Kein Schatten ohne Licht
zurück, die, die stets neben ihr gestanden und ihr unablässig einen kleinen Hammer gegen die Schläfe gedonnert hatten. Sie hatten sie nicht mehr belästigt, seit sie zu einem Dämon geworden war, doch offenbar war die Sehnsucht nach ihr einfach zu groß geworden.
Streng und monoton pochte es gegen ihren Kopf, streng und monoton schoss der Schmerz durch ihren Körper, raubte ihr jeden Verstand. Es war nicht das erste Mal, dass Melica aufgeben wollte. Doch es war das erste Mal, dass sie spürte, wie sie langsam die Macht über all ihre Kräfte verlor. Es war beängstigend.
„ Geht es dir nicht gut?“ Isaks Stimme tat weh. In ihrem Kopf und in ihrem Herzen.
Sie hatte Glück, dass sie nicht antworten musste. Gregor stand mit einem Mal neben ihnen. „Stefan“, begrüßte er den Braunhaarigen höflich, bevor er sich an Melica wandte. „Könnten Sie vielleicht Ihr Gesicht von der Tür entfernen, damit wir eintreten können?“ Sie musste ihn nicht einmal ansehen, um zu wissen, dass er sie anlächelte.
Langsam zog sie ihren Kopf zurück und trat einen Schritt nach hinten. Spöttisch deutete sie auf die Tür. „Nach Ihnen.“
Im Gegensatz zu ihrem letzten Besuch ließ sich Melica sofort auf dem weichen Stuhl nieder. Dass Isak sich neben sie sinken ließ, kommentierte sie mit einem Schnauben.
Interessiert ließ Gregor seinen Blick von einem zum anderen schweifen. „Dürfte ich erfahren, wo Sie sich aufgehalten haben?“
„ Gefesselt und geknebelt in einem irischen Hotelzimmer“, erklärte Melica ohne zu zögern. „Klingt nur halb so spaßig, wie es tatsächlich gewesen ist.“
„ Ich weiß, dass ich die Beherrschung verloren habe, Melica! Doch du musst jetzt nicht andauernd darauf herumreiten! Gregor hat gefragt, wo wir waren und nicht, wie es dir dort gefallen hat.“
„ Ich habe seine Frage verstanden. Was kann ich denn dafür, dass du zu dumm bist, um zu bemerken, dass ich sie auch beantwortet habe? Wenn ich in einem irischen Hotelzimmer gewesen bin, dann werden wir wohl in Irland gewesen sein. So einfach ist das.“
Ihr Zischen schien leise Beunruhigung in Gregor auszulösen. Seine Stirn sah noch faltiger aus als normal. „Ich hätte ahnen müssen, dass so etwas passiert, wenn Sie das Antrum verlassen. Streitereien sind das Schlimmste, was uns in dieser Situation passieren kann. Aus diesem Grund habe ich mich auch dagegen ausgesprochen, dass Sie Timon begleiten.“
„ Ich hätte mich mit Isak auch im Antrum gestritten, wenn er mich hier niedergeschlagen und gefesselt hätte“, erklärte Melica mit einem bösen Blick.
„ Im Antrum hätte Stefan wohl kaum einen Grund dazu gehabt.“ Gregor seufzte leise. „Jedoch haben Sie mir noch nicht erklärt, warum Sie in Irland waren.“
„ Das könnte daran liegen, dass ich es nicht weiß“, antwortete Melica und deutete anklagend auf Isak. „Da müssen Sie schon den fragen!“
„ Ich weiß es auch nicht“, entgegnete dieser. „Wie du sicher mitbekommen hast, Gregor, bin ich nur mit nach Irland geflogen, weil Melica mich darum gebeten hat.“
Mit weit geöffnetem Mund starrte sie ihn an. „Natürlich weißt du, was da in Irland abgelaufen ist! Du steckst mit Timon doch unter einer Decke!“
Täuschte sie sich oder verfärbten sich Isaks Wangen tatsächlich rot? Vor Aufregung? Vor Empörung? Oder doch schlicht vor Wut? „Das ist eine Lüge!“, zischte er dann laut. „Ehrlich, Gregor! Ich weiß wirklich nicht, warum wir dorthin geflogen sind!“
„ Verstehe ich das richtig? Zwei unserer Zirkelmitglieder haben einen vollkommen Fremden in ein anderes Land begleitet, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was sie dort wollen oder ob sie dort vielleicht eine Falle erwartet?“
„ Wenn Sie das so ausdrücken, klingt das gleich viel weniger gut“, murmelte Melica leise.
„ Wir werden erbarmungslos untergehen, wenn Sie nicht anfangen, ein bisschen Verantwortung zu übernehmen! Es ist nicht verwundernswert, dass uns Diana nicht ernst nimmt. Unter diesen Voraussetzungen nehme ich uns ja nicht einmal selbst ernst.“
Die Tür wurde aufgerissen und Timon spazierte ins Zimmer. Er strahlte eine Ruhe aus, um die Melica ihn fast beneidete. Renate trat hinter ihm durch die Tür. Sie lächelte entschuldigend.
Timon hingegen hob grinsend die Augenbraue. „Sorry, dass wir zu spät sind. Da ist so ein Rotschopf auf der Krankenstation gewesen, den Renate erst noch behandeln musste. Worüber sprecht ihr denn gerade?“
„ Ich habe den
Weitere Kostenlose Bücher