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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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herum, wo er das Zapfen und Mixen mit verbissener Großherzigkeit betrieb.
    Bei der Arbeit wälzte Matzbach verschiedene Gedanken hin und her. In einem ruhigen Moment nahm er Zaches beiseite.
    »Kleiner, hast du deine Bazooka noch?«
    Der Zwerg grinste. »Meinst du meinen Schwanz oder die Knalltüte? Hab ich alles noch, ja. Warum?«
    »Ich würde dich gern reaktivieren und ein paar Tage lang ausleihen.
Mit
Stelzen.«
    Zaches fuhr sich durch das kragenlange schwarze Haar. »Echte Arbeit? Hm. Eigentlich wollte ich ja nicht mehr, aber andererseits ... Worum geht’s?«
    Matzbach sagte es ihm. Zaches überlegte kurz und nickte dann.
    »Wann?«
    »Vielleicht noch diese Nacht. Ich müßte erst mal telefonieren, dann sehen wir weiter.«
    »Okay. Ich hab ja alles an Bord.«
    Matzbach führte ein kurzes Telefonat, nickte dann Zaches zu. »Klappt. Sobald Yü wieder auf Posten ist.«
    Zwei Gäste, die eben bei Red Horse gezahlt hatten und gegangen waren, erschienen wieder. Etwas sei nicht so richtig angenehm am Anleger, sagten sie.
    Matzbach ging mit ihnen hinaus. Die Treppe vom Ufer zum Anleger war gründlich vollgekotzt. Er bat die beiden, einen Moment zu warten und auf Kosten des Hauses noch einen Verdauungsschnaps zu trinken. Während er mit einem Eimer – am Henkel ein langes Seil – und Schrubber zurück zur Treppe ging, überlegte er, daß seit Danielas Eintreffen niemand mehr gekommen und niemand gegangen war. Mit nicht besonders appetitlichem Rheinwasser machte er sich ans Schwappen und Schrubben.
    Von irgendwo oberhalb, aus dem Baumgang am Ufer, hörte er ein herbes Kichern. Als er die Treppe so weit gesäubert hatte, daß er unbesudelt hochsteigen konnte, sah er sich um, entdeckte aber niemanden. Wohl jedoch Etwas, das ihn zu halblautem Fluchen animierte; er stellte den Eimer ab und ging hinüber zum breiten, beparkten Bürgersteig.
    Jemand hatte einen Pinsel – ein paar schwarze Borsten klebten hier und da – mit dunkelroter, klebriger Farbe einmal knapp unterhalb der Türgriffe um die blaue DS gezogen. Soweit Matzbach sehen konnte, war kein anderer Wagen derart kunstlos verziert worden. Er addierte Farbe und Erbrochenes, teilte die Summe durch Skepsis und erhielt als Ergebnis
Absicht
.
    Gegen viertel nach elf tauchte Yü aus den Untiefen seiner Erotik auf, frisch geduscht. Matzbach berichtete; der Chinese murmelte etwas von »Schutzgeld«, hob dann die Schultern und übernahm Lokal und Verantwortung.
    Zaches schleifte die Stelzen und einen Seesack hinter sich her, kaum kleiner als er selbst. Matzbach wollte helfen, aber der Zwerg lehnte ab, kicherte und hob das schwere Ding mühelos hoch.
    »Muß aber nicht jeder sehn«, sagte er, »daß ich das kann.« Neben der DS blieb er stehen, betrachtete den Farbstriemen, gluckste und fuhr mit einer Fingerspitze darüber. »Soll ich polieren, Chef? Is jetzt trocken. Aber schöne Scheiße.«
    Sie fuhren zur Garage in der Kölnstraße, stiegen in den Rover um und brausten durchs warme Dunkel. Kurz vor Mitternacht hupte Matzbach vor dem verschlossenen Tor des Päffgen-Gehöfts.
    Während Zaches die Gebäude inspizierte, setzte Matzbach den skeptischen Damen bei Wasser und Maracujasaft auf der Veranda seine Gründe auseinander.
    »Zaches ist Profi – oder war es lange. Er muß so um die Vierzig sein, schätz ich. War Boxer und Catcher, zuletzt Rausschmeißer in einem Puff in Frankfurt. Zwischendurch auch Leibwache und Leibwasweißich der Besitzerin. Wenn er nüchtern ist, schreibt er manchmal Gedichte; zum Glück ist er selten nüchtern.«
    »Ziehen Sie Prosa vor?« sagte Hermine Päffgen; im Zwielicht der lediglich von Mond, Sternen und fernen Lichtern beschienenen Veranda sah Matzbach ihre Zähne blitzen.
    »Richtig, Madame. Irgendwann, vor einem Jahr oder so, hat er den Job hingeschmissen und sich auf Wanderschaft begeben. Er sagt, er will nach Australien, aber vorher noch ein bißchen zu Fuß durch Europa. Er ist von Frankfurt nach München, Wien und Triest, dann rüber nach Basel und Straßburg und rheinabwärts nach Bonn. Jobbt immer mal zwischendurch. Im Moment ist er hauptberuflich Putzfrau auf der
Spelunke

    »Und du meinst«, sagte Rapunzel, »der kann auf uns aufpassen? Falls es nötig ist?«
    »Vor allem auf Sie.« Lautlos war Zaches unter der Veranda aufgetaucht, und mühelos zog er sich mit den Händen am Geländer hoch.
    »Probleme?« sagte Matzbach.
    Der Zwerg breitete die Arme aus. »Die üblichen. Ein Jammer, daß man vom Hof zwischen den Gebäuden

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