Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
Haushälterin servierte ihnen Keramikteller mit Fleurs Lieblingssalat aus Shrimps, Ananas und frischer Brunnenkresse. Fleur schilderte Belinda die Ereignisse der vergangenen Woche, ließ Jake aber geflissentlich außen vor. Er war wirklich nett, und am Ende ihres zweiten Drehtags, am Montag, entschied sie, dass sie ihn falsch eingeschätzt hatte. Er provozierte sie zwar und nannte sie Flower Power, war aber auch ein hilfsbereiter Kollege. Am Dienstag rätselte sie, ob sie ihn eigentlich mochte. Am Mittwoch wusste sie, dass sie ihn mochte, und heute beim Mittagessen hatte sie festgestellt, dass sie ein bisschen in ihn verknallt war. Aber das musste sie Belinda nicht auf die Nase binden! Als ihre Mutter sie
über Jake auszufragen versuchte, erzählte Fleur ihr lediglich, dass sie ihn am ersten Drehtag über den Haufen gerannt und wie großartig er sich verhalten habe. Belindas Reaktion war mal wieder typisch. »War mir klar, dass er so ist. Er ist ein ungeheuer prominenter Filmstar, trotzdem hat er gemerkt, wie verklemmt und unsicher du bist. Er ist wie Jimmy, raue Schale, weicher Kern.«
Belindas Überzeugung, dass Jake sämtliche Eigenschaften ihres geliebten James Dean verkörperte, ärgerte Fleur. »Er ist viel größer. Und sie sehen sich nicht mal ähnlich.«
»Sie haben den gleichen Charakter, Baby. Jake Koranda ist auch ein Rebell.«
»Du kennst ihn ja nicht einmal. Er ist unvergleichlich. Zumindest ist er nicht wie die Typen, die ich bisher kennen gelernt habe.« Belinda bedachte sie mit einem halb amüsierten, halb lauernden Blick, und Fleur verstummte.
Mrs. Jurado, die Haushälterin, die sechzig war, trat in den Patio und stellte das Telefon auf den Tisch. »Es ist Mr. Savagar.« Als Fleur abnehmen wollte, schüttelte Mrs. Jurado den Kopf. »Für Mrs. Savagar.«
Schulterzuckend zog Belinda einen Clip vom Ohr und griff zum Hörer. »Was ist denn, Alexi?« Sie tippte mit den Fingernägeln auf die Glastischplatte. »Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Nein, natürlich hat er mich nicht angerufen. Ja. Ja, in Ordnung. Ja, ich informiere dich, wenn ich was höre.«
»Was ist denn passiert?«, wollte Fleur wissen, nachdem Belinda aufgelegt hatte.
»Michel ist aus der Klinik verschwunden. Alexi wollte wissen, ob er mich kontaktiert hat.« Belinda steckte den Clip wieder ans Ohr. »Selbst für deinen Vater muss offensichtlich sein, dass er seinerzeit das falsche Kind weggab. Meine Tochter ist schön und erfolgreich und sein Sohn eine homosexuelle Niete.«
Michel war auch Belindas Sohn. Schnell schob Fleur ihren Teller von sich. Ihr war der Appetit gründlich vergangen. Sicher, sie mochte Michel nicht, trotzdem fand sie das Verhalten ihrer Mutter inakzeptabel.
Vor ein paar Monaten war das Gerücht aufgekommen, dass Michel schon seit langem eine feste Beziehung mit einem verheirateten Mann und hochrangigen Mitglied der Pariser Gesellschaft unterhielt. Sein Freund hatte nach der Enthüllung einen Herzinfarkt erlitten, Michel daraufhin einen Selbstmordversuch unternommen. Fleur, die in der Modewelt häufig mit offen ausgelebter Homosexualität konfrontiert wurde, fand es grotesk, wie viel Wirbel um diese Geschichte gemacht wurde. Alexi weigerte sich strikt, Michel wieder nach Massachusetts aufs College zu schicken, und steckte ihn stattdessen in eine Schweizer Privatklinik. Ob sie Mitleid mit Michel haben sollte, überlegte Fleur. Ja, ganz sicher, aber andererseits wertete sie es als ausgleichende Gerechtigkeit, dass Michel endlich auch einmal der Ausgestoßene war.
»Isst du nichts mehr?«, fragte Belinda.
»Ich hab keinen Hunger mehr.«
Der Qualm von Dick Spanos Zigarre vernebelte den Projektionsraum, der Geruch von Fastfood hing in der Luft. Heute Abend wollte Jake sich das Filmmaterial der letzten zwei Wochen ansehen. Als Schauspieler brauchte er das nicht, aber als Drehbuchautor musste er die Dialoge auswerten und unter Umständen ändern.
»Hier hast du es gut getrofffen«, meinte Johnny Guy nach einer Dialogszene zwischen Matt und Lizzie. »Du bist ein erstklassiger Schreiber. Keine Ahnung, wieso du deine Zeit mit diesen New Yorker Theaterleuten vertrödelst.«
»Sie bedienen mein Ego.« Jake fixierte die Leinwand, da die Kussszene mit Lizzie und Matt begann. »Verdammt.«
Die Männer verfolgten die einzelnen Schnitte.
»Gar nicht so übel«, brummelte Dick Spano.
»Sie ist auf dem richtigen Weg«, meinte Johnny Guy.
»Na ja, es geht so.« Jake trank den letzten Schluck von seinem
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