Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
Labyrinth wiederzufinden, und füllte Hun derte von Ballons mit Helium. Die Ballons waren dieses Jahr neu, genau wie die Hotdogs und Kaltgetränke, die seine Mutter an einem Tisch verkaufte.
Doch bei allem, was er tat, musste er an Sophia denken. Ab und zu sah er auf die Uhr, überzeugt, dass Stunden vergangen sein mussten, stellte dann aber fest, dass es gerade einmal zwanzig Minuten gewesen waren.
Er wollte sie wiedersehen. Am Freitag und Samstag hatte er mit ihr telefoniert, und jedes Mal war er nervös gewesen, bevor sie abhob. Was er für sie empfand, wusste er; das Problem war, dass er keine Ahnung hatte, ob es ihr genauso ging. Bevor er ihre Nummer wählte, befürchtete er immer, sie würde sich mit nur mäßiger Begeisterung in der Stimme melden. Und auch wenn sie dann am Telefon fröhlich und gesprächig gewesen war, quälten ihn hinterher, wenn er die Unterhaltung noch einmal Satz für Satz durchging, Zweifel an ihren Gefühlen.
Es war einfach das Merkwürdigste, was er je erlebt hatte. Er war schließlich kein neurotischer Teenager. So hatte er sich noch nie gefühlt, und zum ersten Mal in seinem Leben war er nicht sicher, was er tun sollte. Das Einzige, was er wusste, war, dass es nicht schnell genug Abend werden konnte.
KAPITEL 1 3
Sophia
»Du weißt, was das heißt, oder? Ein Essen mit seiner Mutter?«, fragte Marcia grinsend. Sie knabberte Rosinen aus einer Schachtel, was bei ihr alle drei Mahlzeiten für diesen Tag abdecken würde. Wie viele andere im Wohnheim sparte sich Marcia ihre Kalorien entweder für die Cocktails später am Abend auf oder glich so die überschüssigen Cocktail-Kalorien vom vergangenen aus.
Sophia befestigte eine Spange in ihren Haaren.
»Ich glaube, es heißt, dass wir zusammen essen.«
»Du weichst mir schon wieder aus. Du hast mir noch nicht mal erzählt, was ihr am Donnerstag gemacht habt.«
»Ich hab dir gesagt, dass wir spontan zum Japaner gegangen sind. Und danach sind wir auf die Ranch gefahren.«
»Wow. Ich kann praktisch die ganze Nacht in allen Einzelheiten vor mir sehen.«
»Was willst du denn von mir hören?«
»Details. Konkretes. Und da du dich offensichtlich davor drückst, es mir zu erzählen, gehe ich mal davon aus, dass ihr euch gegenseitig an die Wäsche gegangen seid.«
»Nein, sind wir nicht. Allerdings frage ich mich doch, warum du so wahnsinnig daran interessiert bist ...«
»Ach, du, ich weiß auch nicht. Vielleicht weil du so aufgeregt durchs Zimmer flatterst? Oder weil du auf der Party am Freitag nicht mal ausgeflippt bist, als du Brian gesehen hast? Oder neulich beim Footballspiel, als dein Cowboy anrief, bist du einfach weggegangen, um mit ihm zu reden, obwohl unsere Mannschaft kurz davor stand, zu punkten. Wenn du mich fragst, macht es den Eindruck, als würde es schon ernst mit euch.«
»Wir haben uns erst letztes Wochenende kennengelernt. Gar nichts ist ernst.«
Marcia schüttelte den Kopf. »Nein, das kaufe ich dir nicht ab. Ich glaube, du magst diesen Kerl viel mehr, als du zugibst. Aber ich muss dich warnen: Das ist wahrscheinlich keine gute Idee.«
Als Sophia sich zu ihr umdrehte, schüttete sich Marcia gerade die letzten Rosinen in die Handfläche und zerknüllte die Schachtel. Sie warf sie Richtung Mülleimer, traf aber nicht, wie üblich.
»Du hast gerade eine Beziehung hinter dir. Du willst dich über Brian hinwegtrösten. Und so etwas funktioniert nie«, sagte sie im Brustton der Überzeugung.
»Ich tröste mich über gar nichts hinweg. Mit Brian ist schon lange Schluss.«
»So lange nun auch wieder nicht. Und nur zu deiner Information, er hängt immer noch an dir. Sogar nach den Ereignissen vom letzten Wochenende will er dich zurück.«
»Na und?«
»Ich erinnere dich nur vorsichtig daran, dass Luke der erste Mann nach Brian ist. Sprich, du hattest gar keine Zeit, dir in Ruhe zu überlegen, was für einen Typen du dir eigentlich wünschst. Du bist immer noch neben der Spur. Weißt du nicht mehr, wie du dich letztes Wochenende benommen hast? Du bist ausgerastet, bloß weil Brian aufgetaucht ist. Und in diesem emotionalen Zustand hast du einen anderen kennengelernt. Genau das ist mit ›sich über jemanden hinwegtrösten‹ gemeint, und solche Beziehungen funktionieren nicht, weil man nicht in der richtigen Verfassung ist. Luke ist nicht Brian. So weit kann ich dir folgen. Ich sage ja nur, in ein paar Monaten willst du möglicherweise mehr als nur ›Er ist nicht Brian‹. Und wenn du dann nicht aufpasst, wirst du
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