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Kein Lebenszeichen

Kein Lebenszeichen

Titel: Kein Lebenszeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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»John« gerufen hatte.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer dieser John sein könnte?«, fragte er.
    »Möglich.«
    »Und?«
    »Ich kenne ihn aus meiner Jugend. Er heißt John Asselta.«
    Pistillos Miene verdüsterte sich.
    »Sagt Ihnen der Name was?«, fragte ich.
    Er ignorierte meine Frage. »Warum glauben Sie, dass sie Asselta gemeint haben könnte?«
    »Er hat mir die Nase gebrochen.«
    Ich erzählte ihm vom Einbruch und der Attacke des Ghost. Pistillo sah nicht sehr glücklich aus.
    »Asselta hat Ihren Bruder gesucht?«
    »Hat er zumindest behauptet.«
    Sein Gesicht lief rot an. »Warum haben Sie mir das nicht schon vorher erzählt?«
    »Ja, wirklich seltsam«, sagte ich. »Wo Sie doch immer derjenige waren, dem ich vertrauen konnte, der väterliche Freund, an den ich mich jederzeit wenden konnte.«
    Er blieb gereizt. »Was wissen Sie über Asselta?«
    »Wir sind im selben Ort aufgewachsen. Wir haben ihn damals den Ghost genannt.«
    »Er ist einer der gefährlichsten Irren, die frei rumlaufen«, sagte Pistillo. Er brach ab und schüttelte den Kopf. »Er kann es nicht gewesen sein.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil Sie beide noch am Leben sind.«
    Schweigen.

    »Er ist ein eiskalter Killer.«
    »Und warum sitzt er nicht im Knast?«, fragte ich.
    »Seien Sie nicht albern. Weil er gut ist.«
    »Darin, Leute umzubringen?«
    »Ja. Er lebt im Ausland. Wo, weiß niemand genau. Er hat für die Todesschwadronen der mittelamerikanischen Regierungen gearbeitet. Er hat afrikanische Diktatoren unterstützt.« Pistillo schüttelte den Kopf. »Nein, wenn Asselta Katy hätte umbringen wollen, würden wir sie jetzt im Leichenschauhaus ansehen.«
    »Vielleicht hat sie einen anderen John gemeint«, sagte ich. »Oder ich hab mich einfach nur verhört.«
    »Möglich.« Er dachte darüber nach. »Aber eins kapier ich nicht. Wenn der Ghost oder sonst jemand Katy Miller umbringen wollte, warum hat er’s nicht einfach getan? Warum hat er Sie erst ans Bett gefesselt?«
    Darüber hatte ich auch schon eine ganze Weile nachgedacht, inzwischen war mir aber auch eine Lösung eingefallen. »Vielleicht wollte er mir den Mord anhängen.«
    Er runzelte die Stirn. »Wie das?«
    »Der Killer fesselt mich ans Bett. Er erwürgt Katy. Dann –«, es kribbelte unter meiner Kopfhaut, »… wollte er es vielleicht so hindrehen, dass es aussieht, als wäre ich’s gewesen.« Ich sah ihn an.
    Pistillo runzelte die Stirn. »Sie wollten jetzt nicht sagen: Wie damals bei meinem Bruder, oder?«
    »Doch«, sagte ich. »Genau das wollte ich.«
    »Das ist Quatsch.«
    »Überlegen Sie mal, Pistillo. Sie konnten nie richtig erklären, wie das Blut meines Bruders an den Tatort gekommen ist.«
    »Julie Miller hat sich gewehrt.«
    »Das glauben Sie doch selbst nicht. Dafür war da viel zu viel
Blut.« Ich trat etwas näher an ihn heran. »Man hat Ken vor elf Jahren was in die Schuhe geschoben, und heute Nacht hat es jemand darauf angelegt, dass sich die Geschichte wiederholt.«
    Er verzog das Gesicht. »Jetzt machen Sie mal halblang. Ich kann Ihnen auch noch was verraten. Die Cops nehmen Ihnen diese Houdini-Entfesselungsnummer nicht ab. Sie glauben, dass Sie Katy umbringen wollten.«
    »Und was glauben Sie?«, fragte ich.
    »Katys Vater ist bei ihr. Er ist fuchsteufelswild.«
    »Das war nicht anders zu erwarten.«
    »Man macht sich trotzdem so seine Gedanken.«
    »Sie wissen, dass ich’s nicht war, Pistillo. Und obwohl Sie gestern so eine Show abgezogen haben, wissen Sie auch, dass ich Julie nicht umgebracht habe.«
    »Ich habe Sie gewarnt. Sie sollten sich da raushalten.«
    »Und ich habe Ihre Warnung ignoriert.«
    Pistillo atmete tief aus und nickte. »Genau. Sie wollen den harten Burschen spielen, und jetzt erklär ich Ihnen mal, wie’s weitergeht.« Er trat näher an mich heran und versuchte, mich mit seinem Blick einzuschüchtern. Ich blinzelte nicht. »Sie landen im Knast.«
    Ich seufzte. »Ich glaube, die empfohlene Tagesdosis an Drohungen hab ich heute schon überschritten.«
    »Das ist keine Drohung, Will. Wir bringen Sie noch heute Nacht ins Gefängnis.«
    »Gut, ich will einen Anwalt.«
    Er sah auf die Uhr. »Zu spät. Sie verbringen die Nacht in Polizeigewahrsam. Morgen werden Sie dem Haftrichter vorgeführt. Wir werden Anklage wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erheben. Der Staatsanwalt wird erklären, dass Fluchtgefahr besteht – der wichtigste Punkt in der Begründung
wird Ihr Bruder sein –, und den Richter bitten, einer

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