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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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schweifte über die wolkenverhangene Stadt. »Reicht denn das Verlangen nicht aus? Selbst wenn es so stark ist, dass man alles dafür geben würde?«
    »In dem Augenblick ist es wunderbar, aber auf lange Sicht … «
    »In der Nervenheilanstalt habe ich gelernt, nur von einem Tag zum anderen zu denken.«
    Beth stellte sich den jungen, schlaksigen Ian von damals vor, einsam und verwirrt. Dieser verwirrte Junge erinnerte sie an das Mädchen, das sie mit fünfzehn gewesen war, ganz allein den Gefahren der Straße ausgesetzt und umgeben von Gaunern und Halunken, die in ihr das nächste Opfer sahen. Selbst jetzt, mit Vermögen und ehrbarem Namen, fühlte sich Beth nie vollkommen sicher.
    »Auch ich habe lernen müssen, nur bis zum nächsten Tag zu denken«, räumte sie ein.
    »Du fühlst das Verlangen.« Ian verschränkte seine Finger mit ihren. »Auf dem Ball der Herzogin, in jenem Zimmer, hast du es auch gefühlt.«
    Ihr wurde heiß. »Natürlich habe ich es gefühlt. Du hattest mir die Röcke hochgeschoben – wie könnte ich da kein Begehren empfunden haben?«
    »Möchtest du es wieder fühlen?«
    Die Vorstellung erregte sie. »Wäre ich eine Dame, würde ich empört sagen, dass ich so etwas nie wieder erleben möchte. Aber ich möchte es wieder fühlen. Sehr gern sogar.«
    »Gut, denn ich will deinen Körper sehen.«
    Beth schluckte. »Du hast doch schon sehr viel von mir gesehen.«
    Er lächelte wissend. »Und was ich gesehen habe, hat mir gefallen. Nun möchte ich auch den Rest noch sehen. Jetzt, sofort.«
    Verunsichert warf Beth einen Blick zur Tür. »Mac kann jeden Moment zurückkommen.«
    »Er kommt erst, wenn wir gehen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich kenne meinen Bruder.«
    »Das Fenster.«
    »Viel zu hoch, da kann niemand hineinsehen.«
    Zugegebenermaßen hatte er alle ihre Einwände zerstreut, doch sollte sie nicht eigentlich noch mehr Einwände erheben? Leider wollten ihr keine einfallen.
    »Und wenn ich lieber davonlaufen möchte?«
    »Dann warten wir damit eben noch.«
    Beth zögerte, ihr war mulmig zumute, doch gleichzeitig wusste sie, dass keine zehn Pferde sie dazu bringen könnten zu gehen. Nicht einmal sehr große, kräftige Pferde.
    »Du musst mir bei den Knöpfen helfen«, sagte sie.
    Schicht für Schicht entledigte sich Beth ihrer Kleider; wie einer aufwendigen Verpackung, unter der reine Schönheit zum Vorschein kam. Stück für Stück landeten ihre Kleider in einem bunten Haufen auf dem Sofa: kornblumenblaues Mieder und Überrock, hellblauer Unterrock in leichtem Sommerstoff, zwei weitere Seidenunterröcke in Weiß, dann ihr Leibchen, bis Ian selbst ihr schließlich das Leinenkorsett aufband.
    Ians Erregung pochte, und er wusste, dass er nicht eher Ruhe geben würde, bis Beth vollkommen nackt war. Also löste er auch noch die Bänder ihrer Unterhosen und knöpfte ihr das Unterkleid auf. Raschelnd glitt die Seidenwäsche zu Boden – und Beth stand entblößt vor ihm. Doch als sie die Hand nach ihm ausstreckte, wich er vor ihr zurück, und Beth hielt erschrocken inne.
    Ihr Haar war zerzaust, einzelne Locken hatten sich aus der Frisur gelöst. Ihre Arme waren weich und rund, ebenso ihre Schenkel, ihre Taille war sehr schmal von den Jahren des Korsetttragens.
    Von der Taille ging es über die Hüften zum festen runden Po. Auch wenn er ihre dunkle Scham schon im Zimmer der Herzogin hatte bewundern dürfen, hier im Tageslicht war sie noch schöner.
    Unter seinem Blick errötete Beth und bedeckte verschämt ihre Brüste.
    Ian hingegen lehnte sich im Stuhl zurück und nahm ihre Schönheit ganz in sich auf. »Vor mir musst du dich nicht genieren.«
    Einen Augenblick später lachte sie auf und drehte sich mit ausgestreckten Armen um die eigene Achse. Mit ihren wilden Locken, dem lachenden Mund und den im schwächer werdenden Sonnenlicht glänzenden Augen war sie unbeschreiblich schön. Die Wolken wurden immer dunkler, und die ersten Regentropfen fielen, doch das tat dem Leuchten im Atelier keinen Abbruch.
    Abermals erklang Beths Lachen. »Geht es im Leben nicht seltsam zu?«, fragte sie. »In einem Moment ist man eine herumgestoßene Gesellschafterin ohne einen Pfennig auf der Naht, im nächsten gehört man schon zur reichen Pariser Bohème. Bald ist man Arbeitsesel, bald kauft man seinem Geliebten Geschenke.«
    Ihre Worte umspülten ihn wie weiches Regenwasser. Später würde er sich in der exakten Reihenfolge an jedes Wort erinnern, doch nie würde ihm deren Bedeutung klarer sein als in dieser

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