Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
Bescheid zu geben, dass ich unterwegs bin, wolltest du gar nicht mehr auflegen. Aber als ich dann beim Wohnheim ankam, warst du sehr wortkarg, und mir ist aufgefallen, dass du und Marcia euch ständig Blicke zugeworfen habt. Als hättet ihr euch gerade etwas gebeichtet, und keine von euch wäre besonders froh darüber.«
Die Tasse gab Wärme an Sophias Hände ab. »Für einen Mann, der ganze Tage ohne Reden auskommen kann, kriegst du ziemlich viel mit.« Sie sah ihn an.
»Vielleicht genau deswegen.«
Seine Antwort erinnerte sie daran, warum sie einander so schnell so nahegekommen waren. Ob das allerdings wirk lich eine gute Idee gewesen war, wusste sie gerade nicht.
»Jetzt denkst du schon wieder«, tadelte er. »Das macht mich langsam nervös.«
Trotz der Anspannung musste sie lachen.
»Wohin führt das alles, was glaubst du?«, fragte sie plötzlich, ähnlich wie Marcia vorher.
»Das mit uns, meinst du?«
»Im Frühling mache ich meinen Abschluss. Das sind nur noch ein paar Monate. Und was ist dann? Was passiert, wenn ich wieder nach Hause ziehe? Oder irgendwo einen Job bekomme?«
Er beugte sich vor und stellte seine Tasse auf dem Tisch ab, dann drehte er sich zu ihr um. »Ich weiß es nicht.«
»Du weißt es nicht?«
Seine Miene war nicht zu deuten. »Ich kann genauso wenig hellsehen wie du.«
»Das hört sich wie eine Ausrede an.«
»Ist es aber nicht. Ich versuche nur, ehrlich zu sein.«
»Aber du sagst nichts!« Sie spürte ihre Verzweiflung und ärgerte sich darüber.
Lukes Stimme blieb ruhig. »Also gut, was hältst du davon: Ich liebe dich. Ich möchte mit dir zusammen sein. Wir finden einen Weg.«
»Glaubst du das ehrlich?«
»Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
»Selbst wenn das bedeutet, dass du nach New Jersey ziehen müsstest?«
Sein halbes Gesicht lag dem Feuer abgewandt im Schatten. »Du willst, dass ich nach New Jersey ziehe?«
»Was gibt es daran auszusetzen?«
»Nichts. Ich hab dir ja schon gesagt, dass ich mal da war und es mir gefallen hat.«
»Aber?«
Zum ersten Mal senkte er den Blick. »Ich kann die Ranch nicht im Stich lassen, bis ich nicht weiß, ob meine Mutter zurechtkommt«, sagte er mit einer gewissen Endgültigkeit.
Sie verstand seine Gründe, und doch ...
»Ich soll also nach dem College hierbleiben«, sagte sie.
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Das würde ich niemals von dir verlangen.«
Sie konnte ihre Ungeduld nicht verbergen. »Und was sollen wir dann deiner Meinung nach tun?«
Er legte die Hände auf die Knie. »Wir sind nicht das erste Paar mit diesem Problem. Mein Gefühl sagt mir, wir werden es schaffen. Aber nein, ich kann dir jetzt noch nicht sagen, wie sich alles entwickeln wird. Und wenn du heute schon mit dem Studium fertig wärst, wäre ich unruhiger. Aber uns bleiben noch sechs Monate, und bis dahin kann alles anders sein. Vielleicht reite ich gut und muss mir keine Sorgen mehr um die Ranch machen, oder vielleicht buddle ich eines Tages einen alten Zaunpfosten aus und finde darunter einen vergrabenen Schatz. Oder wir verlieren die Ranch ganz, und ich muss sowieso wegziehen. Oder du bekommst einen Job in Charlotte oder irgendwo in der Nähe. Ich weiß es nicht.« Er beugte sich näher zu ihr, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, wenn wir es beide wollen, finden wir einen Weg.«
Sophia war bewusst, dass er nichts anderes sagen konnte, aber die Frage nach ihrer Zukunft ließ ihr dennoch keine Ruhe. Allerdings behielt sie das für sich. Sie rutschte dichter zu ihm, ließ sich von ihm in den Arm nehmen und schmiegte sich an seinen warmen Körper. Dann stieß sie einen langen Atemzug aus, sie wünschte, die Zeit könnte stehen bleiben. Oder zumindest langsamer vergehen.
»Okay«, flüsterte sie.
Er küsste sie auf die Haare und legte dann das Kinn auf ihren Kopf. »Ich liebe dich, das weißt du.«
»Ja«, wisperte sie. »Ich liebe dich auch.«
»Du wirst mir fehlen, wenn du weg bist.«
»Du mir auch.«
»Aber ich freue mich, dass du deine Familie besuchst.«
»Ich mich auch.«
»Vielleicht komme ich nach New Jersey und überrasche dich.«
»Tut mir leid«, sagte sie mit gespieltem Ernst. »Das geht nicht.«
»Warum nicht?«
»Du kannst mich natürlich gern besuchen kommen. Aber eine Überraschung wäre es nicht mehr. Das hast du jetzt vermasselt.«
»Tja, das stimmt wohl. Wer weiß, vielleicht überrasche ich dich damit, dass ich nicht komme.«
»Untersteh dich. Meine Eltern
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