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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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applaudierten.
    Ian fragte sich, wie Beths Brüste wohl aussehen mochten. In der Oper hatte sie ein eher schlichtes Kleid aus dunkelgrauem Taft getragen, das ihre Schultern bedeckt hatte.
    Wie es sich für eine ehrbare Frau gehörte, hatte sie auch ein Korsett getragen, doch Ian stellte sich nun vor, wie er es ihr langsam auszog. Ihr Korsett würde schlicht und praktisch sein, Leinen und Walknochen, und sie würde erröten, wenn er ihre darunter liegende Schönheit entblößte.
    Ian spürte, wie er hart wurde, und er lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Denn er wollte Beths Bild nicht durch den Anblick dieser halb nackten Tänzerinnen besudeln. Es dauerte lange, bis seine Erregung nachließ.
    »Was ich nicht alles für Sie tue, Sir!« Am nächsten Morgen setzte Curry seinen Koffer mit Wucht in Ians Hotelzimmer ab und ließ sich auf einen Sessel fallen.
    Ian stierte ins Feuer, in den schweißnassen Fingern hielt er eine Zigarre. Nachdem er sich gestern von Mac getrennt hatte, war es ihm nachts nicht gut gegangen. Die Albträume waren zurückgekehrt, und er war schreiend im Dunkeln erwacht.
    Die französischen Hoteldiener waren schlaftrunken herbeigeeilt, hatten mit ihren Kerzen herumgeleuchtet und aufgeregt miteinander geredet, während Ian den grässlich schmerzenden Kopf in den Händen hielt und auf dem Bett vor und zurück wippte. Das Licht tat seinen Augen weh, und er hatte geschrien, sie sollten samt ihrer Kerzen verschwinden.
    In solchen Momenten brauchte er Curry, der ihm ein Gebräu mischte, das seine Kopfschmerzen dämpfte und ihn wieder einschlafen ließ. Doch Curry hatte sich im Nachtzug nach Paris befunden, und so war Ian mit seiner Übelkeit und den Schweißausbrüchen ganz auf sich allein gestellt gewesen.
    Er hatte das Geflüster der französischen Dienerschaft gehört: Muttergottes, hilf uns, er ist wahnsinnig. Wenn er uns nun im Schlaf ermordet?
    Den Rest der Nacht hatte er mit erotischen Fantasien von Beth überstanden. Er dachte auch jetzt an sie, als er mit geschlossenen Augen dasaß und wartete, dass Curry zu Atem kam. Beth in der Oper, ihre Lippen auf seinen, ihre Zunge in seinem Mund, der Druck ihrer Finger an seiner Wange. Und wie ihr runder Hintern sich hin und her gewiegt hatte, als er ihr in Camerons Kutsche geholfen hatte.
    Ian schaute auf zu Curry, dessen Gesicht vor Erschöpfung aschfahl war. »Und? Hast du herausbekommen, wer Lily getötet hat?«
    »Natürlich, Sir. Der Übeltäter hat sich mir sofort gestellt, und ich habe ihn stante pede vor den Friedensrichter gezerrt. Überall in London wachsen auf den Straßen Gänseblümchen, und den Nebel hat man auch abgeschafft.«
    Ian schenkte Currys Reden keine Beachtung. »Was hast du herausgefunden?«
    Curry seufzte und hievte sich aus dem Sessel. »Sie erwarten immer Wunder von mir. Und, mit Verlaub, Ihre verflixten Brüder ebenso. Damals, als mich Lord Cameron in diese abscheuliche Nervenheilanstalt geschickt hat, damit ich mich um Sie kümmere, hat er auch erwartet, dass ich Sie geheilt nach Hause bringe.«
    Ian wartete geduldig ab, denn Curry holte immer gerne weit aus, bevor er zum Punkt kam.
    Curry schnappte sich Ians Gehrock, der über der Stuhllehne hing, und begann ihn abzuklopfen. »Gütiger Gott, was haben Sie bloß mit Ihren Anzügen angestellt, während ich fort war?«
    »Das Hotelpersonal hat sich darum gekümmert«, entgegnete Ian, wohl wissend, dass sein Diener nun stundenlang über den Zustand seiner Kleider lamentieren würde. Für jemanden, der in einer Gosse im East End zur Welt gekommen war, gebärdete sich Curry in Hinblick auf Ians Garderobe geradezu wie ein Snob.
    »Ich hoffe nur, man hat Sie nicht mit lilagepunkteter Weste auf die Straße geschickt. Die Franzmänner haben einfach keinen Geschmack!«
    »Was hast du herausgefunden?«, drängte Ian.
    »Das will ich doch gerade erzählen. Ich hab genau getan, was Sie gesagt haben. Hab mich ins Haus geschlichen, als wollt ich Beute machen. Doch ich habe nichts Ungewöhnliches bemerkt. Alles sah ganz alltäglich aus.«
    »Lily ist mit ihrer eigenen Schere erstochen worden, daran ist nichts Alltägliches.«
    »Sie hat sich nicht gewehrt. Das habe ich aus dem wachhabenden Polizisten rausbekommen. Sie sah überrascht, aber nicht ängstlich aus.«
    Ian hatte den gleichen Gedanken gehabt. »Sie hat den Mörder gekannt und ihn wie einen gewöhnlichen Kunden hereingelassen.«
    »Genau.« Curry kramte in seinen Taschen und förderte ein Stück Papier zutage. »Ich habe das

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