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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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der ihn innerhalb weniger Monate fit für seinen ersten Marathon machen sollte. Vielleicht ist es ein Fehler, jetzt, in der Hitze des Sommers, mit dem Training zu beginnen, dachte Luciani. Andererseits: wenn ich meine Trainingsziele bei fünfundzwanzig, dreißig Grad einhalten kann, dann muss ich, wenn es auf achtzehn Grad abkühlt, abgehen wie die Feuerwehr.
    Als er nach Hause kam, standen zwei Männer vor der Tür. Einer war groß und trug Klamotten, als wäre er auf dem Weg in den Golfclub, außerdem einen braunen Lederkoffer und übertrieben teure Schuhe. Luciani erkannte ihn sofort. Wenn ich kein einfacher Mieter, sondern der Hauseigentümer wäre, dachte er, würde ich mir einen anderen Verwalter suchen. Der andere war ein kleiner, dicklicher Mann, er wirkte geradeheraus und sympathisch.
    »Guten Tag, Herr Kommissar. Ich hatte gehofft, dass Sie kommen.«
    »Guten Tag. Was ist passiert?«
    Der Verwalter stellte ihm Herrn Bellini vor, den Generalunternehmer. Für welche Unternehmungen? dachte Luciani und grüßte die beiden nur mit einem Kopfnicken, |66| denn er war völlig durchgeschwitzt und wollte niemanden anfassen.
    »Ich finde den Schlüssel zum Speicher nicht mehr. Sie müssten auch noch einen haben …«
    »Kann sein. Gibt es ein Problem?«
    »Nein, kein Problem. Wir machen eine erste Ortsbegehung, um uns einen Eindruck zu verschaffen. Wissen Sie, die neuen Eigentümer wollen so schnell wie möglich mit der Sanierung beginnen …«
    »Sapperlot. Die verschwenden keine Zeit.«
    »Zeit ist Geld«, sagte der Verwalter grinsend.
    »Vor allem muss man den Sommer nutzen«, schaltete sich Bellini ein, »das schöne Wetter. Das Treppenhaus ist ja kein Problem, aber wenn Dach und Fassade gemacht werden sollen …«
    Marco Luciani riss die Augen auf. Wenn Fassade und Dach eingerüstet wurden und überall die Bauarbeiter herumsprangen, dann konnte der Sommer ja heiter werden.
    Er ging die Treppe hoch, verfolgt von den beiden, dann öffnete er seine Wohnungstür einen Spaltbreit, schlüpfte hinein, ohne dass die Männer mitkamen, und kramte im Zählerkasten herum, bis er ein Schlüsselbund fand.
    »Hier müsste alles dran sein: Haustür, Keller, Speicher. Abgesehen natürlich von Aufzug, Sauna und Maschinenraum für den Pool.«
    Der Verwalter lächelte: »Sie machen sich lustig, aber Sie werden sehen, was wir hieraus machen.«
    »Nein, ich glaube nicht, dass ich das sehen werde.«
    Das Schweigen dauerte länger als eine Sekunde.
    »Möchten Sie mit hoch kommen?«, fragte Bellini.
    Marco Luciani dachte an die Leiter, die hinauf zum Dach führte, und allein bei dem Gedanken, sich in fünfzehn Meter Höhe zu befinden, nahm ihm der Schwindel die Luft.
    »Bitte, gehen Sie ruhig. Ich muss mich duschen.«
    |67| Der Verwalter schaute ihn an, als wollte er sagen: Allerdings!, dann ging er die Treppe hoch. Kaum hörte die Alte aus dem vierten Stock die beiden kommen, öffnete sie die Tür, um lautstark zu protestieren: »Wer sind Sie? Was ist hier los?«
    »Nichts, gnädige Frau, ich bin der Hausverwalter. Erinnern Sie sich an mich? Wir werfen einen Blick aufs Dach, wegen einiger Baumaßnahmen.«
    »Baumaßnahmen? Mein Neffe hat mir nichts gesagt.«
    »Nein, das hat auch noch Zeit, machen Sie sich keine Sorgen.«
    Die Frau grummelte eine Weile, und der Kommissar schloss leise seine Tür. Die Alten, dachte er, während ihm Schuldgefühle die Kehle zuschnürten.
     
    Patrizia Luciani öffnete die Glastür der Küche, warf einen Blick auf das Tor, kniff die Augen zusammen und hob das Kinn leicht. Als sie die hochaufgeschossene Gestalt ihres Sohnes erblickte, entglitt ihr das Geschirrtuch, es landete auf dem Boden wie ein Taschentuch auf einem Grabstein. Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen, zog heftig die Nase hoch, um sie aufzuhalten. Instinktiv richtete sie sich das Haar, nahm die Schürze ab und warf sie achtlos Richtung Tisch. Sie wollte hinaus, ihm entgegengehen, aber ihre Knie wurden weich. Sie merkte, dass sie noch ein paar Sekunden brauchte, sie musste ihn näher kommen sehen, während sie selbst sich an den Türrahmen klammerte.
    Sie drückte auf den Summer für das Tor und betrachtete ihren Sohn, ihren bildhübschen unbeugsamen Sohn, der das Tor in einem Schwung öffnete und schnell näher kam, ohne sich umzusehen, ohne sich von den Erinnerungen bremsen zu lassen, die ihn aus allen Winkeln des Gartens belauerten.
    |68| Sie blieben ein paar Sekunden voreinander stehen, lächelten sich nur mit den Augen

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