Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
Rührei, bevor es kalt wird.«
Sie setzte sich, rührte das Ei jedoch nicht an.
Er schob seinen Teller beiseite und wischte sich mit einer Serviette den Mund. »So wie bisher kann ich nicht weiterarbeiten. Der Caliber-Film ist fertig, und ich nehme mir sechs Monate Auszeit, weil ich wieder mit dem Schreiben anfangen will. Wenn ich das jetzt nicht durchziehe, kann ich das Ganze vergessen. Ich möchte, dass du mich vertrittst.«
Fleur traute ihren Ohren nicht. Er wollte sie als Agentin, überlegte sie mit gemischten Gefühlen. Ihre vergangene Romanze würde die Zusammenarbeit zwar nicht unbedingt vereinfachen, aber dergleichen wischte sie locker vom Tisch. Hastig fasste sie sich wieder. »Ich würde dich gern vertreten. Ich kann dir das Leben bestimmt leichter machen. Wie du vielleicht gehört hast, biete ich einer Reihe ausgesuchter Klienten ein Komplettmanagement an. Ich kann deine sämtlichen Verhandlungen und Rechtsangelegenheiten übernehmen, Filmverträge abwickeln, Public Relations sicherstellen …«
Er winkte ab. »Dafür habe ich ausgezeichnete Leute.«
Sie machte große Augen. »Was willst du dann von mir?«
»Ich möchte, dass du meine Buchveröffentlichungen vermarktest.«
»Na, toll.«
»Wenn du meinen Namen auf deiner Referenzliste haben willst, dann nur so.«
»Du hast seit Sunday Morning Eclipse nichts mehr geschrieben!« Sie hätte schreien mögen. »Dein Name als Schriftsteller auf meiner Referenzliste ringt den Leuten bloß ein müdes Lächeln ab.« Sie schnappte sich ihren Teller und trug ihn zur Spüle.
»Du warst diejenige, die mich blockiert hat, Mädel. Jetzt sorg dafür, dass sich die Schreibblockade löst.«
Sie stellte den Teller so heftig ab, dass er zerbrach. »Wieso behauptest du das ständig?«
»Das Problem fing mit dir an.«
»Das ist keine Antwort.«
Er stand auf, wobei sein Stuhl geräuschvoll über den Boden schabte. »Es sollte dir als Antwort reichen.«
Sie versuchte gar nicht erst, ihren Ärger zu unterdrücken. »Und wie soll ich dir da helfen?« Am liebsten wäre sie ihm an die Gurgel gegangen.
Er griff an ihr vorbei nach der Kaffeekanne. »Ich muss diese Schere im Kopf loswerden. Es fing alles mit den Dreharbeiten zu Sunday Morning Eclipse an.«
Sie warf den zerbrochenen Teller in den Müll. »Du musst ja nicht schreiben. Geld hast du bestimmt auch so genug.«
»Das Schreiben ist meine Leidenschaft, Flower. Die Schauspielerei ist okay und hat mich reich gemacht, aber das Schreiben befreit mich innerlich.« Er wandte sich ab, als fände er dieses kleine Geständnis kompromittierend. »Ich lieg dir nicht auf der Tasche. Ich will bloß meine Ruhe und gewisse Freiräume. Immerhin verdient deine Agentur einen fetten Batzen daran, wenn ich wieder etwas publiziere.«
»Und davor steht ein großes Fragezeichen. Wieso musst du dich unbedingt hier bei mir breitmachen?«
Er zuckte mit den Schultern. »Das ist halt so.«
Der gute, alte Jake war unverbesserlich. Er warf ihr winzige Puzzleteile aus seinem Leben hin, und ehe sie diese zusammenbasteln konnte, schnappte er sie ihr wieder weg. Wie dem auch sein mochte, er hatte sie geködert. Sie musste die Chance nutzen, trotz aller erkennbaren Risiken. Dumm gelaufen, dass diese unsäglichen Geschichten über sie und Jake kursierten … Die Leute würden schön blöd gucken, wenn sie einen Schriftsteller vertrat, der seit Ewigkeiten nichts mehr veröffentlicht hatte. Und heimlich tuscheln, dass Jake nur deshalb seinen Namen zu Referenzzwecken hergäbe, weil sie miteinander schliefen. Exklusiv für seine schriftstellerische Karriere, die seit Jahren brachlag. Wieso vertraute er ihr nicht die Abwicklung seiner Filmverträge an? Damit läge der Eindruck nahe, dass sie ihre Agentur über Bettgeschichten aufbaute.
Und wenn sie ihn tatsächlich dazu brachte, wieder zu schreiben? Vielleicht gelang es ihr ja, die Blockade in seinem Kopf zu beseitigen und ihn zur Publikation eines weiteren Dramas zu bewegen? Dann könnte ihr das Geschwätz der Leute herzlich egal sein. Stattdessen dürfte sie sich über einen finanziellen Erfolg für ihre Agentur freuen. Man konnte es drehen und wenden – es war ein Vabanquespiel. Zudem bestand immer die Gefahr, dass sie sich eine blutige Nase holte. Immerhin hatte Jake Koranda sie schon einmal tief verletzt.
Zwei Tage darauf brodelte die Gerüchteküche bereits, allerdings nicht wegen Jake. Am Montagmittag hatte Fleur einen Essenstermin mit einem talentierten jungen Sänger, den sie für
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