Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Titel: Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
schließlich in meinen Armen einschlief. Ich konnte an jenem Tag nicht schlafen. Ich betrachtete sie, beobachtete das sanfte Heben und Senken ihres Brustkorbs, spürte ihre warme Haut auf meiner. Im Dämmerlicht des Zimmers fragte ich mich, ob je ein Mann so viel Glück gehabt hatte wie ich.
    Deshalb wandere ich spätnachts durchs Haus, und deshalb bleibt die Sammlung unangetastet. Deshalb habe ich nie auch nur ein einziges Bild verkauft. Wie könnte ich? In dem Öl und den Pigmenten bewahre ich meine Erinnerungen an Ruth auf, in jedem Gemälde ruht ein Kapitel unseres gemeinsamen Lebens. Nichts ist für mich kostbarer. Die Sammlung ist alles, was mir von der Frau geblieben ist, die ich mehr geliebt habe als das Leben selbst, und ich werde sie weiter betrachten und mich erinnern, bis ich es nicht mehr kann.
    Bevor sie starb, begleitete Ruth mich manchmal auf diesen nächtlichen Rundgängen, denn auch sie ließ sich gern in andere Zeiten zurückversetzen. Auch sie erzählte die Geschichten gern noch einmal, wenngleich ihr nie bewusst war, dass sie in allen die Heldin darstellte. Sie hielt meine Hand, während wir von Zimmer zu Zimmer gingen, und beide genossen wir den Moment, in dem die Vergangenheit zum Leben erwachte.
    Meine Ehe hat großes Glück in mein Leben gebracht, doch in letzter Zeit gab es nur noch Traurigkeit. Ich verstehe durchaus, dass Liebe und Tragödie Hand in Hand gehen, denn das eine vermag es ohne das andere nicht zu geben, dennoch frage ich mich immer wieder, ob das gerecht ist. Ein Mann sollte sterben, wie er gelebt hat, finde ich. In seinen letzten Augenblicken sollte er von jenen umgeben sein und getröstet werden, die er geliebt hat.
    Aber ich weiß jetzt schon, dass ich in meinen letzten Augenblicken allein sein werde.

KAPITEL 1 8
    Sophia
    Die nächsten Wochen gehörten zu jenen seltenen und wunderbaren Phasen, in denen fast alles wie von allein lief.
    Sophias Kurse waren spannend, ihre Noten hervorragend, und vom Denver Art Museum hatte sie zwar noch nichts gehört, aber ihr Tutor empfahl sie für ein Praktikum am Museum of Modern Art in New York. In den Weihnachtsferien sollte sie dort ein Vorstellungsgespräch haben. Es war keine bezahlte Stelle, und wahrscheinlich musste sie von ihrem Elternhaus aus pendeln, aber es war das Mo MA . Nicht einmal in ihren wildesten Träumen hätte sie das in Betracht gezogen.
    In der knappen Zeit, die sie im Wohnheim verbrachte, fiel ihr auf, dass Marcia neuerdings einen tänzelnden Schritt hatte – wie immer, wenn es jemand Besonderen in ihrem Leben gab. Sie war ständig guter Laune, auch wenn sie abstritt, dass ein Mann etwas damit zu tun hatte. Gleichzeitig hatte Mary-Kate Sophias Aufgaben in der Schwesternschaft beträchtlich reduziert, sodass sie abgesehen von den Pflichtversammlungen weitgehend von allem befreit war. Zugegeben, das lag wahrscheinlich an ihrer eigenen nachlässigen Haltung, aber Hauptsache, es funktionierte. Und das Beste war, dass sie Brian auf dem Campus nicht mehr begegnet war und er auch weder SMS geschrieben noch angerufen hatte.
    Und dann war da natürlich noch Luke.
    Zum ersten Mal hatte Sophia das Gefühl, zu begreifen, was Liebe wirklich bedeutete. Seit dem Wochenende in der Hütte hatten sie – außer an Thanksgiving, da hatte Sophia ihre Eltern besucht – jeden Samstagabend zusammen auf der Ranch verbracht, größtenteils in den Armen des anderen. Sophia schwelgte in den Küssen, dem Kribbeln, das seine nackte Haut auf ihrer auslöste, und sie konnte gar nicht oft genug hören, wie sehr er sie anbetete und wie viel sie ihm bedeutete. In der Dunkelheit strich sie sanft mit dem Finger über seine Narben, fand manchmal eine, die sie vorher noch nicht bemerkt hatte. Sie redeten bis in die frühen Morgenstunden und unterbrachen die Gespräche nur, um sich noch einmal zu lieben. Die Leidenschaft, die sie füreinander empfanden, war berauschend, etwas völlig anderes, als Sophia bei Brian gefühlt hatte. Es war eine Verbindung, die über den physischen Akt hinausging.
    Sonntagmorgens stand Luke dann ganz leise auf, um die Tiere zu füttern und nach der Herde zu sehen, bemüht, Sophia nicht zu wecken. Meistens döste sie noch einmal ein und wurde dann später mit einem heißen Kaffee geweckt. Manchmal trödelten sie eine Stunde oder länger auf der Veranda herum oder bereiteten zusammen das Frühstück zu. Fast immer ritten sie aus, manchmal den gesamten Nach mittag. Die frische Winterluft rötete ihre Wangen und schmerzte in

Weitere Kostenlose Bücher