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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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weitere Kleinteile wie die Kopfstütze oder das Schloss des Sicherheitsgurts auf der Beifahrerseite, das mit dem orangefarbenen Tastenverschluss. Auch hier war Blut reingelaufen, unmöglich, das rentabel sauber zu bekommen.
    Ich habe mal großzügig 6000 Euro veranschlagt. Dann haben sich die Autovermieter beraten. Und anschließend den Auftrag erteilt. Es wurde genau die Fieselei, die ich geahnt hatte.
    Didi hat ihnen den Wagen allerdings gleich mal als Serviceleistung in die Werkstatt gefahren. Sie hätten ihn auch für uns abgeschleppt, aber erstens mussten wir selber ja sowieso zur Werkstatt, und zweitens fuhr der Wagen tadellos. Er ist in den Overall geschlüpft, hat eine Plastikfolie auf den Fahrersitz gelegt und ist dann mit dem » Blutmobil « zur Werkstatt gefahren.
    Sie hatten uns einen jungen, sehr netten Mechaniker zur Verfügung gestellt. Der kam zu uns, betrachtete den Wagen und sagte blass: » Seid’s mer ned bös, aber des kann i ned. Ehrlich, des pack i ned. Da müsst’s wen anders fragen.« Weshalb sie einen etwas erfahreneren Meister schickten. Auch für ihn war es das erste Mal, aber angestellt hat er sich wirklich ausgezeichnet. Wir haben ihn auch in einen Overall gesteckt, haben ihm gesagt, dass wir für eine erste oberflächliche Reinigung eine Stunde bräuchten und dass er dann zum Einsatz käme.
    So haben wir dann auch angefangen: Mit einer Wischdesinfektion über alle Oberflächen. Wischfeucht, auf keinen Fall zu nass, denn wir wollten ja nicht, dass das blutige Wischwasser in alle Ritzen lief. Und dann gingen wir ans Eingemachte. Wir haben die Sitze ausgebaut und uns die Bescherung angesehen. Der Wagen hatte wohl leicht schräg gestanden, links vorne nach oben, rechts hinten nach unten. Und unter dem Teppich im vorderen Fußraum, auf der Fußbodenplatte im hinteren Fußraum sah man schon die Fließrichtung entlang der Rinnen und Ritzen. All diese Ritzen sind natürlich nicht wasserdicht. Und das bisschen Blut konnte auch nicht alles sein. Anhand der Selbstmordart konnte man ja ungefähr ahnen, welche Blutmenge in diesem Auto vorhanden sein musste. Wenn man in den Sitzpolstern etwa zwei Liter vermutete, musste der Rest irgendwo anders versickert sein.
    Es war außen unter den Trittbrettern. Oben die Ritze war leicht blutig, unten an der Karosserie war das weiß lackierte Metall blutrot bis schwarz getüncht. Es war in den Laufschienen der Sitze. Es war hinten rechts unter die Lüftung geschwappt, zentimeterhoch und teilweise noch immer flüssig. Und es war natürlich unter der Verkleidung an der Ladeklappe. Es war vorne in der Tür hinter der Verkleidung, in den Lautsprechern. Hinter der Verkleidung der Seitentür. Und der Mechaniker war Gold wert, für uns und für denjenigen, der zahlen musste. Wir haben mit dem Dampfreiniger gearbeitet, und wir haben das Auto so sauber gekriegt, wie man es nur kriegen konnte. Die Fußbodenplatte hinten nicht ganz: Die besteht aus plastikbeschichtetem Pressspan, aber an den Rändern ist sie unbehandelt, und da hatte sich das Blut natürlich hineingesaugt. Wir konnten die Platte noch desinfizieren, aber mehr war nicht drin. Wenn es mein Privatfahrzeug gewesen wäre, ich hätte sie am Rand sorgfältig dichtlackiert und wieder eingebaut, und das sagte ich ihnen auch, aber ob sie es so gemacht oder stattdessen die sündteure VW -Platte neu bestellt haben, kann ich nicht sagen. Das hätte die Kosten wieder um 800, 900 Euro erhöht.
    Die Sitzbezüge mussten raus, wie angenommen, auch der Schaumstoff drunter. Dafür haben wir ihnen den Himmel gerettet: Tatsächlich hat man nichts mehr gesehen, der war schneeweiß, dass es eine reine Freude war. Und wir haben die Armaturen ganz günstig sauber bekommen.
    Gott sei Dank hatte der Selbstmörder ja nicht flächendeckend drübergeblutet. Also haben wir oben den Dampfreiniger reingehalten. Unten haben wir Lappen zum Aufsaugen reingeklemmt. Und dann 30 Minuten alles durchdampft, bis unten wirklich nur noch saubere Flüssigkeit rauskam. Abschließend haben wir noch mal eine halbe Stunde lang alles mit Druckluft getrocknet. Und hinterher haben wir den Wagen dann tatsächlich in einem erstaunlich sauberen Zustand übergeben. Ich glaube aber dennoch, dass sie ihn nicht mehr in Deutschland zum Einsatz gebracht haben. Das ist vielleicht ganz beruhigend zu wissen.
    Beruhigender jedenfalls als die Überlegung, was mit dem Wagen passiert wäre, wenn wir nicht beauftragt worden wären und das Auto als Schaden abgeschrieben

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