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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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fallen und öffnete sich ihm. Sie missachtete Mrs Barringtons strikten Verhaltenskodex in jeder erdenklichen Weise – und war glücklich dabei.
    Beth war wieder eingeschlafen. Als sie erwachte, stand Ian am Fenster und schaute hinaus.
    Noch immer fiel heftiger Regen, doch das Gewitter hatte sich verzogen. Ian war nackt. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und stützte sich mit einer Hand gegen die Wand.
    Im Schummerlicht erinnerte sie sein muskulöser Rücken an die perfekten männlichen Skulpturen, die sie im Louvre bewundert hatte. Doch jene Figuren waren aus Marmor und Alabaster, Ian hingegen war wie eine lebende Bronzeplastik.
    Als sie sich regte, legte Ian einen Finger auf die Lippen.
    »Ist dort draußen jemand?«, fragte sie besorgt. Ihr Zimmer befand sich im ersten Stock und ging zur Straße hinaus. Angeblich war es das schönste Zimmer, nur dass es keine Vorhänge hatte, und Beth fühlte sich plötzlich wie auf dem Präsentierteller.
    »Inspektor Fellows beobachtet das Haus«, sagte Ian. »Er hat auch Leute von der Sûreté dabei.«
    Beth zog sich die Decke bis zum Kinn. »Oh Gott, wie blamabel!«
    »Ich glaube, es ist schlimmer als das.«
    »Wie kann es noch schlimmer sein? Man kann uns doch nicht verhaften, nur weil wir die Nacht in dieser Pension verbracht haben, oder? Du liebe Güte, wenn sie uns wegen Unzüchtigkeit belangen wollen, müssten sie halb Paris einsperren.«
    Die Zeitungen würden Wind davon bekommen. Irgendwie erfuhren die immer alles, und dann würde sich die Neuigkeit über den Kanal bis nach England verbreiten. Englische Erbin wegen Unzucht von Pariser Gericht angeklagt. Zuvor hatte sie sich dem illegalen Glücksspiel hingegeben.
    Als es leise an der Tür klopfte, richtete sie sich kerzengerade auf.
    »Ich bin’s Sir«, erklang es im breiten Cockney. Es war Curry. Erleichtert atmete Beth auf.
    Ian ließ seinen Diener herein, ohne sich zuvor etwas überzuziehen. Curry schien sich daran nicht zu stören und legte die mitgebrachten Kleidungsstücke über eine Stuhllehne. Gelassen nahm er Rasiermesser, Rasiernapf und Rasierpinsel aus einer Ledertasche.
    »Gibt es an diesem elenden Ort auch heißes Wasser?«
    »Läute nach dem Dienstmädchen. Hast du auch Mrs Ackerleys Garderobe dabei?«
    »Selbstverständlich.« Beth, die im Bett saß, wurde von Curry geflissentlich übersehen. »Ihre Gesellschafterin wollte unbedingt mitkommen, doch ich habe sie überzeugen können, dass es nicht ratsam wäre.«
    Ian nickte nur. Er streifte die Unterhosen über, die Curry ihm reichte, und verhüllte seine Pracht. Dann nahm er für seine Rasur Platz, als logierte er im luxuriösen Londoner Langham Hotel.
    Jäh ging es Beth durch den Sinn, dass Curry derlei öfter tat. Offenbar machte es ihm nichts aus, durch den Hintereingang zu schleichen, um Ian nach einer Nacht mit einer Frau frische Wäsche zu bringen und ihn zu rasieren.
    Beth schlang die Arme um die Knie. Selbst schuld, wenn ich jetzt eifersüchtig bin.
    »Hat dich jemand gesehen?«, fragte Ian an Curry gewandt.
    Während der die Klinge schärfte, sagte er: »Nein, ich bin durch eine Seitengasse gekommen und dann über die Küche ins Haus. Das Personal hält dicht. Die wollen die Polizei ebenso wenig wie wir.«
    »Das ist doch lächerlich«, sagte Beth. »Warum stellt dir Fellows so nach? Und mir?«
    »Das ist seine Art.«
    Mit dieser Antwort konnte Beth nicht viel anfangen, doch Ian schloss den Mund und lehnte den Kopf zurück, als Curry den Streichriemen beiseite legte. Inzwischen war dasselbe Dienstmädchen wie am Vorabend leise eingetreten und hatte einen Krug heißes Wasser gebracht. Curry bat sie in gebrochenem Französisch, Beth beim Ankleiden zur Hand zu gehen.
    Das Mädchen machte einen Knicks, und während Curry und Ian die Blicke abwandten, half sie Beth, die mitgebrachten Kleider anzulegen.
    Das Gesicht des Dienstmädchens glühte vor Aufregung. »Er muss sehr reich sein, Madame«, wisperte sie.
    Widerspruchslos nahm Beth hin, dass man Ian für ihren Gönner hielt. Gestern Abend hatte es sie noch amüsiert, dass der Wirt und die Bediensteten sie für Ians Mätresse hielten, doch im Augenblick konnte sie diesem Gedanken nichts Erheiterndes mehr abgewinnen.
    »Wahrscheinlich müssen wir auch den Hinterausgang nehmen«, sagte sie zu Ian. »Mr Fellows wird von Tag zu Tag lästiger.«
    »Wir gehen aber noch nicht sofort.«
    »Gut, denn es gießt noch in Strömen.« Beth warf einen Blick zum Fenster. »Ich hoffe, der Inspektor und seine Freunde

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