(K)ein Rockstar für eine Nacht: Wenn Fanliebe weiter geht... (German Edition)
lassen, doch kaum betrat ich wieder den Laden, eilte ich ohne jedes Wort an meiner verwirrten Mutter vorbei in das Hinterzimmer. Schnell legte ich die Brötchen auf den Tisch und ließ mich zitternd mit dem Kaffee in der Hand auf die Eckbank sinken. Mein angestauter Schmerz und die Gewissheit nie wieder ein normales Leben führen zu können, ließ ich meinen Tränen ihren Lauf. „Susanna, Kleines, was ist passiert?“, eilte auch schon meine besorgte Mutter zu mir und nahm vorsichtig neben mir Platz. Ihre Hand streifte unbewusst meinen Arm, doch war diese eine Berührung genug, um mir zu zeigen, dass ich nicht alleine war. „Ville ist passiert!“, schluchzte ich leise auf und schlürfte schluchzend an meinem Kaffee, verschluckte mich dabei fast. Ich räusperte mich. „Sorry!“ „Nicht doch mein Schatz!“, streichelte sie meinen Arm nun bewusst. „Ich würde sagen, heute arbeitest du mal nicht und achtest mehr auf dein Seelenheil!“, schmunzelte sie zuversichtlich und trotz dem, dass sie sehr schmale Lippen hatte, war keinerlei Härte in ihren Gesichtszügen zu sehen. Ich spürte, dass die innige Mutter, Tochter Beziehung noch immer vorhanden war, und war Gott dankbar dafür. „Ach Mama!“, seufzte ich mit einem dankbaren Lächeln, schüttelte dann jedoch den Kopf, „Ich muss damit zurechtkommen! Verstehst du? Ich trinke jetzt meinen Kaffee, dann komme ich vor in den Laden!“, wischte ich meine Tränen weg und schluckte den Herzschmerz herunter.
Sie war bereits zehn Minuten, oder länger weg gewesen, doch das Klingeln der Ladentür und die Verkaufsgespräche konnte ich von meiner Position aus sehr gut mithören. Meinen Kaffee hatte ich auch schon längst ausgetrunken, doch mein innerer Schweinehund ließ mich einfach nicht los. So blieb ich doch noch eine Weile sitzen und lauschte dem Geschehen im Laden neugierig zu. Es ging hauptsächlich um Blumen für die verärgerte Frau, oder um Geburtstagsgeschenke, doch dann hörte ich einen Mann mit nordeuropäischem Akzent, gebrochen Englisch sprechen. Da ich wusste, dass meine Mutter ebenfalls kaum Englisch sprechen konnte, bildete sich zum ersten Mal an diesem Tag ein Lächeln auf meine Lippen. Ich war amüsiert über die spärlichen Versuche der beiden sich zu verständigen, dass ich doch von meinem Platz aufstand und an die Tür ging, welche einen Spalt geöffnet war. Viel konnte ich nicht erkennen, nur einen dunkelbraunen Ärmel einer Tweed Jacke und wie ich vermutete meine Mutter, wie sie mit dem Rücken zu mir stand und ihr lockiges Haar mir die Sicht teilweise versperrte.
Gespannt lauschte ich dem Gespräch. „Es tut mir leid, aber mein Englisch ist nicht so gut!“, entschuldigte sich meine verzweifelte Mutter zum dritten Mal und versuchte sich mit wilden Gesten zu verständigen. „Ich suche nach Susanna Behringer!“, erklärte der Mann, worauf ich hinter der Tür zu einem Klumpen Eis erstarrte. „Susanna ist nicht hier!“, holte mich die erschrockene Stimme meiner Mutter aus meiner Starre zurück. Der Mann, welcher älter klang, ich schätzte er musste um die sechzig Jahre alt gewesen sein, seufzte geschlagen und sagte etwas, was meine volle Aufmerksamkeit auf sich zog „Ich suche sie schon lange und mein Sohn … Ach herrje, er ist so verletzt!“ Er musste von Ville sprechen, dachte ich in diesem Augenblick, doch wollte ich noch nicht hervor treten. Ich zog es vor abzuwarten, was er noch sagen würde. „Es tut mir leid, aber ihr Sohn?“, verstand sie nicht ganz, worauf er etwas aus seiner Tasche zu holen schien, da es raschelte. „Hier, mein Ausweiß!“, hielt er ihr ein kleines in Plastik eingeschweißtes Dokument. Sie sah es sich kurz an, dann sah sie plötzlich auf die leicht geöffnete Tür, hinter welcher ich mich versteckt hielt. Ich zuckte erschrocken zusammen, doch sie sah mich nicht, da sie ihren Blick erneut zu dem überraschenden Gast zuwandte. „Sie sind aber nicht hier, um meiner Tochter eine Moralpredigt zu halten, denn was auch immer sie getan hat, hatte es seinen Grund! Wissen Sie, meine kleine Susanna ist der liebste Mensch, den ich kenne und ich kann mich glücklich schätzen sie zur Tochter zu haben!“, stärkte mir meine Mutter wie eine Löwin den Rücken, dann drehte sie sich herum und rief nach mir „Sanna, kommst du bitte!“
Eigentlich wollte ich nicht mit diesem Mann sprechen, doch kaum, dass ich die Tür aufschwang und die gleichen Gesichtszüge erkannte, welche auch Villes unverkennbares Gesicht
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