Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
und Zeitungsseiten aufgeschichtet waren, nahm eine Streichholzschachtel vom Sims und zündete das Papier an.
Während er das Feuer in Gang brachte, schweifte Sophias Blick über Wohnzimmer und Küche. Die Einrichtung war interessant, niedrige braune Ledersofas in modernem Design kombiniert mit einem rustikalen Couchtisch auf einem Kuhfell. Auf nicht einheitlichen Beistelltischchen standen einheitliche schmiedeeiserne Lampen. Über dem Kamin hing ein Hirschkopf mit Geweih an der Wand. Der Raum war funktional und unaufdringlich, ohne Pokale oder Auszeichnungen oder laminierte Zeitungsartikel als Dekoration. Sophia entdeckte zwar einige Fotos von Luke beim Bullenreiten, aber sie standen eingeklemmt zwischen traditionelleren Fotos: eins von seinen Eltern, vermutlich an einem Hochzeitstag; eins von Luke als Kind und seinem Vater mit einem Fisch, den sie gefangen hatten; ein Bild von seiner Mutter und einem der Pferde, auf dem seine Mutter in die Kamera lächelte.
Die Küche daneben war schwerer zu deuten. Wie bei seiner Mutter stand auch bei ihm mitten im Raum ein Tisch, die Einbauschränke und Arbeitsflächen aus Ahorn wiesen allerdings wenig Gebrauchsspuren auf.
Auf der anderen Seite des Wohnzimmers führte ein kurzer Flur zu einem Bad und wahrscheinlich zu den restlichen Zimmern.
Als das Feuer allmählich flackerte, stand Luke auf und rieb sich die Hände an der Jeans ab.
»Wie ist das?«
Sophia stellte sich vor den Kamin. »Sehr angenehm.«
Sie ließen sich für eine Weile vom Feuer wärmen, ehe sie sich nebeneinander auf die Couch setzten. Sophia merkte, dass Luke sie beobachtete.
»Darf ich dich was fragen?«, sagte er schließlich.
»Natürlich.«
Er zögerte. »Geht es dir gut?«
»Warum sollte es mir nicht gut gehen?«
»Weiß ich auch nicht. Als du vorhin kamst, hatte ich den Eindruck, irgendetwas sei nicht in Ordnung.«
Sie war sich nicht sicher, ob sie antworten sollte. Schließlich dachte sie, warum nicht?, und hob sein Handgelenk hoch. Er verstand, was sie wollte, und legte den Arm um ihre Schulter, damit sie sich an ihn schmiegen konnte.
»Marcia hat auf mich eingeredet.«
»Ging es um mich?«
»Nicht direkt. Es ging mehr um mich. Sie glaubt, das mit uns verläuft ein bisschen zu schnell und ich sei emotional noch nicht bereit. Sie ist überzeugt, dass ich mich mit dir nur über die Beziehung mit Brian hinwegtrösten will.«
Er zog den Kopf zurück und musterte sie. »Und, stimmt das?«
»Keine Ahnung«, gab sie zu. »Das ist alles neu für mich.«
Luke lachte, wurde dann aber wieder ernst. Er zog sie dicht an sich und küsste sie aufs Haar. »Tja, wenn es dir hilft, für mich ist das auch alles neu.«
L ange Zeit saßen sie vor dem Feuer und unterhielten sich ruhig und vertraut. Hin und wieder knackte das Holz, und Funken flogen in den Kamin hinauf, was den Raum in einen behaglichen Schein tauchte.
Sophia dachte darüber nach, dass ihr dies alles »richtig« vorkam. Bei Luke konnte sie sie selbst sein, sie hatte das Gefühl, alles sagen zu dürfen, weil er sie intuitiv verstand. Während sie so dicht an ihn geschmiegt dasaß, staunte sie, wie gut sie zusammenpassten.
Das war bei Brian nicht so gewesen. Bei ihm hatte sie immer Angst gehabt, nicht gut genug zu sein. Schlimmer noch, sie hatte manchmal daran gezweifelt, ihn überhaupt richtig zu kennen. Nie hatte sie das Gefühl abschütteln können, dass er eine Maske trug, hinter die sie niemals blicken konnte. Sie hatte angenommen, sie sei diejenige, die etwas falsch machte und dadurch unabsichtlich Barrieren zwischen ihnen schuf. Bei Luke hingegen war es anders. Sie hatte das Gefühl, ihn schon ewig zu kennen, und die Ungezwungenheit zwischen ihnen zeigte ihr, was ihr bisher gefehlt hatte.
Das Feuer brannte friedlich vor sich hin, und Marcias Worte wurden in ihrem Kopf immer leiser, bis sie gar nicht mehr zu hören waren. Ob es nun zu schnell ging oder nicht, Sophia mochte Luke und genoss jede Minute mit ihm.
Später, als sie in die Küche gingen, um Sophias Kürbislaterne zu schnitzen, war sie ganz traurig, dass sich der Abend schon wieder fast dem Ende zuneigte. Sie stand neben Luke und sah gebannt zu, wie er geschickt eine Halloween-Fratze zum Leben erweckte, viel raffinierter als diejenigen, die sie früher als Kind ausgeschnitten hatte.
Auf dem Tisch lagen Messer in unterschiedlichen Größen, jedes für einen eigenen Zweck, und Sophia beobachtete, wie Luke das Grinsen des Kürbiskopfs herausarbeitete, indem er nur die
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