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Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Titel: Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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schönste Geschenk, das ich mir je hätte erträumen können.
    Ich lächle, während ich das schreibe, und ich hoffe, Du kannst auch lächeln, wenn Du diese Zeilen liest. Ertränke Dich nicht in Kummer, sondern denk mit Freude an mich, denn so habe ich immer an Dich gedacht. Das ist mein größter Wunsch. Ich möchte, dass Du lächelst, wenn Du an mich denkst. Und in Deinem Lächeln werde ich ewig leben.
    Ich weiß, dass Du mich furchtbar vermisst. Ich vermisse Dich auch. Aber wir haben einander weiterhin, denn ich bin   – und war es immer   – ein Teil von Dir. Du trägst mich in Deinem Herzen, so wie ich Dich in meinem, und nichts kann daran jemals etwas ändern. Ich liebe Dich, mein Schatz, und Du liebst mich. Halte Dich an diesem Gefühl fest. Halte Dich an uns fest. Und mit der Zeit wird der Schmerz vergehen.
    Ruth
    » D u denkst an meinen Brief«, sagt Ruth. Ich schlage die Augen auf und blinzle angestrengt, um sie klar zu sehen.
    Sie ist jetzt Mitte sechzig, durch die Weisheit ist sie noch schöner geworden. Sie trägt die Diamantohrstecker, die ich ihr geschenkt habe, als sie in den Ruhestand ging. Ich versuche vergeblich, meine Lippen zu befeuchten.
    »Woher weißt du das?«, krächze ich.
    »So schwer ist das nicht.« Sie zuckt die Achseln. »Dein Gesichtsausdruck verrät dich. Das war schon immer so. Gut, dass du nie Poker gespielt hast.«
    »Im Krieg habe ich Poker gespielt.«
    »Kann sein«, sagt sie. »Aber ich glaube nicht, dass du viel Geld gewonnen hast.«
    Ich bestätige diese Vermutung mit einem schwachen Grinsen. »Danke für den Brief. Ich weiß nicht, ob ich ohne ihn überlebt hätte.«
    »Du wärst verhungert. Du warst immer ein Dickkopf.«
    Ein Schwindelanfall bringt ihr Bild zum Flackern. Es wird immer schwerer, sie festzuhalten. »An dem Abend habe ich ein Stück Toast gegessen.«
    »Ja, ich weiß. Du und dein Toast. Frühstück zum Abendessen. Das habe ich nie verstanden. Toast reichte nicht aus.«
    »Aber es war immerhin etwas. Und zu dem Zeitpunkt war der Morgen ohnehin schon nahe.«
    »Du hättest Pancakes machen sollen. Und Rühreier. Da mit hättest du wieder genug Kraft gehabt, um durchs Haus zu laufen. Du hättest dir die Bilder ansehen und dich erinnern können, so wie früher.«
    »So weit war ich noch nicht. Es hätte mir zu wehgetan. Außerdem fehlte eines.«
    »Es fehlte nicht.« Sie sieht aus dem Fenster, wendet mir das Profil zu. »Es war noch nicht da. Es kam erst eine Woche später.« Einen Moment lang schweigt sie, und ich weiß, dass sie nicht an den Brief denkt. Auch nicht an mich. Sondern sie denkt an das Klopfen an der Tür. Es klopfte gut eine Woche später, und vor mir stand eine Fremde. Ruths Schultern sinken herab, in ihrer Stimme liegt Bedauern.
    »Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen«, murmelt sie. »Ich hätte so gern mit ihr gesprochen. Ich habe so viele Fragen.«
    Diese letzten Worte entspringen einer tiefen, verborge nen Traurigkeit, und trotz meiner eigenen Misere empfinde ich einen unerwarteten Schmerz.
    Die Besucherin war groß und attraktiv, die Falten um ihre Augen ließen erkennen, dass sie viel Zeit in der Sonne verbracht hatte. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem nachlässigen Pferdeschwanz gebunden, und sie trug eine ausgewaschene Jeans und eine schlichte kurzärmelige Bluse. Doch der Ring an ihrem Finger und der am Bordstein geparkte BMW deuteten auf ein Leben in Wohlstand, das sich von meinem deutlich unterschied. Unter ihrem Arm klemmte ein Paket, in braunem Packpapier und von vertrauter Größe und Form.
    »Mr Levinson?«, fragte sie. Als ich nickte, lächelte sie. »Mein Name ist Andrea Lockerby. Sie kennen mich nicht, aber Ihre Frau Ruth war einmal die Lehrerin meines Mannes. Das ist lange her, und wahrscheinlich erinnern Sie sich nicht, aber er hieß Daniel McCallum. Ich wollte fragen, ob Sie vielleicht ein paar Minuten Zeit haben.«
    Einen Moment lang brachte ich vor Überraschung kein Wort heraus, der Name kreiste in einer Endlosschleife durch meinen Kopf. Stumm trat ich beiseite, ließ sie eintreten und brachte sie ins Wohnzimmer. Als ich mich in den Sessel setzte, ließ sie sich mir gegenüber auf der Couch nieder.
    Immer noch wusste ich nichts zu sagen. Daniels Namen nach fast vierzig Jahren zu hören, nach Ruths Tod, war ein ziemlich großer Schock.
    Sie räusperte sich. »Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen. Ich weiß, dass Ihre Frau vor Kurzem verstorben ist, und es tut mir sehr leid.«
    Ich blinzelte, völlig

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