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Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Titel: Kein Kind ist auch (k)eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Wolf
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Kleinen nicht an.
    »Aber noch besser war Maximes Schnack, als er meiner Freundin beim Stillen zusah«, gab Judith zum Besten. »Das war echt klasse. Er schaute sich das Ganze eine Weile an und fragte mich dann: Mama, ist das jetzt eigentlich Biomilch?«
    Alle lachten.
    »Ich hab das dann bei der Eltern -Zeitschrift eingereicht. Ihr wisst doch, hinten auf der letzten Seite werden immer die süßesten Sprüche veröffentlicht. Und schwups – fünfundzwanzig Euro verdient!«
    Und schwups – schenkte ich mir Prosecco nach. Trank ja hier sonst eh kaum einer. Außer »Brad«. Der hatte vergeblich versucht, das Gespräch mal auf das Thema Fußball zu lenken, aber da gab es nicht sehr viel zu berichten. Sein Verein verlor ununterbrochen. Dann bot er Politik an, den Einfluss der EU auf nationale Entscheidungen, womit er am Tisch auch niemanden vom Hocker riss, und schließlich dachte er, er hätte ein Thema für alle gefunden: die Familienpolitik. Aber damit konnte er an diesem Abend auch nicht punkten.
    Nach dieser Erkenntnis kümmerte er sich nur noch um das Öffnen der Flaschen. Irgendwie tat er mir richtig leid. Ich beobachtete ihn, wie er aufstand, sich an das Sideboard stellte, die Rotweinflasche in die Hand nahm. Er hielt sie wie ein wertvolles Kunststück, las das Etikett, drehte sie. Er hatte schöne Hände. Mein Blick wanderte etwas tiefer seinen Rücken runter. Auch gut, dachte ich und sah zu den anderen am Tisch hinüber, bevor es jemand merkte. »Brad« kam zurück und schenkte mir ein. Er war aufmerksam, hörte zu, war an mir interessiert. Eine Freundin oder Frau schien er nicht zu haben, sonst hätte Hanne ihn mir nicht vorgestellt. Fast zu perfekt.
    »Schatz, kannst du mir bitte noch etwas von dem leckeren Rehrücken geben?«, fragte Marie, während sie sich mit der Hand über den Rücken fuhr und das Gesicht vor Schmerz verzog.
    »Alles okay?«, fragte ich höflich.
    »Ja, danke, ich hab nur etwas Rückenschmerzen, weil ich die letzten drei Monate jeden Vormittag auf einer Steintreppe gesessen habe.«
    Ich überlegte, ob es mir einleuchten müsste, warum sie das getan hatte, aber es war nicht selbsterklärend, also wagte ich nachzufragen: »Und warum hast du das gemacht?«
    »Unsere Lütte, Lilly, ist in die Kita gekommen, und die Eingewöhnung war etwas schwieriger, als ich es mir vorgestellt hatte. Es bricht einem ja schon das Herz, wenn die Kleinen so unglücklich sind. Ich hab sie abgegeben und mich dann im Flur vor der Tür ihres Gruppenraums auf die Treppe gesetzt, um zu hören, ob und wann sie sich beruhigt. Na ja, und dabei muss ich wohl Zug bekommen haben.«
    »Ich glaube ja, Kindergarteneingewöhnungszeiten sind in erster Linie für Mütter erfunden worden«, meinte Judith. »Die Kleinen gewöhnen sich da schneller dran als die Großen. Unser Sohn heult schon lange nicht mehr, wenn ich ihn hinbringe, aber ich muss regelmäßig drauf achten, dass er es mir nicht ansieht, dass ich nasse Augen bekomme. Jetzt ist er schon so groß, irgendwann kommt er in die Schule … will nicht mehr mit mir schmusen … Ich mag gar nicht dran denken.«
    Alle holten tief Luft, nickten synchron und stimmten ihr mit einem bedrückten »Hmm« zu. Ich goss nach.
    Und dann lernte ich mit meinen fast sechsunddreißig Jahren noch etwas sehr Wichtiges. Es gab etwas, was alle Eltern dieser Welt in zwei Lager teilte und was man daher niemals in einer entspannten Runde ansprechen sollte. Es sei denn, man wollte den Abend vorzeitig beenden. Das Tabuthema Nummer eins: Wie hältst du es mit dem Impfen deines Kindes?
    Nie, nie, nie ansprechen! Das ist schlimmer, als mit dem Mann der besten Freundin ins Bett zu gehen, schlimmer als einfach alles.
    Am besten klärte man die Fronten ab, bevor man eine Einladung aussprach. Damit ersparte man sich viel Ärger. Denn es gab nur Pro oder Kontra. Und beide Seiten waren alles andere als liberal. Dieses Thema bedeutete Krieg, und der war gerade ausgebrochen.
    Brad ging auf den Balkon. Eine gute Idee. Ich folgte ihm.
    »Und du?«
    »Was, und ich? Ich bin geimpft. Bei Waltraud bin ich mir nicht sicher.« Ich zwinkerte ihm zu.
    Er lächelte.
    Huch. Flirtete ich gerade?
    »Ich meine, ob du Kinder hast? Kein Mann?«
    Ich sah mich um. »Ne.«
    »Wo ist der Haken?«
    »Warum muss es zwingend einen Haken geben?«, fragte ich cool und in einem Ton, den ich so noch nie bei mir gehört hatte. Fast schon weltmännisch. »Ich genieße das Leben. Außerdem bin ich ja auch nicht ganz allein. Waltraud und

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