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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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ist es definitiv. Ich komme mir vor, als hätte ich irgendein mythisches Wesen entdeckt.
    Je näher ich herantrete, desto mehr kribbelt es mich am ganzen Körper. Ich habe das schreckliche Gefühl, als müsste ich jeden Moment loslachen. Es ist wirklich lächerlich. Jemanden auszuspionieren, den man gar nicht kennt. Ich drücke meine Aktenordner fest an mich und rücke noch etwas näher heran.
    Zwei jüngere Frauen sind bei ihr im Büro. Alle trinken Tee, und Willow redet.
    Verdammt. Sie hat gar keine weinerlich nasale Stimme. Eigentlich klingt sie ganz melodisch und vernünftig … bis man hört, was sie gerade sagt.
    »Natürlich will er mir damit nur eins auswischen«, sagt sie gerade. »Die ganze Sache ist ein einziges großes ›Leck mich, Willow‹. Ihr wisst, dass es eigentlich meine Idee war?«
    »Nein«, sagt eines der Mädchen. »Wirklich?«
    »Oh, ja.« Kurz wendet sie ihren Kopf herum, und ich sehe ein trauriges, mitleidiges Lächeln. »Die ›New Idea Generation‹ ist mein Ding. Sam hat mich reingelegt. Ich wollte gerade genau dieselbe Mail rausschicken. Derselbe Wortlaut, alles. Wahrscheinlich hat er sie irgendwann abends mal auf meinem Notebook gesehen.«
    Ich lausche gebannt. Spricht sie von meiner E-Mail? Am liebsten würde ich reinplatzen und sagen: »Er kann dich nicht reingelegt haben. Er hat die Mail nicht mal verschickt!«
    »Solche Dinger zieht er ständig ab«, fügt sie hinzu und nimmt einen Schluck Tee. »So hat er Karriere gemacht. Unredlich.«
    Okay, jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Entweder täusche ich mich in Sam, oder sie sieht ihn völlig falsch, denn meiner Meinung nach ist er der letzte Mensch auf der Welt, von dem man sich vorstellen kann, dass er jemanden reinlegen würde.
    »Ich weiß nur gar nicht, wieso er dauernd mit mir konkurrieren muss«, sagt Willow gerade. »Was ist mit den Männern los? Wieso kann man sich der Welt nicht gemeinsam stellen? Seite an Seite? Was ist an einer Partnerschaft denn so schlecht? Oder ist das zu … großzügig , als dass es in seinen tumben Männerkopf reingeht?«
    »Er will das alleinige Sagen haben«, sagt das andere Mädchen und bricht einen Keks in der Mitte durch. »Wollen sie doch alle. Er wird dir die verdiente Anerkennung niemals zollen, nie und nimmer.«
    »Aber begreift er denn nicht, wie perfekt alles sein könnte, wenn wir nur endlich miteinander auskämen? Wenn wir diese beschissene Phase hinter uns bringen könnten?« Plötzlich klingt Willow direkt leidenschaftlich. »Zusammen arbeiten, zusammen sein … das ganze Paket … es könnte das Größte sein.« Sie schweigt und nimmt einen Schluck Tee. »Die Frage ist nur, wie lange ich ihm noch gebe. Denn ich kann es bald nicht mehr ertragen.«
    »Habt ihr schon mal darüber geredet?«, fragt das erste Mädchen.
    »Bitte! Du weißt doch: Sam und ›Reden‹.« Sie malt Gänsefüßchen in die Luft.
    Na. Da bin ich ihrer Meinung.
    »Es macht mich richtig traurig.« Sie schüttelt den Kopf. »Nicht für mich, für ihn . Er sieht nicht, was direkt vor seiner Nase ist. Er weiß nicht zu schätzen, was er hat, und wisst ihr was? Er wird es verlieren. Und dann wird er es wollen, doch dann wird es zu spät sein. Zu spät.« Klappernd stellt sie ihre Tasse ab. »Aus und vorbei.«
    Plötzlich bin ich wie gebannt. Ich sehe dieses Gespräch in völlig anderem Licht. Mir wird klar, dass Willow mehr Einblick hat, als ich dachte. Denn ehrlich gesagt, denke ich über Sam und seinen Vater ganz genauso. Sam sieht nicht, was er verliert, und wenn es so weit ist, könnte es zu spät sein. Okay, ich kenne nicht die ganze Geschichte zwischen den beiden. Aber ich habe die Mails gesehen, ich habe eine Vorstellung davon …
    Da stutze ich. In meinem Kopf läuten sämtliche Alarmglocken. Anfangs in weiter Ferne, jetzt allerdings werden sie laut und schrill. O nein, o nein, o Gott …
    Sams Vater. Der 24. April. Das ist heute. Den habe ich total vergessen. Wie konnte ich so blöd sein?
    Der Schreck steigt in mir hoch wie eiskaltes Wasser. Sams Dad wird vor dem Chiddingford Hotel stehen in freudiger Erwartung eines Wiedersehens. Heute. Wahrscheinlich ist er schon unterwegs. Sicher ist er aufgeregt. Aber Sam wird gar nicht da sein. Er fährt erst morgen zu der Tagung.
    Verdammt . Das habe ich voll vermasselt. Ich hatte es total vergessen. Bei den vielen anderen Problemen.
    Was soll ich machen? Ich kann es Sam nicht sagen. Er wird stinksauer sein. Und er ist sowieso schon so gestresst. Soll ich seinem Dad

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