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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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ja, wenn sie sich über hochgeklappte Klodeckel ärgert. Oder darüber, dass man spät nach Hause kommt, als wäre eine Beziehung eine Kaserne und man hat die Sperrstunde überschritten und sieht sich jetzt dem Feldwebel gegenüber. Nasse Handtücher vor der Dusche. Bierflaschenränder auf dem Glastisch und all das. Nörgeln eben.“
    „ Das tötet alle Gefühle in mir ab, Mann“, bestätigte Mark.
    „ Überall liegen deine Socken rum“, nörgelte Frank mit hoher Piepsstimme.
    „ Oh, die kenn ich, das ist Beate“, sagte Mark und die Männer lachten.
    „ Und so was Lächerliches tötet eure Liebe? Dann kann es ja nicht weit her sein damit“, sagte Bärbel desillusioniert.
    „ Was ist mit Zusammensein durch dick und dünn?“, fragte Sandra die Männer.
    „ Das nennt man dann einen Ehekrüppel“, sagte Mark. „Die Frau nervt, aber er bleibt mit ihr zusammen wegen der Kinder oder dem Geld oder weil er hässlich ist und Angst hat keine andere mehr zu bekommen.“
    „ Ich fasse es nicht“, stöhnte Bärbel. „Ich muss lesbisch werden.“
    Rolf hob die Hände um dem allgemeinen Gemurmel ein Ende zu machen und sich Gehör zu verschaffen.
    „ Also ganz so schlimm sind wir ja nun auch nicht. Ich zum Beispiel bin mit Julia zusammen, weil sie mich zum Lachen bringt. Weil sie immer für mich da ist. Weil sie mich versteht, wenn ich mich nicht mal selber verstehe. Weil sie es mit mir aushält. Weil sie mich immer unterstützt und zu mir hält. Da kann ich auch mal ein bisschen Nörgelei hinnehmen, wenn sie einen schlechten Tag hat, und mich zusammenreißen mit den scheiß Socken. Geben und Nehmen, daraus besteht eine Ehe.“
    Die Runde schwieg mit offenen Mündern.
    „ Och, das hat er aber süß gesagt“, sagte Bärbel schließlich und lächelte ihren Chef an.
    Die Männer murmelten Worte wie „Weichei“ und „Warmduscher“, auch ein „Schattenparker“ fiel, nickten ihm aber kumpelhaft zu. Immerhin hatte er ihre Ehre gerettet.
    „ Lasst mich mal zusammenfassen“, sagte Sandra. „Wenn eine Frau attraktiv ist, willig, nicht dauernd nörgelt, euch so nimmt, wie ihr seid, und euch unterstützt, Humor hat und nicht langweilig ist, dann glaubt ihr, dass ihr sie liebt?“
    „ Kochen können sollte sie auch“, warf Mark ein, und erntete Bärbels missbilligenden Blick.
    Bärbel war eine Emanze erster Klasse und mit ihrem alten Ich war Sandra immer stolz auf sie gewesen. Ihre rote abstehende Kurzhaarfrisur mit geschwärzten Spitzen schien sich bei Marks Worten noch höher aufzurichten.
    „ So in etwa“, beantwortete Rolf Sandras Frage und rettete damit Marks Leben. Bärbel musterte nun Rolf, der Sprache beraubt. Sandra sprang für sie ein und fasste die kollektive weibliche Fassungslosigkeit in Worte.
    „ Aber das sind doch alles rein logische Überlegungen und hat nichts mit Gefühlen zu tun. Das ist ja wie ... eine Checkliste abhaken.“
    „ Korrekt. Wir sind nun mal logische Wesen“, meinte Frank.
    „ Okay, aber gibt es nicht auch Frauen in eurer Umgebung, auf die diese Beschreibung auch zutrifft, die aber nur eure Freunde sind? Was macht eine Freundin zur Ehefrau in euren Augen?“
    „ Gute Frage, einfache Antwort“, sagte Frank. „Sex. Ist sie zu alledem auch noch willig, ist sie eine prima Partnerin. Nicht jede gute Freundin will auch mit mir körperlich werden. Leider.“
    Er zwinkerte Sandra zu. Sie schnaubte und verdrehte die Augen. Sie war nur ein Mal mit dem recht gut aussehenden Frank ausgegangen und hatte ihn für zu oberflächlich gehalten, um es noch einmal mit einem zweiten Treffen zu versuchen. Er hatte ihr den ganzen Abend teure mentale Bilder vorgelegt. Mein BMW, mein Segelboot, mein Haus, mein breites rundes Bett mit Vibrationsfunktion und Tigerbettwäsche, mein Tanga in demselben Muster. Der Tanga hatte Sandra in die Flucht geschlagen.
    „ Und was ist, wenn plötzlich eine andere Frau daherkommt, mit den gleichen Qualitäten?“, fragte Bärbel nach.
    „ Das Dilemma meines Lebens“, stöhnte Frank und die Männer kicherten.
    „ Na ja, die meisten von uns sind loyal“, sagte Rolf. „Wir verlassen nicht unser gemütliches Heim und die Frau, die sich so viel Mühe mit uns gibt, bloß weil da eine andere ist, die uns im Moment vielleicht mehr anregt, besonders durch die Faszination des Neuen. Das nutzt sich ab und dann hat man der Ehefrau umsonst wehgetan. Schließlich sind wir keine Monster. Und wenn man Kinder hat, wird’s erst richtig kompliziert, mit Verantwortung und

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