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Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Titel: Kein Kind ist auch (k)eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Wolf
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Das ist ja, wie wenn man ein neues Auto hat und es sich nur anguckt, statt eine Runde damit zu drehen.«
    »Was für ein schöner Vergleich.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich würde eher sagen, es ist wie eine Praline, die man sich für später aufhebt und nicht gleich in den Mund stopft.«
    Ich nahm mir ein Stück Schokolade, die auf dem Tisch lag, und biss ab. Zartbitter mit Chili.
    Ilka konnte es nicht fassen. »Sag mal, ist er bei den Zeugen Jehovas oder irgendeiner anderen Sekte, wo man Wert darauf legt erst nach der Eheschließung …?«
    »Wie kommst du denn jetzt darauf?«
    »Weil ich Angst habe, dass ich deine Stimme demnächst nicht mehr im Radio höre und dich dafür mit bunten Heftchen in der Fußgängerzone stehen sehe.«
    Bei dem Gedanken musste ich lachen und verschluckte mich prompt an der Schokolade. Ilka klopfte mir auf den Rücken und schob mir mein Glas näher ran.
    »Du solltest möglichst bald mit ihm ins Bett gehen«, meinte Ilka ganz ernst.
    »Okay, und warum?«
    »Um zu wissen, ob es sich lohnt, sich wirklich auf ihn einzulassen. Nun stell dir doch mal vor, du verliebst dich immer mehr in ihn, und alles wird immer wunderbarer und dann … die große Enttäuschung.«
    Sex, damit man wusste, mit wem man es zu tun hatte. Nach dem Motto: Schlaf mit mir, und ich sage dir, wer du bist!
    Ich verkniff mir den Kommentar, dass sie dann ja anscheinend bei ihrem Sex in den letzten Jahren nicht ganz bei der Sache gewesen sein konnte.
    Ilkas Sorgen waren unnötig. Eine Woche später besuchte Micha mich wieder, und ich wusste: Er war der Richtige.
    Nicht nur diesbezüglich hatte ich keinen Grund zu meckern. Ganz im Gegenteil. Ich hätte auch gar nicht so nervös um das Telefon herumschleichen müssen, denn er meldete sich schon am Dienstag, um zu fragen, wann wir uns wiedersehen. Keine Spielchen.
    Auch seine Andeutungen, er könne gut kochen, waren nicht untertrieben. Er kochte so gut, dass ich mich nicht traute, mehr in der Küche zu machen als den Kaffee. Einziges Problem: Er kaufte ein, und er begann damit schon an seinem zweiten Wochenende bei mir. Er kaufte nicht das Übliche, so wie ich: zwei Liter Milch, Salat, Paprika, Brot und eventuell ein Stück Gouda. Nein. Er kaufte drei verschiedene Sorten Milch, drei verschiedene Sorten Paprika, etliches anderes Gemüse, Brot, Brötchen und Baguette und zwölf verschiedene Sorten Käse, als würden wir täglich eine Truppe ausgehungerter Flüchtlinge erwarten. Wo vorher Ordnung herrschte – er nannte es Leere –, waren jetzt die Regale so voll, dass man erst mal alles rausholen musste, sofern man verhindern wollte, dass bereits geöffnete Sahnebecher oder selbst gemachte Salatsoßen auskippten, bevor man irgendetwas fand.
    So richtig passte mir das nicht, dass er einfach so in meine minimalistische Kühlschrankeinrichtung eingriff. Sobald er aus der Küche war, griff ich nach seinen Einkäufen und musste staunen, was es alles gab, das ich noch nicht kannte! Vermutlich alles Sachen aus seinem Feinkostladen, die sich ein Normalsterblicher nie kaufen würde. Käse mit Wasabi, Antipasti, bei denen man nicht sagen konnte, was es einmal gewesen war, bevor es Antipasti wurde. Obst, bei dem ich mich fragte, ob man es schälte oder mit Schale aß. Fleischspezialitäten, bei denen ich gar nicht wissen wollte, welches arme Tier ich da in der Hand hielt. Ich kam mir vor wie Alice im Wunderland.
    Und noch etwas änderte sich schlagartig, nachdem er mich ein paarmal besucht hatte: Mein Hund gehorchte. Ob er sie mit Froschschenkeln gefügig gemacht hatte, konnte ich nicht sagen. Fakt war: Sie benahm sich, als wäre sie bei der Bundeswehr groß geworden. Sie parierte!
    Waltraud war, seit wir zusammenlebten, in der Lage, »Sitz« und »Platz« zu machen und – wenn sie gewollt hätte – zu sicher noch viel mehr. Aber sie hatte bisher auf stur geschaltet, wenn ich im Park die Hundepfeife rausholte und verlangte, dass sie sofort kam und nicht erst, wenn ihr danach war. Sie machte einen auf taubstummes armes Hündchen. Aber kaum war ein Mann im Haus, tat sie, als wäre sie in einer Hundeschule groß geworden und hätte alle Hundescheine abgelegt, die es gab.
    Micha hatte Erfahrung mit verzogenen Vierbeinern. Seine Mutter kümmerte sich, seitdem die eigenen Kinder nicht mehr betütert werden mussten, um das Wohlergehen ihrer Möpse Hugo und Huberta.
    Möpse, so erklärte er mir bei einem unserer Spaziergänge mit Waltraud, seien nur aus einem einzigen Grund auf dieser Welt:

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