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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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so.“
    „ Oh. Mein. Gott“, stöhnte Bärbel. „Was für Ansichten! Und das sind die Männer von heute? Da muss man ja den Planeten verlassen! Vielleicht gibt’s irgendwo im All attraktive grüne Männchen.“
    Mark lachte auf und mimte Antennen auf der Stirn. Sandras Blick blieb an Rolf festgenagelt.
    „ Das heißt, ein Mann bleibt treu aus Gründen der Loyalität, und nicht aus Liebe?“
    Rolf stöhnte auf und lehnte sich zurück.
    „ Jungs, ich glaube, jetzt hab ich mich in Schwierigkeiten geredet. Hilfe!“
    Die Männer grölten. Die Frauen waren noch immer im Schockzustand.
    „ Treue ist eine moderne Erfindung. Der Mann ist für die Vielweiberei geschaffen, wusstet ihr das nicht?“, warf Tigertanga ein.
    „ Jetzt komm mir nicht mit: damals in der Höhle“, sagte Bärbel und verdrehte die Augen.
    „ Aber ich muss das jetzt als Beispiel bringen, damit ihr versteht. Hätte der Höhlenmann Treue praktiziert, wäre die Menschheit ausgestorben, weil SIE dauernd Migräne vorgetäuscht hätte und er mit nur einer Frau keine fünfunddreißig Kinder hätte zeugen können. Der Stamm wäre ausgestorben, ganz klar.“
    „ Das hätte er auch verdient, bei so viel emotionaler Eiszeit“, zischte Bärbel.
    Sandras Gedanken schweiften ab. Sie dachte darüber nach, was sie eben gehört hatte. Männer hatten, wenn überhaupt, ein völlig anderes Verständnis von Liebe. Wenn das stimmte, dann würde kein Mann je so auf sie reagieren wie sie auf ihn.
    Wie traurig. Wie verwirrend.
    Meist halten Männer also ihre Gefühle für rein sexuell, dachte Sandra. Vielleicht waren sie schlicht und einfach auf dem Holzweg und es handelte sich um denselben Sturm der Gefühle, den Frauen empfinden? Nur woanders lokalisiert. Zwischen ihren Beinen und in ihrem starken Ego. Von Natur aus emotional unterlegen, konnten Männer ihre Gefühle nicht so gut ausdrücken, daher die Missverständnisse. Sie listeten lieber der Frauen Qualitäten nüchtern auf, anstatt blind vor Liebe in ihre Socken zu schmelzen wie ein weibliches Wesen. Ja, so musste es sein. Sie sprachen von derselben Sache, nur der Standpunkt war verschieden. Das Empfinden fand in ihren Körpern woanders statt, und fühlte sich somit auch anders an. Deshalb konnten sie mit den Beschreibungen der Frauen von Liebe nichts anfangen. Männer wussten schon, was Liebe ist. Innere Zufriedenheit, sich wohl fühlen und erregt werden vom Partner. Dabei ließen sie sich von rein äußerlichen und körperlichen Eindrücken leiten. Was zunächst oberflächlich wirkte, aber Verhalten und Taten zählten für sie. Verhielt sich die Frau anders als ein Mann es mochte, konnte sie noch so attraktiv sein. Wenn der sexuelle Reiz nachließ, würde er sich von ihr trennen. Vielleicht war das doch nicht so oberflächlich, wie es erschien. Eine Frau, die bio-chemisch auf seiner Wellenlänge funkte, der Checkliste entsprach und noch dazu seine sexuellen Bedürfnisse befriedigte, konnte davon ausgehen, ehrlich und aus vollem Herzen geliebt zu werden. So einfach waren die Männer gestrickt.
    Durch die Checkliste allerdings waren sie auch leichte Beute für Frauen, die ihnen nur etwas vormachten. Ihnen fehlten die feinen Antennen, die es erlaubten, den Charakter einer Frau wirklich zu erkennen, durch all das Blendwerk von körperlichen Reizen, hautenger Kleidung, Schminke und Lippenbekenntnissen hindurch. Arme, emotionsschwache, äußerlich orientierte Männerwelt. Fast waren sie zu bedauern. Fast.
    Hatte sie Johns Checkliste nicht prima entsprochen? Liebte er sie nicht, auf seine Weise? Warum konnte er seine Liebe dann nicht voll und ganz ihr schenken? Womit hatte sie ihn verschreckt? Sie hatte von ihm verlangt seine Exfreundinnen abzuhaken. War das wirklich zu viel verlangt? Es hatte mit Respekt zu tun. Er hatte sie nicht respektiert. Aber vielleicht hatte er sich einfach nur bedrängt gefühlt. Zum ersten Mal lebte er mit einer Frau zusammen und schon stellte sie Forderungen. Sandra konnte das nachvollziehen, aber dennoch fühlte sie sich verletzt. Die Bemerkung, sie hätten keine Verpflichtungen miteinander, hatte sie tief getroffen. Zusammenleben war eine Verpflichtung in ihren Augen. Nein, so etwas zu sagen, konnte keine Liebe sein. Irgendwo auf der Checkliste hatte er keinen Haken eingetragen und sie hatte keine Ahnung, bei welchem Punkt.
    Sie hatte weder genörgelt noch ihm Sex verweigert, hatte ihm nichts diktiert, ihm keinerlei Vorschriften gemacht. Alles war wunderschön und in Ordnung gewesen,

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