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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ist absolut in Ordnung, ich halte das auch für eine Errungenschaft unseres Rechtsstaats, selbst wenn es manchmal schwerfällt, so was zu akzeptieren.
    Es gibt aber, wie ich inzwischen feststellen musste, noch einer weitere, ziemlich spezielle Form von Schwachsinn – oder Dummheit –, die sich in gleichgültigem Umgang mit den Opfern ausdrückt. Nicht aus Hass, nicht aus Grausamkeit, sondern aus schierer Blödheit und Stümperei, so, als wäre das Ermorden eines Menschen eine Sache, die nicht mehr Sorgfalt erfordert als das Schmieren eines Butterbrots.
    Auch ein blöder Satz: Das Ermorden eines Menschen erfordert Sorgfalt. Aber dieser Satz ergibt schon einen gewissen Sinn, wenn man sich mal die Tat von Notzing vor Augen hält. Erst das, und dann ist es auch noch hilfreich, wenn man sich – so wie ich – hinterher den Tatort ansehen konnte.
    Der Sohn des ermordeten Ehepaares hatte uns angerufen, noch immer unter Schock, obwohl die Tat immerhin vier Wochen zurücklag. Die Polizei hatte den Tatort freigegeben, jetzt suchte er jemanden, der das Haus wieder in Ordnung brachte. Ich vereinbarte mit ihm einen Ortstermin und machte mich in der Zwischenzeit schlau, was vorgefallen war. Dazu hatte ich zunächst auch nur den Einsatzbericht und das, was man in den Zeitungen lesen konnte. Allein das war schon irrsinnig genug.
    Ausgangspunkt war der 21-jährige Freund der Tochter des Hauses, also der Schwester des 24-Jährigen, der uns beauftragt hatte. Die Eltern waren mit dem Freund nicht einverstanden gewesen, und sie hatten sich offenbar mit ihren Argumenten so weit durchgesetzt, dass die 17-Jährige tatsächlich die Beziehung zu dem jungen Mann abgebrochen hatte. Den wiederum hatte das offenbar maßlos geärgert. Also schritt er eines Freitags zur Tat.
    Den Freitag wählte er deshalb, weil er wusste, dass da das Haus vormittags leer war. Der Vater, gerade erst vor 14 Tagen in den Ruhestand gegangen, brachte morgens üblicherweise mit dem Auto seine Tochter in die Berufsschule. Und die Mutter ging zu ihrem Nebenjob als Reinigungskraft. Der 21-Jährige hatte abgewartet, bis alle weg waren, dann hatte er ein Kellerfenster eingeschlagen und war ins Haus gestiegen. Dort hatte er wieder gewartet. Der Vater war, so las ich, als Erster nach Hause gekommen. Der Täter ließ sich Zeit, so lange, bis der Vater weit genug von der Eingangstür weg war, um nicht sofort wieder fliehen zu können. Dann erstach er ihn. Das Messer dazu hatte er wohl aus der Küche genommen. Anschließend schleifte er die Leiche in den Keller, setzte sich in aller Seelenruhe wieder hin und wartete auf die Mutter.
    Die 54-Jährige kam am Vormittag nach Hause. Er hatte gewartet, bis sie im Haus war, dann hatte er sie ebenfalls erstochen, aber allen Berichten nach wie besessen auf sie eingestochen. Dann schleifte er sie ebenfalls in den Keller, setzte sich wieder hin und wartete auf die Heimkunft seiner Ex-Freundin. Die kam gegen Nachmittag ins Haus ihrer Eltern, fand dort ihren Ex-Freund samt den Leichen ihrer Eltern, und ab diesem Zeitpunkt gehen die Schilderungen etwas auseinander. Sie sagt, er habe sie gezwungen. Er sagt, sie hätte freiwillig mitgemacht. Nämlich bei der stümperhaftesten Leichenbeseitigung, von der ich je gehört habe. Erst fuhren die beiden nach Freising, um dort an einer Tankstelle Benzin zu holen. Dann luden sie die Leichen der Eltern in den Wagen des Vaters und fuhren damit zum Rohbau einer Doppelhaushälfte, die dem 21-Jährigen gehörte. Dort wuchteten sie zuerst die Leiche des Vaters in einen Kellerschacht, holten das Benzin, kippten es über die Leiche und zündeten sie an.
    Wie viel Benzin kann man an einer Tankstelle unauffällig kaufen? Fünf Liter? Zehn? Und wie kann man damit ernsthaft versuchen wollen, eine Leiche zu verbrennen? Über eine Stunde dauert es in einem Krematorium, samt Sarg, und dabei werden im gesamten Verbrennungsraum durchgehend Temperaturen von 800 Grad erreicht. Fünf Liter Benzin, die sind in zehn Minuten weg, und wenn man sie schlecht verteilt, ist die Leiche an manchen Stellen noch nicht einmal handwarm Um das zu wissen, muss ich kein Bestatter sein, dazu reicht die ganz normale Erfahrung eines Wochenend-Grillers. Wer trotzdem so vorgeht, der macht letztlich nichts anderes, als sehenden Auges einfach mal die Leiche anzukohlen, ohne jeden Sinn und Verstand, einfach nur, weil es zu mühsam ist, sich was Schlaueres auszudenken. Und genau so ging es dann ja auch weiter. Die Leiche verbrannte natürlich

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