Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
D 11, von Matzbach beinahe beschmust, im niedrigen Gebäude selbst (zur Ausstattung gehörten zwei Hebebühnen), ein Buckelvolvo, ein Chevy Impala, ein sahneweißer Bentley, zwei Jaguars und dreierlei Austins.
    Neumann kochte Kaffee in seinem schäbigen Büro – ein Verschlag aus Plastik und Wellblech in einer Ecke der Halle – und berichtete von seinen vergeblichen Versuchen, die Polizei zu interessieren. Das war, bevor er den Störsender fand; danach hatte er es gar nicht mehr versucht, weil er der Meinung war, wenn die Kripo ohne Störsender nicht will, hat sie es mit Störsender nicht verdient. Ohne Details preiszugeben, hatte er später seinen renommierten Stammkunden Erler gefragt, ob er ihm einen Detektiv empfehlen könne, da ihm am Hinscheiden des Onkels einiges unsauber erscheine. Als Erler den Namen Matzbach nannte, sei ihm eingefallen, daß der tote Onkel gelegentlich von dem alten Kommilitonen geredet habe.
    Aus der Schublade des Metallschreibtischs zog Neumann eine fast volle Flasche Glenfiddich, trieb nach längerem Suchen auch zwei undurchsichtige Duralexgläser auf. Matzbach nahm eines der gefüllten Gefäße und musterte den Autotüftler über den Rand hinweg.
    »Sagen Sie mal, wenn wir jetzt schon zusammen Leichenfledderei betreiben, könnten wir das Gesieze eigentlich lassen. Wie heißen Sie vorn noch mal?«
    »Tobias.«
    Matzbach grinste und hob das Glas. »Sir Toby!«
    Neumann grinste ebenfalls. »Cheerio, Sophie me gal!«
    »Also, irgendwas ist da faul.« Matzbach setzte das Glas wieder ab und rührte braunen Zucker und Trockenmilch in seinen Kaffee. »Ich weiß bloß nicht was. Ich hab Carlo nicht gut genug gekannt, lange nicht mehr gesehn, aber daß er sich so ne komplizierte Form von Selbstmord aussucht?«
    »Du meinst, er schaltet sich selbst per Störsender aus?‹
    »Zu kompliziert. Außerdem hätte er dann wohl eine Kassette mit Barocktrompeten eingelegt, ganz bestimmt keinen näselnden Schwaben mit Heidegger. Er war doch kein Masochist.«
    Neumann wackelte mit dem Kopf. »Und der Dreck? Die Abdrücke? Die leeren Batterien im Rollstuhl und im Recorder?«
    Matzbach leerte seinen Whisky, griff zur Flasche und goß beiden nach. »Also, jemand klettert über die Gartenmauer und klopft an die Terrassentür. Onkel Carlo rollt hin und macht auf. Der Gast bringt Lehm mit rein.«
    »Dann müßten er und der Besucher sich gut gekannt haben, oder? Passanten klettern nicht über die Mauer. Auch nicht nach vergeblichem Klingeln an der Tür.«
    »Wahrscheinlich. Laß uns das mal durchdenken.«
    Sie dachten es durch, dachten an einen Besucher, der einen mitgebrachten Recorder auf der Fensterbank deponiert, Carlo Neumanns Rollstuhl gegen den Willen des Besitzers fest an die Schreibtischkante schiebt und mit einem mitgebrachten Spazierstock die Hinterräder blockiert.
    »Da läge dann aber zuviel rum, oder zu wenig«, sagte Neumann mit einer zweifelnden Grimasse.
    Matzbach nickte. »Ja. Wo ist der Stock? Und wenn er den wieder mitnimmt, warum läßt er dann den Recorder stehen? Wieso sind die Batterien im Rollstuhl leer? Wieso ist das Telefon ausgestöpselt? Wieso wehrt Carlo sich nicht – gelähmt, aber mit kräftigem Bizeps? Tote Fragen, die das Leben stellt.«
    »Angenommen, er bringt leere Batterien mit, baut die vollen aus und die leeren ein? Aber der Onkel kann doch den Rollstuhl von Hand betreiben, den Recorder abschalten, das Telefon einstöpseln ... und überhaupt.«
    »A propos überhaupt.« Matzbach stand auf. »Kann ich bei dir zwei Tüten mit belastendem Material vergessen, bis auf weiteres? Dieses Nachdenken bringt jetzt nichts.«
    In der
Spelunke
begab sich Baltasar zunächst zur Kombüse, wo er Tshato zum schmucken Mediko-Turban beglückwünschte und sich die Geschichte der Nacht erzählen ließ. Danach stieg er zum Schankdeck, wo Yü am Tresen saß, Kaffee trank und über Papier brütete. Es war kurz nach sechs abends, der erste Gast ließ auf sich warten.
    »Es ist förderlich, ein Denken zu unternehmen«, sagte der Chinese ohne aufzublicken, als Matzbach eintraf und zuerst hinter den Tresen ging, um Kaffee zu zapfen.
    »Ihr redet wirr, alter Herr Yü. Was ist los?«
    Yü wartete, bis Matzbach sich neben ihn gesetzt hatte. Aus dem Kombüsendurchgang hörten sie Fetzen einer Unterhaltung zwischen Red Horse und Tshato.
    »Ich habe, o du Pfeiler der bruchsicheren Untugend, noch einmal über unser Konto nachgedacht.«
    Matzbach runzelte die Stirn. »Und?«
    Yü spreizte die Finger beider

Weitere Kostenlose Bücher