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Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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übereinander und blickte über den Parkplatz hinweg zum Highway mit seinen Lichtern. Kleine, sagte er, woher zum Teufel soll ich wissen, wo du hinsollst?
Tja. Jedenfalls bin ich Ihnen dankbar dafür, dass Sie mir das Geld gegeben haben.
Keine Ursache.
Das hätten Sie nicht tun müssen.
Du wolltest doch nicht reden.
In Ordnung. Allerdings ist es eine Menge Geld.
Es ist bei weitem nicht so viel, wie du glaubst. Du wirst schon sehen.
Ich werd’s nicht verpulvern. Ich brauch Geld, um mir eine Wohnung zu besorgen.
Du kommst schon klar.
Das hoff ich.
Am besten wohnt man in Kalifornien, wenn man von woanders ist. Am allerbesten wahrscheinlich, wenn man vom Mars kommt.
Hoffentlich nicht. Da komm ich nämlich nicht her.
Du kommst schon klar.
Kann ich Sie mal was fragen?
Ja. Nur zu.
Wie alt sind Sie?
Sechsunddreißig.
Das ist ziemlich alt. Dass Sie so alt sind, hab ich nicht gewusst.
Ich weiß. Mich hat’s ja selber ziemlich überrascht.
Ich hab das Gefühl, ich müsste Angst vor Ihnen haben, aber ich hab keine.
Tja, da kann ich dir auch keinen Rat geben. Die meisten Leute laufen vor ihrer eigenen Mutter weg, um sich dem Tod an den Hals zu werfen. Sie können es gar nicht abwarten.
Sie glauben wohl, dass ich das mache.
Ich will gar nicht wissen, was du machst.
Ich frag mich, wo ich jetzt wär, wenn ich Sie heute Morgen nicht getroffen hätte.
Ich weiß nicht.
Ich hab immer Glück gehabt. Mit solchen Sachen. Mit Leuten, die ich kennengelernt hab.
Also, mit solchen Sprüchen würd ich mich an deiner Stelle zurückhalten.
Wieso? Haben Sie etwa vor, mich in der Wüste zu verbuddeln?
Nein. Aber da draußen gibt’s auch eine Menge Pech. Und über kurz oder lang kriegt man seinen Anteil davon ab.
Ich hab meinen schon abgekriegt. Ich finde, bei mir ist jetzt mal eine Veränderung fällig. Vielleicht sogar überfällig.
Ach ja? Da irrst du dich.
Warum sagen Sie das?
Er sah sie an. Eins kann ich dir sagen, Schwesterlein. Wenn’s auf diesem Planeten eins gibt, wonach du nicht aussiehst, dann ist es ein Haufen Glück auf zwei Beinen.
So was zu sagen ist gemein.
Nein, ist es nicht. Ich will bloß, dass du vorsichtig bist. Wenn wir in El Paso sind, setz ich dich am Busbahnhof ab. Du hast Geld. Du brauchst nicht zu trampen.
In Ordnung.
In Ordnung.
Hätten Sie das wirklich gemacht, was Sie da gesagt haben? Wenn ich Ihren Wagen geklaut hätte?
Was denn?
Sie wissen doch. Mir die Scheiße aus dem Leib geprügelt.
Nein.
Hab ich mir gleich gedacht.
Willst du das letzte Bier mit mir teilen?
In Ordnung.
Dann lauf rein und hol ein Glas. Ich bin gleich wieder da.
In Ordnung. Sie haben sich’s aber nicht anders überlegt, oder?
Was?
Sie wissen schon.
Ich überleg mir nichts anders. Ich entscheid mich gern beim ersten Mal richtig.
Er stand auf und ging los, den Fußweg entlang. Sie blieb an der Tür stehen. Ich sag Ihnen was, was ich mal in einem Film gehört hab, sagte sie.
Er blieb stehen und drehte sich um. Nämlich?
Es sind eine Menge gute Vertreter unterwegs, und vielleicht kaufen Sie ja doch noch was.
Tja, Kleine, da bist du leider ein bisschen spät dran. Ich hab nämlich schon gekauft. Und ich glaub, ich bleib bei dem, was ich hab.
Er ging den Fußweg entlang, stieg die Stufen hinauf und ging ins Zimmer.

Der Barracuda fuhr auf einen Rasthof bei Balmorhea und hielt in der Parkbucht der dazugehörigen Auto Waschanlage. Der Fahrer stieg aus, schloss die Tür und betrachtete sie. Windschutzscheibe und Blech waren mit Blut und etwas anderem verschmiert, und er ging zu einem Wechselautomaten, wo er sich Vierteldollarmünzen holte, kam zurück, steckte sie in den Schlitz, nahm den Schlauch von der Halterung, wusch den Wagen, spülte ihn ab, stieg wieder ein und fuhr in Richtung Westen auf den Highway hinaus.

Bell verließ das Haus um halb acht und nahm die 285 in Richtung Norden, nach Fort Stockton. Bis Van Horn waren es etwas mehr als dreihundertfünfzig Kilometer, und er schätzte, dass er die Strecke in weniger als drei Stunden schaffen konnte. Etwa fünfzig Kilometer westlich von Fort Stockton passierte er auf der Interstate 10 ein am Straßenrand brennendes Auto. Es waren Streifenwagen vor Ort, und eine Fahrspur des Highway war gesperrt. Er hielt nicht an, aber der Vorfall bereitete ihm ein ungutes Gefühl. In Balmorhea hielt er an, füllte seine Thermoskanne mit Kaffee auf und kam fünf vor halb elf in Van Horn an.
Er wusste nicht, wonach er zu suchen hatte, aber er musste auch nicht suchen. Auf dem Parkplatz eines Motels standen zwei

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