Kein Lord wie jeder andere (German Edition)
Priester, Bellamy, Curry und Dienstmädchen das Zimmer.
Der Regen hämmerte gegen die Scheibe, ansonsten war es still. Beth spürte Ians bohrenden Blick, doch dieses Mal war sie es, die ihn nicht ansehen konnte.
»Ich bin entschlossen, nicht wieder zu heiraten«, sagte Beth und mühte sich vergeblich, entschlossen zu klingen. »Das Leben als reiche Witwe gefällt mir. Ich will reisen, ich will es mir gut gehen lassen, und ich möchte anderen helfen.«
Selbst ihr kam diese Erklärung recht dürftig vor.
»Wenn du erst einmal meine Frau bist, kann dir Fellows nichts mehr anhaben«, sagte Ian, als hätte er ihre Worte nicht gehört. »Seine Vorgesetzten haben ihm befohlen, sich von mir und meiner Familie fernzuhalten, und wenn du mich heiratest, gehörst du auch zu meiner Familie. Er kann dich dann weder verhaften noch behelligen. Mein Schutz und auch der Harts erstreckt sich dann auch auf dich.«
»Bislang scheint ihn das aber nicht davon abgehalten zu haben, dir nachzustellen.«
»Es ist ihm untersagt, Schloss Kilmorgan zu betreten, und er bekäme es mit Hart zu tun, würde er dich anderswo belästigen.«
»Sagtest du nicht, Hart sei in Rom? Vielleicht möchte er nicht, dass auch ich unter diesem Schutz stehe?«
»Er wird es wollen. Er hasst Fellows und wird alles tun, um dessen Pläne zu vereiteln.«
»Aber … «
Die Plötzlichkeit der Ereignisse machte sie atemlos, sie suchte nach Ausflüchten. Doch ihr fielen keine ein.
»Ian, du solltest vorher noch etwas wissen. Mein Vater war kein französischer Adliger. Den Engländern hat er weisgemacht, er sei ein Vicomte. Er konnte das Verhalten der Oberschicht recht gut imitieren, nichtsdestotrotz kam er aus der Gosse.«
Ians Blick löste sich von ihr. »Das weiß ich bereits. Dein Vater war ein Schwindler und ist vor der Pariser Polizei geflohen.«
»Du weißt davon?«
»Wenn ich Erkundigungen über jemanden einhole, erfahre ich alles.«
Ihr schnürte sich die Kehle zusammen. »Wissen deine Brüder davon?«
»Ich sah keine Veranlassung, es ihnen mitzuteilen.«
»Und du willst mich trotzdem heiraten?«
»Ja, warum denn nicht?«
»Weil ich nicht die Frau bin, die der Sohn eines Herzogs heiraten sollte.« Sie schrie jetzt fast. »Meine Herkunft ist kaum besser als die eines Dienstboten. Ich würde dich ins Unglück stürzen.«
Mit dem für ihn so typischen Schulterzucken tat er ihren Einwand ab. »Alle halten dich für die Tochter eines Adeligen. Für die bornierten Engländer reicht das.«
»Aber es ist gelogen.«
»Du und ich kennen die Wahrheit, und die anderen können sich mit dem Märchen begnügen.«
»Ian, damit werde ich zur Betrügerin, genau wie mein Vater. Ich wäre keinen Deut besser als er.«
»Du bist besser als dein Vater. Hundertmal besser.«
»Aber wenn es jemand herausbekäme … Ian, das könnte schreckliche Folgen haben. Die Zeitungen … «
Er hörte ihr nicht mehr zu. »Du und ich, wir lassen uns in keine Schablone pressen«, sagte er. »Wir sind wie Kuriositäten, mit denen die anderen nichts anzufangen wissen. Aber wir passen zueinander.« Ian nahm Beths Hand, legte seine Handfläche an ihre und verschränkte schließlich seine Finger mit ihren. »Wir passen zueinander.«
Was er im Grunde meinte, war: Wir sind zwei einsame Seelen, die niemand wirklich will. Also können wir uns genauso gut zusammentun.
Nicht: Bitte heirate mich, Beth. Ich liebe dich.
Schon bei ihrer ersten Begegnung im Theater hatte Ian ihr gesagt, dass er sie nicht lieben könnte. Also durfte sie das auch nicht erwarten. Doch es war, wie Mac gesagt hatte: Sie kamen gut miteinander aus. Beth hatte sich an seine plötzlichen verbalen Ausbrüche gewöhnt und war auch nicht böse, wenn er ihr anscheinend nicht zuhörte.
»Das ist ein katholischer Priester«, sagte sie. »Ich gehöre aber der Kirche von England an.«
»Die Heirat wird rechtsgültig sein. Dafür hat Mac schon gesorgt. In Schottland können wir noch einmal kirchlich getraut werden.«
»In Schottland«, wiederholte sie. »Nicht in England?«
»Wir fahren nach Kilmorgan. Du gehörst jetzt zur Familie.«
»Ich weiß deine Mühe, mir den Hof zu machen, sehr zu schätzen.«
Irritiert legte er die Stirn in Falten, nahm er doch alles wörtlich.
»Eine Frau möchte umworben werden, bevor sie sich in die Ehe stürzt«, klärte sie ihn auf. »Einen Diamantring bekommen … «
Ian drückte ihre Hand noch fester. »Ich kaufe dir den größten Ring, den du je gesehen hast, mit Saphiren in der Farbe
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