Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
Schritte machen müssen, um mit ihm mithalten zu können, wenn er mit ihr über den Campus geschlendert war. Er entsann sich, wie er bei seinen Basketballspielen in die Zuschauerreihen hinaufgeschaut hatte. Dort oben saß sie dann, die schimmernden dunklen Haare mit dem silbernen Kamm zurückgesteckt, den er ihr geschenkt hatte. Naiver, romantischer Scheißdreck, fluchte er insgeheim.
Schluss mit den Erinnerungen, sonst würde er irgendwann wieder Creedence Clearwater im Ohr haben und Napalm riechen. Auf seinem Weg zur Tür trat er vor die leere Bierflasche, die krachend an die Wand knallte.
Am Morgen nach ihrer Ankunft in L. A. wartete Belinda hinter den Kulissen auf Fleur, die in der Maske saß. Schließlich hörte sie seine Schritte. Die Jahre verschwammen. Sie war wieder achtzehn und stand an der Theke von Schwab’s Drugstore. Gleich würde er eine zerknüllte Schachtel Chesterfield aus seiner Uniformjacke ziehen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Die lässige Haltung, der zwischen die Schultern gezogene Kopf: Jeder ist für sich selbst verantwortlich. James Dean, der junge Rebell.
»Ich liebe Ihre Filme.« Sie trat einen Schritt vor, verstellte ihm geschickt den Weg. »Vor allem die Caliber-Fortsetzungen.«
Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen. »Freut mich.«
»Ich bin Fleurs Mutter, Belinda Savagar.« Sie hielt ihm ihre Hand hin. Als er sie fasste, fuhr ihr Kopf Karussell.
»Mrs. Savagar, schön, Sie kennen zu lernen.«
»Bitte, nennen Sie mich ruhig Belinda. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, weil Sie so nett zu Fleur waren. Sie hat mir erzählt, dass Sie ihr viel geholfen haben.«
»Aller Anfang ist schwer.«
»Das denkt noch lange nicht jeder.«
»Sie ist ein tolles Mädchen.«
Als er weitergehen wollte, legte sie sanft, aber bestimmt ihre manikürten Fingerspitzen auf seinen Ärmel. »Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, aber Fleur und ich würden uns gern mit einem kleinen Essen bedanken. Wir hauen am Sonntagnachmittag ein paar Steaks auf den Grill. Nichts Großartiges. Ein einfaches Barbecue wie in Indiana.«
Seine Augen glitten über ihr Outfit von Yves St. Laurent: marineblaue Tunika mit weißer Tuchhose. Sie schien ihm zu gefallen. »Sie sehen gar nicht so aus, als kämen Sie aus Indiana.«
»Waschecht, ohne Scherz.« Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu. »So um drei werfen wir den Grill an.«
»Schade, aber kommenden Sonntag muss ich leider passen.« Sein Bedauern klang echt. »Können wir das vielleicht um eine Woche verschieben?«
»Kein Problem.«
Als er grinsend davonschlenderte, klopfte sie sich mental auf die Schulter. Sie hatte genau richtig getippt. Er war wie Jimmy. Kaltes Bier, Kartoffelchips aus der Tüte und Perrier höchstens zum Zähneputzen. Gute Güte, endlich wieder ein richtiger Mann! Danach sehnte sie sich schon lange.
Am darauffolgenden Sonntagnachmittag lag Belinda auf einer Liege am Pool, ihr weißer Bikini und das goldene Fußkettchen schimmerten mit ihrem eingeölten Körper um die Wette. Die Augen hinter der riesigen Sonnenbrille waren geschlossen. Es war fünf nach drei, und Fleur funkelte ihre Mutter entgeistert an. »Ich kann es nicht fassen, was du dir da geleistet hast. Seit du mir das erzählt hast, kann ich ihm nicht mehr in die Augen gucken. Du hast ihn in eine denkbar blöde Situation gebracht, ganz zu schweigen von mir. Seinen einzigen freien Tag mit uns zu verbringen ist bestimmt das Hinterletzte, was ihm so vorschwebt.«
Belinda spreizte die Finger und blinzelte hindurch. »Sei nicht albern, Baby. Er wird sich blendend amüsieren. Dafür werden wir schon sorgen.«
Das beteuerte ihre Mutter nun schon, seit sie die Bombe hatte platzen lassen, dass Jake zu ihrem Barbecue kommen würde. Fleur schnappte sich einen Kescher und marschierte zum Poolrand. Schlimm genug, dass sie die ganze Woche mit Jake zusammen sein musste. Jetzt sollte sie auch noch an ihrem freien Tag aufpassen, was sie sagte und wie sie sich ihm gegenüber verhielt. Nicht auszudenken, wenn er merkte, dass sie sich in ihn verknallt hatte …
Sie fischte im Pool nach Laub. Was als kleine Schwärmerei begonnen hatte, nahm allmählich kritische Formen an. Zum Glück war sie clever und wusste, dass es nichts mit Liebe, sondern mit Sex zu tun hatte. Sie hatte endlich einen Mann kennen gelernt, bei dem sie vor Begehren weiche Knie bekam. Aber warum musste es ausgerechnet Jake Koranda sein?
Einerlei, sie würde sich heute zusammenreißen. Sie würde ihn weder anhimmeln
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