal! Tom hat gelegentlich für einen Barbesitzer gearbeitet. So ‘n Puff, wo du für viel Geld alles kriegen kannst: Koks, Frauen und, wenn’s sein muß, auch einen knackigen Jungen. Der Laden ist gar nicht so weit vom Bahnhof entfernt. Ich komme im Moment nicht auf den Namen.«
    »Ich gehe einkaufen«, verkündete Kiki vom Flur aus.
    »In Ordnung«, rief ich zurück. »Denk mal drüber nach!« sagte ich zu Philipp. »Ich habe etwas zu erledigen. Spätestens heute abend bin ich wieder da.«

    Gerd und Charlotte Sonn wohnten im Erphoviertel, einem der besseren Stadtviertel innerhalb des Innenstadtrings. Große Wohnungen in renovierten Altbauten an ruhigen Straßen. Die hohen Mietpreise verschreckten sowohl die Arbeiterklasse als auch die Studenten-WGs, so daß die saturierte Mittelschicht unter sich blieb. Für finanzielle Newcomer die ideale Zwischenstation zum Eigenheim in einem der klinisch reinen Vororte wie Albachten oder Nienberge.
    Charlotte öffnete nach dem zweiten Klingeln und betrachtete mich erst mißtrauisch, dann grinsend. »Das Gesicht kenn ich doch.«
    »Georg Wilsberg«, sagte ich.
    »Georg, richtig! Du warst ein Freund von Gerd. Wir sind uns auf etlichen Parties über den Weg gelaufen. Du warst damals etwas…«, sie suchte nach dem richtigen Wort,»… jünger.«
    »So kann man das auch nennen. Darf ich reinkommen?«
    »Ja, natürlich. Entschuldige, ich bin etwas überrascht.«
    Die vielbeklagte Knappheit des Wohnraums war an den Sonns spurlos vorübergegangen. Wahrscheinlich mußten sie sich verabreden, wenn sie sich mal in einem Raum treffen wollten.
    Charlotte führte mich um mehrere Ecken, wir durchschritten ein Wohnzimmer, das für eine komplette bosnische Flüchtlingsfamilie gereicht hätte, und landeten im Wintergarten, dessen Fenster weit geöffnet waren.
    »Ich genieße die letzten Tage des Sommers«, sagte Charlotte. »Ist es nicht schön hier?«
    Wenn man gerne auf bequemen Rattansesseln saß, ein gutes Buch las und gelegentlich über den Buchrand hinweg auf große Obstbäume in einem riesigen Garten guckte, konnte man ihrer Einschätzung durchaus folgen.
    Sie schaute mich erwartungsvoll an. »Gerd ist nicht da. Ich wußte gar nicht, daß ihr noch Kontakt miteinander habt.«
    »Ich weiß, daß Gerd auf Dienstreise ist. Ich wollte mich mit dir unterhalten.«
    Ihre Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Ach!«
    »Um nicht lange drumherum zu reden: Ich bin – oder war – Inhaber eines Detektivbüros. Gerd hat uns beauftragt, dich zu beobachten.«
    Ihre Noch-Mittelmeer-(oder schon wieder Sonnenbank-)Bräune bekam einen Stich ins Gräuliche. Der lippenstiftrote Mund verzog sich zu einem gequälten Lächeln. »Und?«
    »Du kannst dir denken, was wir herausgefunden haben.«
    »Gerd, dieser Schuft!«
    »Lassen wir mal die Schuldfrage beiseite. Tatsache ist, daß du nicht der Wunschvorstellung von einer treuen Ehefrau entsprichst. Und Gerd dürfte nicht begeistert sein, wenn er vom Ergebnis unserer Recherche erfährt.«
    Sie schüttelte ihre strähnchenblonden Haare. »Warum kommst du dann zu mir? Willst du mich etwa erpressen? Da kannst du lange warten. Erzähl Gerd ruhig, daß ich eine Schlampe bin. Damit werde ich schon fertig.«
    Jetzt war die Reihe an mir, gequält zu gucken. »Ich möchte dir ein Agreement anbieten.«
    Charlotte war keine sehr schöne Frau. Aber sie hatte schöne Augen, und sie kannte den Trick, ihr Gegenüber, meistens ein Mann, tief und fest anzugucken. Wenn sie dann noch, wie zufällig, die Hand auf einer Schulter oder einem Oberarm ruhen ließ, war es um viele meiner Geschlechtsgenossen geschehen. Ihre Erfolgsquote, das wußte ich von den besagten Parties, war nahezu hundert Prozent.
    Sie guckte mich an. »Wie soll das aussehen?«
    »Es geht mir nicht um Geld und auch nicht um irgendeine andere Leistung. Ich möchte Gerd ganz einfach sagen: Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung, Charlotte ist eine brave Ehefrau.«
    Leichte Enttäuschung breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Und was hindert dich daran?«
    »Zum einen die Tatsache, daß ich ihn belogen hätte, zum anderen die Befürchtung, daß er es herausfinden könnte.«
    »Ich verstehe noch immer nicht, worauf du hinauswillst.«
    »Ich bin bereit, Gerd zu belügen, wenn du mir versprichst, dich eine Zeitlang zurückzuhalten, sagen wir mal: ein Jahr.«
    »Du meinst, ein Jahr lang darf ich nicht mit anderen…«
    »Genau.«
    Sie

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