(K)ein Kuss ist auch (k)eine Loesung
aus der Küche verrieten allerdings, dass Claire bereits dabei war, Frühstück zu machen.
Justin drehte sich auf den Rücken, reckte die Arme über seinen Kopf und hob die Lider. Er war schon früher in Claires Schlafzimmer gewesen. Dabei fiel ihm auf, dass er, zumindest rein technisch gesehen, die Nacht doch nicht in Brendans Bett verbracht hatte. Ein paar Monate nach dem Unfall hatte Claire das Bett gegen ein unwesentlich kleineres ausgetauscht. Angeblich, weil sie mehr Platz im Schlafzimmer wollte. Justin konnte kaum einen Unterschied erkennen, als er geholfen hatte, das Bett aufzubauen. Es war wohl eher so, dass sie es nicht mehr ertrug, weiter in dem Ehebett zu schlafen, das sie mit Brendan geteilt hatte.
Plötzlich spürte er etwas Pelziges an seinem Ellbogen, warf sich erschrocken zur Seite und wäre fast auf dem Boden gelandet. „Herrgott, Moxie! Kannst du nicht miauen, bevor du dich an mich ankuschelst?“
Die Katze rieb das Köpfchen an seinem Kinn, bevor sie von der Matratze sprang. Sie quetschte sich durch den Spalt in der Tür. Die öffnete sich dabei weiter und ließ den Geruch eines wunderbar duftenden Frühstücks herein, zu dem offenbar auch köstlicher Speck gehörte.
Doch so gut es auch roch, Justin hoffte, dass das Essen noch nicht servierfertig war. Er brauchte noch ein paar Minuten, bevor er sich dem stellen konnte, was sie gestern Nacht getan hatten. Was er gestern getan hatte.
„Zehn Minuten“, rief Claire jetzt aus der Küche.
Er musste nicht lange überlegen, woher sie wusste, dass er wach war. Moxie wich schlafenden Menschen nicht von der Seite. Sobald die Katze also das Zimmer verlassen hatte, war Claire bestens über seinen Zustand unterrichtet.
Damit er ihr nicht sofort unter die Augen treten musste, schlich er sich ins Bad, während sie noch am Herd stand. Er rasierte sich, duschte und nahm sich frische Klamotten aus ‚seinem‘ Fach im Schrank mit dem Bettzeug. Er übernachtete so oft hier auf der Couch, dass es sich einfach anbot, ein paar Sachen hierzulassen. Und eine Schublade in der Kommode mit der Unterwäsche konnten sie sich schlecht teilen. Das wäre dann doch etwas merkwürdig gewesen.
Ungefähr so, wie miteinander zu schlafen.
Er schob die Begegnung mit Claire so lange hinaus, wie es ging, putzte sich sogar extra gründlich die Zähne, doch dann klopfte sie erst kräftig gegen die Tür, bevor sie ihm sagte, dass das Frühstück auf dem Tisch stand. Tief durchatmend öffnete er die Tür.
Sie sah vollkommen unverändert aus. Das Haar hatte sie zu einem unordentlichen Knoten zusammengesteckt. Ansonsten trug sie T-Shirt und Jeans und dazu die klobigen, mit Lammfell gefütterten Hausschuhe, die er ihr im Jahr davor zu Weihnachten geschenkt hatte. Die Garage unter ihrer Wohnung wurde nicht geheizt, und so war es im Winter meistens kalt. Claire stellte zwei Becher auf den Tisch, und er musterte sie noch einmal. Nein, sie sah wirklich nicht anders aus als sonst.
Trotzdem war jetzt alles anders, weil er es jetzt wusste . Er wusste, wie es sich anfühlte, sie im Arm zu halten. Ihr Körper unter seinem, ihre langen Beine um seine Hüften. Was er allerdings nicht wusste – würde er das alles jemals wieder spüren?
Denn das wollte er unbedingt.
Das Essen stand bereits auf dem Tisch, also setzte er sich und langte zu. Bevor sie eingeschlafen waren, hatten sie ja genug Kalorien verbrannt. Doch trotz des großen Hungers, mit dem er sich über das Frühstück hermachte, entging ihm nicht, dass Claire seinen Blicken auswich. Wenn eine Frau einem Mann am Morgen danach nicht in die Augen sah, bereute sie entweder, was passiert war, oder er war ein miserabler Liebhaber. Zumindest hatte er das mal gehört.
„Ich sollte mich wohl bei dir bedanken.“
Justin wollte sich geradeeine Gabel Bratkartoffeln in den Mund schieben. Er hielt inne.
„Bedanken?“
„Na ja … für letzte Nacht.“
„Dann muss ich mich wohl auch bedanken. Es war nämlich unglaublich. Fand ich. Also … hoffe ich.“ Bis jetzt war er sich eigentlich sicher gewesen, dass es für Claire genauso großartig gewesen war wie für ihn. Im Moment aber saß er einer Frau gegenüber, die nicht gerade den Eindruck machte, als hätte sie die Nacht mit richtig heißem Sex verbracht.
„Doch, doch … war es“, versicherte sie ihm, für seinen Geschmack etwas zu schnell. „Es war wirklich toll. Deshalb wollte ich mich ja auch bedanken.“
„Okay. Tja dann … gern geschehen.“ Irgendwie wurde Justin das
Weitere Kostenlose Bücher