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Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Titel: Kein Kind ist auch (k)eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Wolf
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Weinflasche leer, der Korb auch, und Waltraud schnarchte, was uns zum Lachen brachte.
    »Wo musst du lang? Bist du mit dem Auto?«
    »Nein, ich hab gar keins. Wir gehen gleich zum Dammtor und nehmen die S-Bahn.«
    »Ich kann euch auch kurz fahren. Ich wohne ja fast um die Ecke.«
    Um die Ecke?
    Ich hörte mich »Oh, ja, danke« sagen, dachte aber: »Oh, je!« Denn vor meinem inneren Auge sah ich uns schon in seinem Wagen vor meiner Tür halten. Dieser schreckliche Moment, in dem man nie wusste, was zu tun war. Sollte man fragen, ob er mit hochkommt, sich einfach bedanken und gehen oder … Ein einziger Moment, der die letzten drei schönen Stunden in wenigen Sekunden kaputtmachen könnte, sofern man die Situation falsch einschätzte.
    Beim Anblick seines durchtrainierten Oberkörpers, der sich jetzt unter dem Stoff abzeichnete, hätte ich ihn am liebsten gefragt, ob er mit hochkäme. Aber das war doch etwas zu plump, und noch ein One-Night-Stand musste nicht sein. Denn mit Ole konnte ich mir weitaus mehr vorstellen, jetzt wo ich ihn hier sitzen sah.
    Um gar nicht erst Gefahr zu laufen, etwas kaputtzumachen, bedankte ich mich, so kurz es ging, vor meiner Haustür bei Ole und stieg, so schnell es ging, aus.
    *
    Ablenkung war das beste Verdrängungsmittel, und deshalb war ich heilfroh, als Hanne mich für den nächsten Tag spontan zum Essen einlud. Damit war immerhin der Samstagabend schon mal verplant. Sie habe ein paar Freunde eingeladen und wolle die »asoziale Phase« beenden. Sie und Phillip müssten dringend wieder ein normales Leben führen – was auch immer sie darunter verstand. Ich gehörte anscheinend zu einem normalen Leben dazu.
    Früher hatten wir, wie gesagt, nur dieselben Freunde gehabt, heute kamen nur Leute, die ich nicht kannte: Judith, eine Bekannte aus irgendeiner Krabbelgruppe, samt erneuter Kugel vorm Bauch und dazugehörigem Mann, und Martin, den Phillip vom Kicken kannte, mit seiner Freundin Marie. Sie hatten gemeinsam drei Töchter, was mir gleich mitgeteilt wurde, nachdem man mir ihren Namen genannt hatte, als wäre diese Tatsache Teil des Namens. Martin und Marie Weißmann-Dreitöchter. Nun wusste ich es.
    Ich sag doch auch nicht: Angenehm, Charly Schönberg-Einhund.
    Und dann war da noch jemand, den ich noch nie gesehen hatte.
    »Und hier ist dein Platz, Charly.«
    Hanne deutete auf einen leeren Stuhl zwischen Marie und dem einzigen Mann, der hier heute Abend ohne sofort erkennbaren Anhang erschienen war. Ich spürte meine Gesichtsdurchblutung schon, bevor ich ihm meine Hand reichte. Er sah umwerfend gut aus. Zu gut. Mit etwas Fantasie hatte er etwas von Brad Pitt in jungen Jahren.
    »Darf ich vorstellen: Das ist Charly, meine beste Freundin, und das ist Andreas, ein Cousin von Phillip.«
    Aha. Ein Cousin. Und warum wird er mir bitte schön erst jetzt vorgestellt? Ich konnte es nicht fassen, dass Hanne mir so einen Typen vorenthalten hatte. Jahrelang! Wie konnte sie nur? Aber das war nicht das Einzige, was mich beschäftigte.
    Die gesamte Situation war so eindeutig, dass sie an Peinlichkeit kaum zu überbieten war. Man hatte anscheinend das Gefühl, den Richtigen für mich gefunden zu haben, und wollte mich hier heute Abend zwangsverkuppeln.
    Ich folgte Hanne ungefragt in die Küche, aus der sie die Vorspeise holen wollte.
    »Das hast du dir ja fein ausgedacht. Diskreter ging es wohl nicht? Fehlte ja nur noch ein Tischkärtchen mit der Aufschrift: Noch zu haben ! Außerdem wusste ich gar nicht, dass Phillip einen Cousin hat.«
    Hanne lachte laut auf. »Er ist beruflich gerade in der Nähe gewesen und da …«
    »Da dachtest du, du könntest mal das Praktische mit dem Guten verbinden und uns verkuppeln? Was auch immer du dir gedacht hast, es ist nicht zu übersehen und daher total peinlich.«
    »Wie lange ist es jetzt her, dass du … dass du ihn rausgeschmissen hast? Meinst du nicht, es wäre mal wieder an der Zeit, dich nach einer Alternative umzusehen?«
    »Woher willst du denn wissen, dass es nicht schon eine Alternative gibt?«, fragte ich schnippisch, nahm mir zwei Glasschälchen mit Salat und ging zurück ins Esszimmer, bevor sie nachhaken konnte.
    Die Idee, die »asoziale Phase« mit einem kinderlosen Abendessen einzuläuten, war gut. Der Haken war nur, dass Eltern die Angewohnheit hatten, diese Chance, sich mal über etwas anderes zu unterhalten, nicht nutzten! Und so versuchte ich es zwar hin und wieder mit einer kleinen Hundeanekdote, kam aber gegen die niedlichen Sprüche der

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