Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
den Gefallen und komm nicht wieder her, Baby. Bitte nicht, Baby. Ich werde schon mit ihm fertig.«
»Mach dir um mich keine Sorgen.«
Fleur durchquerte die langen, verschachtelten Gänge zum Treppenaufgang. Der Leichenbestatter erwartete sie bereits unten. Sie musterte ihn kühl. »Jetzt möchte ich mit Monsieur Savagar sprechen.«
»Bedaure, Mademoiselle, aber da werden Sie warten müssen. Ihr Vater kann Sie noch nicht empfangen.« Er deutete auf einen Sessel aus dem Rokoko, der vor der Bibliothek stand.
Der Nervenkrieg ging weiter. Sie wartete, bis der junge Mann verschwand, dann glitt sie in den vorderen Salon, wo sie eine aufgeblühte Rose aus der Vase zog und in ihr tief ausgeschnittenes Samtbustier steckte. Die Blüte schmeichelte der zarten Haut ihres Dekolletees. Der schwere Duft umhüllte sie, derweil sie durch den Gang zur Bibliothek zurückging.
Durch das massive Holz hindurch fühlte sie förmlich Alexis Präsenz hinter der Tür – als streckte er imaginäre Tentakel nach ihr aus, penetrant wie der Rosenduft. Alexi war gerissen und unberechenbar, er versuchte sie psychisch zu zermürben, indem er sie warten ließ. Kurz entschlossen drückte sie die Klinke herunter.
Eine kleine Stehlampe hüllte die vornehm eingerichtete Bibliothek in gedämpftes Licht. Trotzdem erkannte sie auf Anhieb, dass der einst stattliche, hoch gewachsene Mann nur noch ein Schatten seiner selbst war. Er saß hinter dem Schreibtisch, seine rechte Hand ruhte auf der glänzenden Holzplatte, die linke war im Schoß verborgen. Er war wie immer tadellos gekleidet – dunkler Anzug, gestärktes Oberhemd, die Krawatte mit einer Platinnadel festgesteckt -, aber die Sachen schienen irgendwie zu groß geraten. Der Hemdkragen saß zu locker, das Jackett warf Falten auf den Schultern. Aber Fleur ließ sich davon nicht täuschen. Trotz seiner Behinderung war Alexi noch genauso agil wie früher, seinen schmalen russischen Augen entging so leicht nichts. Er musterte sie von oben bis unten, begutachtete ihr Kleid, ließ den Blick auf der weißen Rose zwischen ihren Brüsten ruhen.
»Ich wollte, dass du zu mir gehörst«, sagte er.
28
»Stell dir vor, das wollte ich auch«, versetzte Fleur. »Aber als ich wollte, wolltest du nicht.«
»Du bist ein batarde und nicht pur sang .«
»Grundgütiger, wie konnte ich das vergessen!« Um sein Mienenspiel zu eruieren, trat sie näher an seinen Schreibtisch. »Mein irisches Flynn-Blut ist dir wohl nicht gut genug, was?« Mit Genugtuung beobachtete sie, wie er erstarrte. »Einer seiner Vorfahren wurde aufgehängt, weil er ein Schaf geklaut hatte. Schlechte Gene, kann ich da nur sagen. Dann die Sauferei und Rumhurerei.« Sie machte eine Kunstpause. »Seine blutjungen Geliebten …«
Die Hand auf der Schreibtischplatte verkrampfte sich unbewusst. »Ich weiß nicht, was du mit dieser Taktik bezweckst. Aber damit kommst du bei mir nicht weiter.«
»Also gut, ich kann auch anders. Hör auf, Belinda zu terrorisieren.«
»Ich spiele mit dem Gedanken, deine Mutter in eine medizinische Einrichtung einzuweisen. In ein Sanatorium für unheilbare Alkoholiker.«
»Das dürfte schwierig werden, nachdem sie seit Jahren keinen Tropfen mehr anrührt.«
Alexi schmunzelte abfällig. »Bist du naiv! Mit Geld und Einfluss kann man so ziemlich alles bewerkstelligen.«
Es war ein langer Tag gewesen, und Fleur fühlte sich mit einem Mal völlig erledigt. Sie wollte ins Hotel, mit Jake telefonieren und endlich ein bisschen ausspannen. »Glaubst du ernsthaft, ich ließe zu, dass du meine Mutter wegsperrst? Ich würde alle Hebel in Bewegung setzen, um das zu verhindern. Darauf kannst du Gift nehmen.«
»Das weiß ich. Ist mir unbegreiflich, wieso Belinda das nicht gemerkt hat. Ich bin ehrlich zu dir. Fakt ist, dass ich dich in der Hand haben wollte, und dafür musste ich zu drastischen Maßnahmen greifen.«
Fleur dachte an Jake mit seinen rauchenden Colts und den schnellen Fäusten. Dessen ungeachtet war er weitaus kultivierter als der alte Mann vor ihr. Sie setzte sich ihm gegenüber. »Du hattest nie die Absicht, meine Mutter wegzusperren«, schloss sie blitzschnell.
»Was soll ich mich lange mit Belinda aufhalten? Du warst von Anfang an ein würdiger Gegner. Ich hatte zwar einkalkuliert, dass du das Feuer in deinem Keller noch rechtzeitig entdecken würdest, aber das mit den Kleidern war an Cleverness nicht zu überbieten.«
»Aus Schaden wird man klug. Also, was willst du von mir?«
»Wie amerikanisch du
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