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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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die Frau bis ins zwanzigste Glied. »Wenn die sie jetzt auf andere Gedanken bringt …«, sagte er leise. Calabrò und der Techniker waren zu Salzsäulen erstarrt, Iannece schwitzte und schnaubte.
    Es vergingen einige endlose Minuten. Man konnte jetzt die Verbindung nicht trennen, auch auf die Gefahr hin, dass der Anwalt anschließend eine Reihe nicht angenommener Anrufe vorfinden und Verdacht schöpfen würde. Mutter und Sohn kamen vor dem Haus an, und der Anwalt nahm den Faden wieder auf.
    »Jetzt muss du mir eins sagen, Mama, aber zu Hause sprechen wir nicht mehr davon«, meinte er, wobei er die Worte
zu Hause
betonte.
    Du hast Angst vor Wanzen, du Scheißkerl, dachte Giampieri, aber du weißt nicht, dass ich dich trotzdem bei den Eiern habe.
    »Hast du saubergemacht, weil du mich im Verdacht hattest? Und mich schützen wolltest?«
    Die Frau zögerte. Man hörte ein Geräusch.
    »Was hast du gesagt?«
    »Ja. Ich habe ja gesagt, Gott möge mir verzeihen. Als ich dich da sah, und Barbara am Boden … Du warst völlig verstört, all das Blut auf dem Fußboden … für einen Moment habe ich gedacht …«
    »Und hast du mich immer noch im Verdacht?«
    |202| »Nein. Das schwöre ich dir. Es war nur für einen Augenblick. Ich war selbst völlig verstört.«
    »Sehr gut. Ich habe dich auch nicht im Verdacht, Mama. Ich bin nie auf diesen Gedanken gekommen. Ich habe es nur gesagt, damit du mir die Wahrheit verrätst.«
    »Aber wenn mich die Polizei fragt, was soll ich dann antworten?«
    »Was du immer geantwortet hast: Dass du dachtest, es wäre ein Unfall gewesen.«
    »Aber wenn du doch eben …«
    »Eben habe ich gesagt, dass wir einander nichts verheimlichen dürfen, Mama. Wenn du aber der Polizei sagst, dass du mich im Verdacht hattest, dann verurteilst du mich zu lebenslänglich, verstehst du? Wenn
meine Mutter
mich für fähig hält, so etwas zu tun, was sollen dann erst die anderen denken?«
    Die Frau fing wieder zu weinen an, Anspannung und Schuldgefühle hatten sie aus der Fassung gebracht.
    »Komm, Mama, gehen wir hoch. Du solltest ein Beruhigungsmittel nehmen.«
    Giampieri bedeutete dem Techniker, die Wanze abzuschalten. Gleich darauf atmeten alle auf und entspannten sich.
    »Da haben wir wirklich einen Wahnsinnsdusel gehabt, Ingegnere«, sagte der Techniker. »Bei der ersten Schaltung, zack: reden sie gleich Tacheles.«
    »Dusel gibt es nicht, Jungs. Nur die Klugheit des Ermittlers.« Giampieri deutete ein Lächeln an, er war stolz auf seinen Einfall mit dem Lockruf. »Was gibt es, Calabrò? Du wirkst irritiert.«
    »Ja, ich weiß nicht, stellenweise kam mir das zu … wie soll ich sagen, zu dick aufgetragen vor. Als ob sie damit rechneten, abgehört zu werden.«
    »Nein, wie sollten sie?«
    |203| »Aber er ist auf der Hut, schlau. Du hast gehört, dass er denkt, die Wohnung könnte verwanzt sein … Sie könnten uns auch eine Komödie vorgespielt haben. Einiges war merkwürdig, zum Beispiel, dass er noch einmal darauf hinwies, dass sie ihn genau um Viertel vor neun geweckt hat.«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie schauspielern«, mischte sich der Techniker ein. »Entschuldigen Sie, Ingegnere, aber ich höre so etwas den ganzen Tag, und jedenfalls waren diese Pausen, die abgehackten Sätze und die Tränen … Wenn das gespielt war, dann haben sie beide den Oscar verdient.«
    Giampieri nickte, und Calabrò senkte die Augen. »Ja, wahrscheinlich habt ihr recht. Aber dann können wir sie von der Liste der Verdächtigen streichen.«
    »Warum?«, fragte Giampieri. »Weil sie sich gegenseitig ihre Unschuld beteuert haben? Das heißt, genau genommen haben sie das nicht einmal getan. Und die Mutter hat sogar erklärt, wie sie die Tat hätte ausführen können. Genug Zeit hatte sie.«
    »Aber die ist siebzig, Herr Ingenieur, können Sie sich das vorstellen, wie die ein fünfundzwanzigjähriges Mädchen massakriert? Das ist absurd.«
    Iannece schaltete sich ein, um die Gemüter zu beruhigen: »Die ist ein echtes Schlachtross, das sage ich euch. Die könnte mit bloßen Händen einen Stier erlegen. Und das Unglaubliche ist: sie ist nicht einmal Schwiegermutter.« Er schwieg einen Moment, dann schloss er: »Vielleicht bringt sie die zukünftigen Schwiegertöchter rechtzeitig um.«
     
    Marco Luciani wartete bis um fünf, dem idealen Zeitpunkt, um Staus zu vermeiden. Dann war der Nachmittagsverkehr Richtung Meer abgeflaut, und noch hatten sich die Restaurantbesucher nicht auf den Weg gemacht. |204| Er fuhr entspannt

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