Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
Schultern. Okay. Er ist mir was schuldig. Na und? Im nächsten Moment kommt eine zweite SMS .
Ich könnte Ihnen einen Chip besorgen.
Sprachlos starre ich das Display an. Er weiß doch, dass das mit dem Chip eine Metapher war, oder? Er redet hier nicht von echten Poker-Chips, oder?
Oder Kartoffelchips.
Vom Straßenlärm, den man hier tagsüber hört, ist nichts zu merken, wodurch es in der Küche ungewöhnlich still ist, abgesehen davon, dass gelegentlich der Kühlschrank rattert. Im künstlichen Licht betrachte ich das Display, dann reibe ich mir die müden Augen und überlege, ob ich das Handy nicht lieber abstellen und ins Bett gehen sollte.
Wie meinen Sie das?
Seine Antwort kommt sofort, als hätte er gemerkt, dass seine letzte Nachricht seltsam klang.
Ein Freund von mir ist Juwelier. Fertigt Repliken für Filmproduktionen. Sehr realistisch. Sie könnten Zeit gewinnen.
Ein nachgemachter Ring?
Ich glaube, ich muss wohl doch ziemlich dämlich sein. Denn darauf bin überhaupt noch nicht gekommen.
43 Mussten Antony und Wanda denn bei ihrer Arbeit nicht auch mal Examen beaufsichtigen? Ich meine ja nur.
44 Als mir Magnus das erste Mal erzählt hat, dass sein Spezialgebiet Symbole sind, habe ich nicht richtig zugehört. Ich dachte, er meinte Zimbeln . Diese Dinger, die so scheppern. Nicht dass ich es ihm gegenüber je zugegeben hätte.
45 Nicht dass ich herumgeschnüffelt hätte oder so. Aber man kann doch gar nicht anders, als sich Sachen anzusehen, wenn man sie weiterleitet, und dann fallen einem Hinweise auf den »Premierminister« und »Downing Street 10« eben auf.
46 Okay. Erwischt. Ich habe bei meiner Anhörung nicht die absolut volle Wahrheit gesagt.
Folgendes: Ich weiß, ich war total unprofessionell. Ich weiß, man sollte mir die Zulassung entziehen. Die Broschüre zur Ethik in der Physiotherapie beginnt praktisch mit den Worten: »Vögeln Sie Ihren Patienten niemals auf der Liege, unter gar keinen Umständen.«
Ich dagegen sage: Wenn man etwas Unrechtes tut, das aber keinem schadet und von dem auch keiner was weiß, sollte man deshalb bestraft werden und seinen Beruf nicht länger ausüben dürfen? Gibt es da denn keinen Ermessensspielraum?
Außerdem haben wir es nur einmal gemacht. Und das ging ganz schnell. (Nicht dass es nicht gut war. Nur eben schnell.)
Und Ruby hat die Praxis einmal für eine Party genutzt und alle Feuerschutztüren aufgerissen, was unter gesundheitlichen und sicherheitstechnischen Gesichtspunkten total verboten war. Also. Nobody is perfect.
47 Das ist Teil meiner prä-hochzeitlichen Vorbereitungen, die aus täglichem Schrubben, täglichem Eincremen, wöchentlicher Gesichtsmaske, Haarmaske und Augenmaske bestehen, dazu täglich hundert Sit-ups und Meditation, um ruhig zu bleiben. Bisher habe ich das mit dem Eincremen geschafft. Und heute Abend bin ich etwas behindert durch meine bandagierte Hand.
48 Wie, damit dein Freund es findet?
49 Ich gebe meine Nummer nicht an alle Patienten raus. Nur an langfristige Patienten, Notfälle und Leute, die aussehen, als bräuchten sie Unterstützung. Dieser Typ ist einer von denen, die sagen, es gehe ihnen wunderbar, und dann sieht man, dass sie vor Schmerz ganz blass werden. Ich musste darauf bestehen, dass er mich jederzeit anrufen kann, und es auch seiner Frau gegenüber wiederholen, sonst hätte er sich einfach immer weiter tapfer gequält.
SECHS
O kay. Ein nachgemachter Ring ist keine gute Idee. Dafür gibt es tausenderlei Gründe. Zum Beispiel:
1. Es ist unehrlich.
2. Wahrscheinlich wird er nicht überzeugend aussehen.
3. Es ist unmoralisch. 50
Nichtsdestoweniger marschiere ich hier am nächsten Morgen um zehn Uhr in Hatton Garden herum und versuche, den Umstand zu verbergen, dass ich Stielaugen mache. Ich war noch nie in Hatton Garden, ich wusste nicht mal, dass es das überhaupt gibt. Eine ganze Straße voller Juweliere?
Hier gibt es mehr Diamanten, als ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Überall sind Schilder, die mit Schnäppchenpreisen prahlen, mit Hochkarätern, Prachtstücken und einzigartigem Design. Hier ist die Stadt der Verlobungsringe. Pärchen schlendern vorüber, Frauen deuten auf die Auslagen, und die Männer lächeln und wirken etwas kränklich, wenn ihre Zukünftigen nicht hinsehen.
Ich war noch nie bei einem Juwelier. Jedenfalls nicht bei einem richtig echten Juwelier wie diesem hier. Der einzige Schmuck, den ich je besessen habe, kam vom Flohmarkt oder von Topshop, solchen Läden. Meine Eltern
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