Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
Vom Netzwerk:
Bratensoße. Sie haben mich noch gar nicht gefragt, wo ich hinwill, sagte sie.
Ich weiß, wo du hinwillst.
Wohin denn?
Die Straße lang.
Das ist keine Antwort.
Das ist mehr als bloß eine Antwort.
Sie wissen auch nicht alles.
Ja, das stimmt.
Haben Sie schon mal jemand umgebracht?
Ja, sagte er. Und du?
Sie wirkte verlegen. Sie wissen doch, dass ich noch nie jemand umgebracht hab.
Das weiß ich nicht.
Hab ich aber nicht.
Dann eben nicht.
Sie doch auch nicht, oder?
Was?
Was ich grad gesagt hab.
Jemand umgebracht?
Sie blickte in die Runde, um festzustellen, ob jemand mithörte.
Ja, sagte sie.
Schwer zu sagen.
Nach einer Weile brachte die Kellnerin ihre Teller. Er riss mit den Zähnen ein Tütchen Mayonnaise auf, drückte den Inhalt auf seinen Cheeseburger und griff nach dem Ketchup. Wo bist du her?, fragte er.
Sie trank einen Schluck von ihrem Eistee und wischte sich mit der Papierserviette den Mund. Port Arthur, sagte sie.
Er nickte. Mit beiden Händen hob er den Cheeeseburger, biss hinein und lehnte sich kauend zurück. In Port Arthur war ich noch nie.
Ich hab Sie dort auch nie gesehen.
Wie hättest du mich denn dort sehen können, wenn ich nie dort war?
Gar nicht. Ich hab das nur so gesagt. Ich hab Ihnen zugestimmt.
Moss schüttelte den Kopf.
Sie aßen. Er beobachtete sie.
Ich schätze, du bist auf dem Weg nach Kalifornien.
Woher wissen Sie das?
Das ist die Richtung, in die du unterwegs bist.
Tja, da will ich tatsächlich hin.
Hast du Geld?
Was geht Sie das an?
Gar nichts. Und, hast du?
Ein bisschen was.
Er aß den Cheeseburger fertig, wischte sich mit der Papierserviette die Hände ab und trank die Milch aus. Dann griff er in seine Tasche, nahm das Bündel Hunderter heraus und entfaltete es. Er zählte tausend Dollar auf die Resopalplatte, schob ihr das Geld zu und steckte das Bündel wieder ein. Gehen wir, sagte er.
Wofür ist das?
Um damit nach Kalifornien zu fahren.
Was muss ich dafür tun?
Gar nichts musst du dafür tun. Sogar ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Steck das ein, und dann gehen wir.
Sie zahlten und gingen zum Wagen hinaus. Sie haben mich doch eben nicht als blindes Huhn bezeichnet, oder?
Moss ging nicht darauf ein. Gib mir die Schlüssel, sagte er.
Sie zog die Schlüssel aus der Tasche und gab sie ihm. Ich hab gedacht, Sie hätten vielleicht vergessen, dass ich sie hab, sagte sie.
Ich vergess nicht viel.
Ich hätt mich einfach verdrücken können, als wollt ich auf die Toilette, und dann Ihren Wagen klauen und Sie da sitzenlassen.
Nein, hättest du nicht.
Wieso nicht?
Steig ein.
Sie stiegen ein, er legte den Aktenkoffer zwischen sie, zog die Tec-9 aus dem Hosenbund und schob sie unter den Sitz.
Wieso nicht?, fragte sie.
Willst du dein Leben lang dumm bleiben? Erstens hab ich bis zur Eingangstür und auf den Parkplatz raus bis zum Wagen sehen können. Und zweitens: Selbst wenn ich so blöd gewesen war, mit dem Rücken zur Tür zu sitzen, hätt ich mir einfach ein Taxi besorgt, dich verfolgt, zum Anhalten gezwungen, dir die Scheiße aus dem Leib geprügelt und dich dann liegen lassen.
Sie wurde ganz still. Er steckte den Schlüssel in die Zündung, ließ den Wagen an und stieß zurück.
Das hätten Sie wirklich getan?
Was glaubst du denn?
Als sie Van Horn erreichten, war es sieben Uhr abends. Mit ihrem Rücksack als Kopfkissen hatte sie einen Großteil der Strecke zusammengerollt geschlafen. Er fuhr auf einen Rasthof und stellte den Motor ab, worauf sie wie ein verschrecktes Reh die Augen aufriss. Sie setzte sich auf und sah ihn an, dann erfasste ihr Blick den Parkplatz. Wo sind wir?, fragte sie.
Van Horn. Hast du Hunger?
Ich könnte einen Bissen vertragen.
Magst du ein bisschen in Diesel frittiertes Huhn?
Was?
Er wies auf das Schild über ihnen.
So was ess ich nicht, sagte sie.
Sie blieb lange auf der Toilette. Als sie wiederkam, wollte sie wissen, ob er schon bestellt hatte.
Ja. Ich hab dir was von dem Huhn bestellt.
Haben Sie nicht, sagte sie.
Sie bestellten Steaks. Leben Sie die ganze Zeit so?, fragte sie.
Klar. Wenn man ein großer Desperado ist, sind nach oben keine Grenzen gesetzt.
Was ist das da an der Kette?
Das?
Das ist ein Hauer, der Eckzahn von einem Keiler.
Wieso tragen Sie das?
Es gehört mir nicht. Ich bewahr das bloß für jemand auf.
Für jemand Weibliches?
Nein, für jemand Totes.
Die Steaks kamen. Er sah ihr beim Essen zu. Weiß eigentlich irgendjemand, wo du bist?, fragte er.
Was?
Ob irgendjemand weiß, wo du bist.
Wer denn?
Irgendjemand halt.
Sie.
Ich weiß nicht, wo du bist,

Weitere Kostenlose Bücher