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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
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Käse und in der Schokolade.
    So gesehen ist die vegetarische Ernährung äußerst unbefriedigend, wenn es einem darum geht, Tierleid zu vermeiden. Von ihren Müttern getrennte, gemästete und geschlachtete Kälber, gemuste Eintagshahnenküken sowie frühzeitig ausgelaugte und geschlachtete Legehennen und Milchkühe sind die Kollateralschäden der vegetarischen Küche.
    Planet Vegan
    Zurück in den Zustand des arglosen Fleischgenusses meiner Kindheit und Jugend möchte ich nicht. Selbst meine ständige Versuchung in Form von Thüringer Bratwürsten reizt mich nicht mehr. Und jetzt mag ich noch nicht mal mehr »aus Recherchegründen« Fleisch essen, wie ich es mir doch für mein Buch vorgenommen hatte. Meine Frau hatte anfänglich vermutet, dass ich das Buch über Fleischkonsum nur schreibe, um wieder Fleisch essen zu können. Das tat ich ja dann auch, kurzzeitig. Und nun das: weder Fisch noch Krabben, Milch und Joghurt aus Soja- statt Kuhmilch, Margarine statt Butter, kein Käse und keine Eier mehr. Mein letztes Ei vom Bauernhof war befruchtet. Das fand ich zwar nicht ganz so schlimm und habe es gegessen, aber es hat mir den Abschied erleichtert. Denn ich habe erfahren, dass auch meine Bauernhofhühner nach drei Jahren dran glauben müssen. Den Ausschlag für meinen Ausstieg aus dem Konsum von Tierprodukten haben wohl nicht die durchaus überzeugenden Sachargumente gegeben, sondern eine persönliche Begegnung – zwei sympathische junge Männer, die beide seit einigen Jahren vegan leben, aber »ansonsten ganz normal wirken«: Ich hatte Sebastian Zösch vom Vegetarierbund und Mahi Klosterhalfen von der »Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt« für meine Recherchen getroffen, passenderweise in einem neu eröffneten veganen Restaurant. Mein Vorurteil, dass Veganer naive und die Natur verklärende Realitätsverweigerer sind, fand ich hier absolut nicht bestätigt. Jetzt bin ich anscheinend selbst ein Veganer, jedenfalls fast. »Strenger Vegetarier« nannte man das früher. Klingt richtig fies, wobei mir auch der Begriff Veganer noch ein wenig Angst macht. Hört sich an, als wäre man außerirdisch. Außerdem könnte das Etikett, Veganer zu sein, die Umwelt schnell dazu veranlassen, Polizei zu spielen und zu kontrollieren, ob man die selbst aufgestellten Regeln denn auch wirklich einhält. Von einer Kollegin erfuhr ich, dass sie das vegane Leben aufgab, weil sie Schuhe (aus Leder!) zu gerne mag. Immerhin brauche ich seitens anderer Veganer keine Strenge zu fürchten, da ich derzeit kaum welche näher kenne. Meine Lederschuhe werde ich jedenfalls auftragen, und das dauert noch eine ganze Weile. Fragt mich jemand, ob ich Veganer bin, schwäche ich das bislang meistens ab. »Ich versuche, auf tierische Produkte zu verzichten«, antworte ich lieber. Doch selbst das schockt offenbar die meisten. Mitleidsvoll erkundigt man sich: »Du isst jetzt auch keinen Käse mehr? Was isst du denn dann Leckeres?« Laub oder trocken Brot mit Olivenöl, möchte ich da antworten. »Veganer dürfen ja gar nichts mehr essen«, stellt meine westfälische Schwägerin beim Mittagessen fest, die nicht weiß, dass ich jetzt dazugehöre und dass die Pilzpfanne mit Knödeln, die ihr sichtlich schmeckt, vegan ist. Unbewusster Teilzeitveganismus ist stärker verbreitet, als man denkt. Und mit ein paar Tricks lässt sich ausgesprochen vieles sogar für andere unbemerkt veganisieren. Der öffentliche Eindruck ist ein anderer. So zeigt das »Erklärfernsehen« zum Thema gern, wie aus einer Palette überwiegend tierischer Nahrungsmittel alles entfernt wird, bis nur noch eine Schale mit Getreide und etwas Obst und Gemüse zurückbleiben. Ja toll, das also soll veranschaulichen, was ein Veganer essen »darf«. Überhaupt »dürfen«! Ich entscheide noch immer selbst, was ich essen will. Meine »Essbehinderung« ist freiwillig, was meine Motivation noch mehr steigert. Gutes, aber auch gesundes Essen ist mir sehr wichtig, vielleicht sogar noch mehr als vorher, weil ich obendrein zeigen will, wie einfach es geht. Und ich lerne: Es gibt sehr viele Möglichkeiten, sich zu Hause und in einer Stadt wie Berlin sogar auswärts nahezu problemlos lecker und vegan zu ernähren.
    Bin ich eingeladen, ist es allerdings ehrlich gesagt nicht ganz einfach, konsequent zu bleiben. Die Hochzeit eines Freundes war ein erster Praxistest. Den schnellen Griff zur Menükarte, um möglichst frühzeitig Unannehmlichkeiten für sich oder die Gastgeber abzuwenden, kenne ich noch

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