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Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Titel: Kein ganzes Leben lang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Benke
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Handbewegung.
    „Wenn du ein bisschen mehr Teufelchen sein willst, bist du hier richtig.“
    Anna sah sich um. Sie fing den Blick eines Mannes auf, der gegen eine der Säulen gelehnt stand. Er war vielleicht Mitte vierzig. Seine Haare waren grau meliert an den Schläfen. Er trug einen Bart. Seine Haare waren lockig. Seine Krawatte war gelockert. Er zwinkerte ihr zu. „Zum Beispiel“, sagte Lucrezia und zog die Augenbraue hoch. „Aber verlier keine Zeit. Im Leben muss man sich nehmen, was man will, ansonsten schnappt es dir jemand vor der Nase weg.“
    Anna trank ihr Glas in einem Zug leer.
    „Gib mir mal deine Kosmetiktasche. Ich bin gleich wieder da.“
    Im Waschraum öffnete sie ihre Haare, die ersten zwei Knöpfe ihrer Bluse, trug Lucrezias roten Lippenstift auf und schminkte sich die Augen dunkel. Als sie ihr Spiegelbild betrachtete, fuhr sie zurück. Die Elfe war verschwunden, stattdessen sah sie eine sinnliche Frau an. Der Champagner hatte sie übermütig gemacht. Sie zwinkerte ihrem Spiegelbild zu. Als sie in den Saal zurückging, warf sie dem Mann im Vorbeigehen einen Blick zu. Er musterte sie und schmunzelte. Sie setzte sich wieder neben Lucrezia.
    „Mann, du siehst toll aus!“, rief diese aus. „Bereit für ein kleines Abenteuer?“
    Anna trank einen großen Schluck von ihrem Champagner.
    „Es geht los.“ Anna nickte in Richtung ihres Verehrers, der sich in Bewegung gesetzt hatte. Ihr Herz klopfte, als er sich ihr näherte. Doch statt sie anzusprechen, lächelte er nur und legte einen Zettel vor sie auf den Tresen. Seine Hand berührte wie zufällig die ihre. Anna hielt den Atem ab. Schon hatte er sich wieder abgewandt und verließ den Saal.
    „Was war das denn?“ Anna sah Lucrezia an.
    „Ein Spiel. Was steht denn auf dem Zettel?“ Bevor Lucrezia ihn umdrehen konnte, hatte Anna danach gegriffen.
    Ratlos blickte sie auf die Zahl 35.
    Sie schüttelte den Kopf. „Soll das sein Alter sein? Ich verstehe gar nichts mehr.“
    Lucrezia lachte. „Du bist wirklich die Unschuld vom Lande. Das ist seine Zimmernummer.“
    „Wie bitte?“ Anna sah sie ungläubig an.
    „Du hast schon richtig gehört. Er hat dir seine Zimmernummer gegeben.“
    Anna war aufgeregt. War das ihre Chance, die Elfe abzulegen?
    „Los, vergiss deine Hemmungen. Niemand wird es erfahren.“ Lucrezias Augen funkelten verschwörerisch.
    Anna ließ ihren Blick durch den Raum gleiten. Der Mann mit dem Ehering in der Tasche hielt die Blonde im Arm und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die beiden Geschäftsleute prosteten sich verschwörerisch zu. Sie gab sich einen Ruck und trank ihr Glas leer.
    „Warte nicht auf mich.“
    Lucrezia lachte.
    Im Aufzug schüchterte sie ihr Spiegelbild ein, das sie kurz zuvor noch ermutigt hatte. Die prickelnde Wirkung des Champagners ließ nach. Als sie den Gang betrat, auf dem Zimmer 35 lag, dachte sie an Christiano. Als sie das Zimmer 35 erreicht hatte, setzte sie an zu klopfen. Lauras Engelsgesicht tauchte vor ihren Augen auf. Anna ließ die Schultern hängen. Das war einfach nicht sie. Sie drehte sich um und ging Richtung Aufzug zurück. Sie verließ das Hotel, ohne sich von Lucrezia zu verabschieden.
     
    Anna schloss die Wohnungstür hinter sich und streifte ihre Pumps ab. Als Shaban gegangen war, schlich sie auf nackten Füßen in Lauras Zimmer. Sie beugte sich über ihr Bettchen und lauschte ihrem Atem. Sanft strich sie ihrer Tochter über die Wange.
    „Wenn dies alles vorbei ist, bin ich wieder eine gute Mama. Verzeih mir, Engelchen.“
    Eine Woge der Erleichterung durchflutete sie, dass sie dieses Hotelzimmer nicht betreten hatte. Sie hätte sich dort nur noch mehr verloren.
    Es war noch nicht spät. Sie beschloss, die Sun-Equity-Daten für die Anmeldung fertigzustellen. Die fehlenden aktuellen Umsatzzahlen und Marktanteile stellte sie in einem Fragebogen zusammen, den sie an Paul schickte.
     
    Christiano ließ sich müde auf sein Bett fallen. Normalerweise liebte er die Tage voller Adrenalin, an denen es den Mandanten nicht schnell genug gehen konnte, an denen es darauf ankam. Aber seit Anna ihn vor die Tür gesetzt hatte, war er nur noch müde. Sein Handy klingelte.
    „Hat man denn nie seine Ruhe?“, rief er aus.
    Er runzelte die Stirn. Es war Bruna Pellegrini. Was wollte die denn um diese Uhrzeit?
    „Bruna, was gibt es?“
    „Christiano, es tut mir leid, Sie um diese späte Stunde zu stören, aber es ist ein Notfall. Die Banken geben uns keine Zeit mehr. Sie wollen sehen, dass wir uns

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