Kein Land für alte Männer
Streifenwagen von Culberson County und ein Fahrzeug der State Police, alle mit eingeschaltetem Blaulicht. Das Motel war mit gelbem Band abgesperrt. Er bog auf den Parkplatz ab, hielt an und schaltete seinerseits das Blaulicht ein.
Der Deputy kannte ihn nicht, der Sheriff dagegen schon. Sie befragten gerade einen Mann, der in Hemdsärmeln in der offenen hinteren Tür eines der Streifenwagen saß. Schlechte Nachrichten sprechen sich ja verdammt schnell rum, sagte der Sheriff. Was machen Sie denn hier, Sheriff?
Was ist passiert, Marvin?
Hat ‘ne kleine Schießerei gegeben. Weißt du irgendwas von der Sache?
Ich weiß nicht. Hat es Opfer gegeben?
Die sind vor ungefähr einer halben Stunde mit dem Krankenwagen weggebracht worden. Zwei Männer und eine Frau. Die Frau war tot, und der eine Mann wird’s, glaub ich, auch nicht schaffen. Der andere vielleicht.
Weißt du, wer sie sind?
Nein. Einer von den Männern ist Mexikaner, und wir lassen gerade überprüfen, auf wen sein Wagen zugelassen ist, der da drüben steht. Keiner hatte irgendwelche Ausweispapiere. Weder bei sich noch im Zimmer.
Was sagt der Mann da?
Er sagt, der Mexikaner hat angefangen. Hat die Frau aus ihrem Zimmer gezerrt, dann ist der andere mit einer Pistole rausgekommen, aber wie er gesehen hat, dass der Mexikaner eine Waffe auf den Kopf der Frau richtet, hat er seine Pistole auf den Boden gelegt. Sowie er das gemacht hat, hat der Mexikaner die Frau weggestoßen, auf sie geschossen, sich dann umgedreht und auf ihn geschossen. Er hat vor 117 gestanden, gleich da drüben.
Hat mit einer gottverdammten Maschinenpistole auf die beiden geschossen. Laut diesem Zeugen ist der andere die Treppe runtergefallen, hat dann wieder nach seiner Pistole gegriffen und auf den Mexikaner geschossen. Ich seh nicht recht, wie er das fertiggekriegt haben soll. Er war schwer getroffen. Auf dem Fußweg drüben sieht man das Blut. Wir hatten eine richtig gute Reaktionszeit. Ungefähr sieben Minuten, denk ich. Das Mädchen ist einfach erschossen worden.
Noch nicht identifiziert.
Noch nicht identifiziert. Der Wagen von dem anderen hat Nummernschilder von einem Autohändler.
Bell nickte. Er besah sich den Zeugen. Dieser hatte um eine Zigarette gebeten, die er nun anzündete und rauchte. Er machte den Eindruck, als fühlte er sich ganz wohl. Er machte außerdem den Eindruck, als säße er nicht zum ersten Mal auf dem Rücksitz eines Streifenwagens.
Diese Frau, sagte Bell. War sie Anglo?
Ja. Sie war Anglo. Hatte blondes Haar. So eine Art Rötlichblond.
Habt ihr irgendwelche Drogen gefunden?
Noch nicht. Wir suchen noch.
Irgendwelches Geld?
Noch haben wir gar nichts gefunden. Das Mädchen hat in 121 gewohnt. Hatte bloß einen Rucksack mit ein paar Klamotten und Kleinkram dabei.
Bell blickte die Reihe der Moteltüren entlang. In kleinen Grüppchen standen Leute herum und redeten. Er betrachtete den schwarzen Barracuda.
Hat das Ding auch irgendwas, was die Räder antreibt?
Ich würd sagen, es treibt sie sogar ziemlich gut an. Es hat siebentausend Kubik unter der Haube, und dazu einen Vorverdichter.
Einen Vorverdichter? Ich seh aber keinen.
Es ist ein Sidewinder. Komplett unter der Haube.
Bell betrachtete den Wagen. Dann drehte er sich um und sah den Sheriff an. Kannst du eine Zeitlang von hier weg?
Ja. Wieso fragst du?
Ich hab gedacht, ich krieg dich vielleicht dazu, mit mir zur Klinik rüberzufahren.
In Ordnung. Fahr einfach mit mir.
Gut. Ich parke nur eben meinen Wagen ein bisschen besser.
Ach was, der steht gut so, Ed Tom.
Ich fahr ihn nur eben aus dem Weg. Man weiß nicht immer, wie schnell man wieder da ist, wenn man irgendwohin fährt.
An der Pforte sprach der Sheriff die Nachtschwester mit Namen an. Sie warf einen Blick auf Bell.
Er ist hier, um eine Identifizierung vorzunehmen, sagte der Sheriff.
Sie nickte, stand auf und legte ihren Kugelschreiber zwischen die Seiten des Buches, das sie gerade las. Zwei von ihnen waren schon bei Ankunft tot, sagte sie. Den Mexikaner haben sie vor ungefähr zwanzig Minuten mit dem Hubschrauber weggebracht. Aber das wissen Sie ja vielleicht schon.
Mir erzählt doch keiner was, Liebes, sagte der Sheriff.
Sie folgten ihr den Flur entlang. Über den Betonboden zog sich eine dünne Blutspur. Schwer zu finden wären sie nicht gewesen, wie?, sagte Bell.
Am Ende des Flurs befand sich ein rotes Schild mit der Aufschrift Ausgang. Kurz davor wandte sie sich nach links, schloss eine Stahltür auf, öffnete sie und schaltete das Licht an. Der aus unverputzten
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