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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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für jemanden wie sie. Ich bin froh, daß wir sie mit Geisteskraft erledigt haben. Ein Jammer ist es um den alten Cull - aber auch das ist wahrscheinlich am besten so.«
    Er winkte ihnen munter zu und ging ein bißchen unsicher zur Tür hinaus. Da und dort erklangen Jubelrufe, die anwuchsen, bis sie die Dschungelgeräusche übertönten. Und dann wurden Stimmen und Gedanken von dem Lied abgelöst. Es erschallte vom Lager bis zu den draußen im Golf von Guadalquivir ankernden Booten.
    Der Rio Genil floß den Mulhacen hinab und machte einen weiten Bogen. Sein neues Bett wand sich um ein hoch mit Steingeröll bedecktes Gebiet. Die Leichen waren von dem Bergrutsch gut begraben worden, sicher vor umherstreifenden Schakalen und anderen Raubtieren.
    Tief unter dem Hügel brannte ein weißes Flämmchen innerhalb eines Rubins und wartete in seinem dunklen Gefängnis auf neuen Brennstoff.

    ENDE DES DRITTEN TEILS

Vierter Teil
    Der Herr des Chaos

1
    Moreyn von Var-Mesk hockte in Pechfinsternis auf dem verlassenen Lagerhof der Glasfabrik. Ein feiner Nieselregen sammelte sich auf seinem strähnigen Haar, lief ihm in den Mantelkragen und tropfte auf seine Nase. Er nieste. Für Mitte Juni war es unverhältnismäßig kalt, und vom Neuen Meer her blies ein scharfer Wind. Das Wetter, so dachte er düster, schien wie fast alles andere im Vielfarbenen Land in den letzten Tagen verrückt geworden zu sein.
    Unglücklich suchte Moreyn den schwarzen Himmel über dem Wasser ab und wünschte, Celadeyr und der Redakteur würden sich beeilen. Sollte er es wagen, einen kleinen psychokreativen Regenschirm aufzuspannen, solange er wartete? Das war wenig heldenhaft, aber - Tanas Zähne! - Härte im Ertragen war nicht die einzige Tugend, und ebenso wenig war Vorsicht notwendigerweise ein Beweis von Verweichlichung oder firvulagischer Entartung.
    Er nieste von neuem. Der unsichtbare Regenschirm entfaltete sich, und da er nun einmal dabei war, legte er eine diskrete infrarote Hülle um seine nassen Füße. Was mochte Celo aufhalten? Er war schon fast eine Stunde zu spät dran.
    Nicht, daß Moreyn es eilig gehabt hätte, seinen geheiligten Schutzbefohlenen loszuwerden. Es war eine Ehre gewesen, den Schlachtenmeister zu pflegen, und eine große Befriedigung, als Nodonn seine Klugheit lobte, mit der er das Rohmaterial beschafft hatte, das er für die Reparatur des Schwertes, die Überholung der Rüstung und die Herstellung eines neuen Handschuhs für die hölzerne Hand brauchte. (Diese Hand!)
    Aber als seine Kraft zurückkehrte, hielt Nodonn das müßige Leben nicht mehr aus. Er weigerte sich, in seinem salzigen Verlies versteckt zu bleiben, und streifte bei Nacht auf den unteren Ebenen der Salzschächte umher. Dann waren nur Ramas da, die ihn beobachten konnten, und sie hatten keine Möglichkeit, seine Anwesenheit zu verraten. Nur leider hatte Nodonn angefangen, den Affen bei der Arbeit zu helfen. Mit seiner sich erholenden Psychokinese belud er die Flachwagen mit so großen Mineralmengen, daß die grauberingten Vorarbeiter, die die Sollvorgaben überprüften, es eines Tages merken mußten. Als Moreyn diesem Spiel ein Ende machte, spielte der gelangweilte Schlachtenmeister mit den Mäusen. Schwärme der Nagetiere verseuchten die Kanalisation der Zitadelle und gewannen durch ein großes Abflußrohr Zugang zu der Glasfabrik. Mehr als einmal hatte Moreyn, wenn er seinen Patienten besuchte, verblüfft dichte Reihen der kleinen Geschöpfe gesehen, die marschierten, schwenkten und präzise Manöver vollführten, während Nodonn wie eine höhnische Inkarnation des Apollo Smintheus auf einem Haufen Bruchglas saß und seine Heerschar en miniature überwachte.
    Ja ... es war höchste Zeit, daß der sich schnell erholende Schlachtenmeister nach Afaliah umzog. Wo die Hand geheilt und das schlechte Omen ausgelöscht werden konnte.
    Trotz seiner warm werdenden Füße erschauerte der Glashersteller vor Angst. Der Einhändige Krieger! Nach der altehrwürdigen Tanu-Tradition war das eins der furchtbarsten Vorzeichen für den Letzten Krieg.
    Moreyn, ertönte der heimliche Ruf in seinem intimen Modus.
    (Endlich!) Hier. Hier unten, Celo.
    Und dann spiralten zwei undeutlich zu erkennende Reiter abwärts. Ihre ledernen Wetteranzüge und die Körper ihrer Chalikos spiegelten die vom Nebel verschleierten Lichter der Stadt wider, bis sie den schattigen Hof erreichten.
    »Heil, kreativer Bruder«, grüßte Moreyn den Lord von Afaliah, als dieser sich aus dem Sattel

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