Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
Vom Netzwerk:
Wasser sank der männliche Plesiosaurier langsam außer Sicht. Er stieß einen letzten langen Heulton aus und verschwand. Das Weibchen lag jetzt regungslos; die schlammigen Flanken wogten.
    Culluket sagte: Seht nach rechts!
    Aiken sagte: Zwei ganz Große! Donnerwetter!
    Er drückte die gläsernen Sporen an seinen Fersen auf die Schultern des Chalikos. Der goldene Ritter und sein Reittier glitten nach unten und landeten mit einem widerhallenden Platsch. Das Chaliko sank bis an seine zottigen Fesseln ein, blieb aber ruhig. Aiken sprang von seinem Rücken und brach in halogenhelles Leuchten aus. Die Stelle unter den moosigen Zypressen wurde wie an einem Sommermittag erleuchtet. Durch das dünne Unterholz krochen zwei riesige Krokodile auf den erschöpften weiblichen Plesiosaurier zu. Ihre Augen flammten rot; ihre Mäuler standen leicht offen und zeigten Zähne wie geschälte und geschärfte Bananen. Der Kopf des größeren Reptils war mehr als zwei Meter lang.
    Aiken tanzte über den Sumpf wie ein wahnsinniges Irrlicht und gab furzende Geräusche von sich. Der führende Phobosuchus wandte sich ihm zu, während der andere verdutzt haltmachte.
    »Auf was wartet ihr Gespenster noch?« reizte Aiken die Firvulag. »Greift an, verdammt noch mal.«
    »Darf ich, Hochkönig?« bat Fafnor, seine Lanze einlegend.
    Sharn nickte. »Und du, Medor. Halte dich bereit ... und paß auf!«
    Mit kühnen Rufen spornten die beiden ihre Chalikos auf den tanzenden, leuchtenden Knirps zu. Es sah aus, als wollten sie ihn niederreiten, aber er sprang und wirbelte wie ein brennendes Blatt und entzog sich mühelos einem Zusammenstoß. Fafnor spießte das ihm nächste Krokodil mitten durch den Körper. Es brüllte und verrenkte sich. Sein starker Schwanz peitschte nach dem Chaliko, das nur gerettet wurde, weil es plötzlich vier Meter in die Luft stieg. Fafnors Lanze blieb in dem sich windenden Körper stecken. Der junge Held zog sein Langschwert und jagte der Beute nach. Jetzt mußte er sich nicht nur vor den Kiefern und dem Schwanz des Tieres in acht nehmen, sondern auch vor seiner eigenen Lanze, die ihm feindlich gesonnen zu sein schien. Mehrmals kam sie gefährlich nahe daran, ihn aus dem Sattel zu schleudern. Medor stand hilflos abseits. Ein metapsychisches Eingreifen wäre unsportlich gewesen, und die Konventionen der Jagd erlaubten einem Gefährten die Teilnahme nur, wenn der erste Kämpfer aus dem Sattel fiel oder die Waffe verlor.
    »Hack nicht nach seinem Schwanz, Dummkopf!«, rief Aiken. »Meinst du, du zerlegst eine Keule bei einem Bankett? Das Gehirn mußt du erwischen. Hinter dem Auge!«
    Fafnor kam zur Vernunft, fand schließlich die kritische Stelle und stieß sein Schwert mit beiden Händen nieder. Er zog sich in sichere Entfernung zurück, solange das Reptil im Todeskampf um sich schlug. Endlich stürzte ihm dunkles Blut aus dem Maul, und es lag still.
    Die gesamte Jagd begann zu glühen. Die Lagune erstrahlte in allen Regenbogenfarben, und Tanu wie Firvulag jubelten. Aiken ging zu dem toten Ungeheuer, schoß mittels Psychoenergie einen der vorstehenden Zähne ab und reichte Fafnor die Trophäe. »Gut gemacht, Junge.«
    Inzwischen war das zweite Krokodil verschwunden. Aber die Jagdlust der Kleinen Leute war nun doch geweckt worden, und sie verlangten von Aiken, daß er neue Beute herbeischaffe.
    »Warum nicht? Die Nacht ist noch jung!« Ein Lächeln von einstudierter Harmlosigkeit spielte um die Lippen des Kaspers. »Natürlich kann jeder ein Tier an Land besiegen. Wirklich spannend wird es jedoch erst, wenn es euch gelingt, eins draußen über dem Meer aus der Luft zu erledigen. Sehnt ihr Firvulag euch nach einer echten Herausforderung, können wir zur Straße von Redon zurückfliegen und uns einen Bullen-Plesiosaurier suchen. Solche, die sich nicht paaren, dürfen das ganze Jahr gejagt werden. Es gelten die üblichen Beschränkungen: Keine Anwendung von metapsychischer Gewalt - nur eure regulären Waffen. Und noch eins! Keine Schlamperei, daß ein verwundetes Tier davonschwimmt und stirbt. Wenn es euch nicht gelingt, die Beute beim ersten Streich zu töten, müßt ihr ins Wasser, um ihr den Gnadenstoß zu geben.«
    Plötzlich war alles still. Aikens ironischer Blick glitt über die Gesichter seiner Oger-Gäste. »Was? Keine Freiwilligen? Von euch Firvulag heißt es doch, daß ihr im Wasser viel tapferer seid als Tanu. Es müßte einfach für euch sein, ein Seeungeheuer in seinem eigenen Element abzuservieren. So schwer

Weitere Kostenlose Bücher