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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Sessel. Dann verschränkte er die Hände hinter dem Kopf und blickte an die Decke. »Verhandlungsbereitschaft Ihrerseits. Wenn Sie sehen, daß Sie durch interessante ... Aufträge gegen die Gefahr der Langeweile abgesichert sind und dazu auch noch gut verdienen ...«
    Matzbach zerrte am rechten Ohrläppchen. »Ich sag’s ja, die Altruisten sterben nimmer aus. Warum wollen Sie denn unbedingt an der
Spelunke
beteiligt sein? Ihre Geschäfte werfen doch viel mehr ab, als Sie je hier rausholen können.«
    »Im Moment, ja. Aber ich beobachte den Laden hier nun schon eine ganze Weile, und so, wie Sie und Yü das aufgezäumt haben, ist es eine Goldgrube.«
    »Goldgruben zäumt man nicht auf, teurer Freund. Und bis wir die Banken befriedigt haben, zahlen wir Löhne und Gehälter, aber: kein Gewinn – keine Beteiligung.«
    »Weiß ich doch alles.« Erler blickte einen Moment gelangweilt, fast menschlich warm. »Trotzdem. Wir können natürlich auch über ganz was anderes reden – verkaufen Sie mir das Ding komplett.«
    Matzbach pfiff leise. »Na, endlich kommen wir zur Sache. Darf ich mal ganz blöd fragen, was Sie eigentlich damit wollen? Und wenn es nur um ein schwimmendes Lokal geht, warum kaufen Sie nicht selber ein Schiff und machen so was auf?«
    Erler zeigte die Zähne. »Drüben am Beueler Ufer liegt der Chinese. Hier liegen Sie mit der
Spelunke
. Meinen Sie, es hätte viel Sinn, ein drittes Bootslokal aufzumachen? Außerdem interessiert mich das Planen und Tüfteln dabei nun überhaupt nicht.«
    »Sie wollen ein gut eingeführtes, erfolgreiches Produkt kaufen, richtig? Und dann? Als Lokal weiterbetreiben? Ablegen und ein schwimmendes Kasino mit Puff draus machen? Koks zwischen Rotterdam und Basel schmuggeln?«
    »Mann, strapazieren Sie Ihre Phantasie nicht zu sehr.« Erler leerte seinen Becher, legte die Hände aneinander, die Fingerspitzen an die Nase und sagte halblaut, ohne Betonung: »Alles, was Sie und Yü investiert haben, plus, sagen wir, zehn Prozent. Und ich übernehme Ihr Personal – wenn die wollen.«
    Matzbach nickte, lächelnd. »Nett. Ich werd’s Yü weitergeben. War’s das?«
    Erler stand auf, mit einer kraftvollen, beinahe gleitenden Bewegung. »Überlegen Sie es sich. Gründlich. Aber nicht zu lange. Und – ich kann auch andere Mittel der Überredung einsetzen.«
    »Ist das eine Drohung?« Matzbach blieb sitzen, lächelte immer noch. Der Zigarillo qualmte zwischen seinen Fingern.
    »Ich nehme an, inzwischen dürfte meine Vorspeise serviert sein. See you later.« Erler ging zur Tür.
    Matzbach betrachtete das Hemd des Unternehmers, das Tier auf der Brust, sagte laut »Alligator« und erhob sich, ohne den Whisky auszutrinken. Die Partagás legte er in den Aschenbecher.
    Zaches war inzwischen zu Phase II übergegangen und hatte sich aus dem Service ausgeklinkt. Da er stundenweise bezahlt wurde und der Andrang sich in Grenzen hielt, war das kein Problem. Die beiden Damen aßen und lauschten, von Speise oder Wörtern hingerissen, der Darlegung seines Stammbaums, auf dem sich Juden, Tataren, Zigeuner, Schwarzmeergriechen und andere die Zweige in die Hand gaben – »ich bin reinrassiger Maghrebinier, wie Sie sehen, meine Holden.« Eine der Damen erkundigte sich, wieso er »Zigeuner« sagte statt »Roma«; Zaches sagte,
roma
bedeute Männer oder Menschen, und er wolle nicht alle Nichtzigeuner zu Nicht-Menschen erklären; und
Zigeuner
sei das deutsche Wort dafür, wie
gypsy
oder
gitano
. Sie fanden das offenbar faszinierend. Matzbach sah, daß beide Partnerlook trugen (Folklorerock, weiße Bluse) und aßen (das Menü zu 79 DM: Bärlauchsuppe, Hähnchenbrust in Estragonsahne auf Kresse, Cinnamon Stew
Kwamang
, Papayaparfait) sowie auch tranken (Vosne-Romanée ’89); er gab Zaches gute Chancen für Partnerschaft in Phase III.
    Gegen zehn flaute das Geschäft ein wenig ab; einige Gäste kamen neu, andere zog es mit dem Dessertkaffee aufs offene Vorderdeck, wo sie den Rhein riechen und das Siebengebirge unverglast verdämmern sehen konnten. Yü, Don und Lucy hatten alles unter Kontrolle. Matzbach, der die letzte halbe Stunde damit zugebracht hatte, Getränke aufs Vorderdeck zu schleppen und gepflegte Öde als Smalltalk auszugeben, setzte sich zu einem Stammgast namens Wingolf, den es nach Spezialschach gelüstete.
    »Welche Variante?«
    »Hm, äh – ach, wegen der Zeitläufte, der wirren, nehmen wir doch mal die serbische, ja?«
    Matzbach grinste und holte das Spielzubehör vom Tresen. Zaches und die

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