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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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ist?
    Fünf Sekunden später stehe ich im Korridor. Nach zehn Sekunden habe ich die menschenleere Lobby hinter mir, meide den Blick des unglücklichen Barmannes. Er wird schon bald wieder genug zu tun haben. Nach fünfzehn Sekunden bin ich draußen, ignoriere den Türsteher, renne über den Kiesweg, um die Ecke, bis ich Rasen unter meinen Füßen spüre und das Gefühl habe, entkommen zu sein.
    Ich laufe langsamer, warte darauf, dass ich wieder zu Atem komme. Noch immer stehe ich unter Schock nach allem, was eben passiert ist.
    Werden Sie deswegen Ihren Job verlieren?
    Wieder Schweigen. Ich gehe etwas weiter, gewöhne mich an das Licht der Nacht, die kühle Luft, die leichte Brise, das weiche Gras. Inzwischen liegt das Hotel gut vierhundert Meter hinter mir. Ich werde etwas ruhiger.
    Vielleicht.
    Er klingt entspannt. Falls eine Ein-Wort- SMS denn entspannt klingen kann. 86
    Ich bin jetzt draußen. Welche Richtung soll ich gehen?
    Weiß der Himmel. Bin hinter dem Hotel einfach losgelaufen.
    Das tu ich auch gerade.
    Dann treffen wir uns.
    Sie haben nie erzählt, dass Ihre Mum gestorben ist.
    Ich habe es getippt und Senden gedrückt, bevor ich mich bremsen kann. Ich starre das Display an, winde mich angesichts meiner Taktlosigkeit. Ich kann nicht glauben, dass ich das geschrieben habe. Ausgerechnet jetzt. Als hätte das für ihn jetzt Priorität.
    Nein, habe ich nicht.
    Ich komme zu etwas, das der Rand eines Krocket-Rasens zu sein scheint. Vor mir liegt der bewaldete Teil des Gartens. Ist er dort? Gerade will ich ihn fragen, als die nächste Nachricht in meinem Handy piept.
    Ich mag es einfach nicht mehr erzählen. Die betretene Pause. Verstehen Sie?
    Ich blinzle das Display an und staune, dass es noch einen Menschen gibt, der das mit der betretenen Pause weiß.
    Ich verstehe.
    Ich hätte es Ihnen erzählen müssen.
    Auf keinen Fall will ich ihm ein schlechtes Gewissen machen. So habe ich das nicht gemeint. Das war nicht meine Absicht. So schnell ich kann, tippe ich eine Antwort:
    Nein. Kein Muss. Niemals. Das ist mein Motto.
    Das ist Ihr Lebensmotto?
    Lebensmotto? Das habe ich eigentlich nicht damit gemeint. Aber mir gefällt die Vorstellung, dass er glaubt, ich hätte ein Lebensmotto.
    Nein, mein Lebensmotto ist …
    Ich überlege einen Moment. Mein Lebensmotto. Das ist ganz schön schwer. Mir fällt wohl das eine oder andere gute Motto ein, aber eins fürs ganze Leben …
    Ich sitze hier auf glühenden Kohlen.
    Hören Sie auf, ich muss nachdenken.
    Dann plötzlich kommt mir eine Idee. Zuversichtlich schreibe ich:
    Was im Müll liegt, darf man sich nehmen.
    Es bleibt still, dann piept das Handy mit seiner Antwort:
    ☺
    Fassungslos starre ich es an. Ein Smiley. Sam Roxton hat mir einen Smiley geschickt! Im nächsten Moment kommt eine Fortsetzung.
    Ich weiß. Ich kann es selbst nicht fassen.

    Ich lache laut, dann fährt mir ein kalter Schauer über den Rücken, als mich der Wind umweht. Das ist ja alles gut und schön. Aber ich stehe hier auf einem Acker in Hampshire, ohne Jacke und ohne die geringste Ahnung, was ich hier eigentlich tue. Komm schon, Poppy. Konzentrier dich. Der Mond scheint nicht, und die Sterne haben sich hinter den Wolken versteckt. Ich kann die kleinen Handytasten kaum erkennen.
    Wo SIND Sie? Im Wald? Ich kann nichts sehen.
    Hinterm Wald. Andere Seite. Ich komm Ihnen entgegen.
    Vorsichtig bahne ich mir einen Weg durch die Bäume, fluche, als mir ein Brombeerstrauch das Bein zerkratzt. Wahrscheinlich gibt es hier auch Schlangen und Brennnesseln. Vielleicht sogar Fallgruben. Ich greife nach meinem Telefon und versuche, gleichzeitig zu simsen und den Brombeeren auszuweichen.
    Mein neues Lebensmotto: Gehe nie allein in einen dunklen, unheimlichen Wald.
    Wieder Stille – dann piept mein Handy.
    Sie sind nicht allein.
    Ich halte das Handy fester. Es stimmt. Solange er am anderen Ende ist, fühle ich mich sicher. Ich taste mich voran, stolpere fast über eine Baumwurzel und frage mich, wo wohl der Mond geblieben sein mag. Ist wahrscheinlich gerade beim Abnehmen. Oder Zunehmen. Eins von beidem.
    Suchen Sie mich. Ich komme.
    Ungläubig starre ich seine Nachricht an. Ihn suchen? Wie kann ich ihn suchen?
    Es ist stockfinster, falls es Ihnen noch nicht aufgefallen sein sollte.
    Mein Handy. Suchen Sie das Licht. Nicht rufen. Man könnte Sie hören.
    Ich spähe in die Finsternis. Ich kann rein gar nichts erkennen, nur die dunklen Schatten der Bäume und der Brombeersträuche. Aber das Schlimmste, was mir

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