Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
Expertin. Danach unterhielten sie sich angeregt, mit einer kurzen Unterbrechung, als das Essen serviert wurde. Luke gab Sophia einen Überblick über seine Kindheit, die trotz seiner Aufgaben auf der Ranch ziemlich normal verlaufen war. Später war er drei Jahre lang Mitglied des Ringerteams der Highschool gewesen, hatte sämtliche Schul- und Abschlussbälle besucht sowie eine Handvoll denkwürdiger Partys. Er erzählte, dass er im Sommer jahrelang mit seinen Eltern in die Berge in die Nähe von Boone gefahren war und sie dort Reitwanderungen machten, die einzigen Familienurlaube, die sie je unternahmen. Er sprach von seinem Training auf dem elektrischen Bullen in der Scheune, an dem sein Vater ein wenig herumgebastelt hatte, damit er noch heftiger rüttelte. Schon in der Grundschule hatte er zu trainieren begonnen, und sein Vater hatte auf jede Kleinigkeit geachtet. Er erwähnte einige der Verletzungen, die er im Laufe der Jahre erlitten hatte, und beschrieb seine Nervosität, wenn er an der PBR -Endrunde teilnahm. Einmal war er bis zum letzten Ritt im Rennen um die Meisterschaft geblieben und am Ende Dritter geworden. Und Sophia hörte die ganze Zeit gebannt zu und unterbrach nur hin und wieder, um eine Frage zu stellen.
Er spürte den laserartigen Blick, den sie auf ihn gerichtet hielt, ihr konzentriertes Interesse, und als sie mit dem Essen fertig waren, fand er abermals alles an ihr bezaubernd und begehrenswert. Und er hatte das Gefühl, trotz ihrer Unterschiedlichkeit ganz er selbst sein zu dürfen. In ihrer Gesellschaft fiel es ihm leicht, den Stress zu vergessen, den er immer empfand, wenn er an die Ranch dachte. Oder an seine Mutter. Oder was passieren würde, wenn seine Pläne nicht aufgingen ...
Er war in Gedanken versunken, also merkte er nicht sofort, dass sie ihn betrachtete.
»Woran denkst du?«, fragte sie.
»Warum?«
»Du hast einen Moment lang fast ... verloren gewirkt.«
»Ach, nichts.«
»Sicher? Ich hoffe, es liegt nicht am Anago.«
»Nein. Ich habe nur überlegt, was ich noch erledigen muss, bevor ich fürs Wochenende wegfahre.«
Sie runzelte die Stirn und musterte ihn eindringlich. »Na gut«, sagte sie schließlich. »Wann geht es los?«
»Morgen Nachmittag«, antwortete er, dankbar, dass sie nicht weiter nachhakte. »Wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin, fahre ich nach Knoxville und übernachte dort. Am Samstagabend mache ich mich dann gleich nach dem Wettbewerb wieder auf den Heimweg. Es wird spät werden, aber das ist das erste Wochenende, an dem wir Kürbisse verkaufen, da will ich Sonntag zu Hause sein. Der Großteil der Halloween-Deko steht zwar schon, unter anderem habe ich mit José ein riesiges Labyrinth aus Heuballen gebaut, aber es kommen immer viele Leute. Selbst wenn José einspringt, braucht meine Mutter noch zusätzliche Hilfe.«
»Ist sie deshalb sauer auf dich? Weil du nicht da bist?«
»Zum Teil.« Er schob eine grellrosa Ingwerscheibe auf seinem Teller herum. »Sie ist einfach sauer, weil ich reite, Punkt.«
»Hat sie sich nicht inzwischen daran gewöhnt? Oder ist es, weil du dich auf Big Ugly Critter verletzt hast?«
»Meine Mutter«, sagte er, jedes Wort mit Bedacht wählend, »macht sich Sorgen, mir könnte etwas passieren.«
»Aber du hast dich doch schon oft verletzt.«
»Ja.«
»Gibt es etwas, das du mir verschweigst?«
Er antwortete nicht sofort. »Pass mal auf ...« Er legte seine Stäbchen weg. »Wenn der richtige Zeitpunkt da ist, erzähle ich dir alles.«
»Ich kann jederzeit deine Mutter fragen.«
»Stimmt. Aber dazu müsstest du sie erst einmal kennenlernen.«
»Tja, vielleicht fahre ich einfach am Samstag raus und versuche es.«
»Bitte, mach nur. Aber dann sei darauf gefasst, eingespannt zu werden. Du müsstest den ganzen Tag Kürbisse schleppen.«
»Ich habe Muskeln.«
»Hast du schon mal einen ganzen Tag Kürbisse ge schleppt?«
Sie beugte sich über den Tisch. »Hast du schon mal einen ganzen Laster voller Wurst und Fleisch ausgeladen?« Als er nichts erwiderte, sah sie ihn mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck an. »Siehst du, wir haben doch etwas gemeinsam. Wir können beide hart arbeiten.«
»Und jetzt können wir auch beide reiten.«
Sie lächelte. »Das auch. Wie hat dir eigentlich das Sushi geschmeckt?«
»Gut.«
»Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass du Schweinekoteletts vorgezogen hättest.«
»Schweinekoteletts kann ich jeden Tag essen. Das ist eine meiner Spezialitäten.«
»Kannst du etwa
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