Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
Vom Netzwerk:
wissen.»
    Bevor ich irgendetwas erwidern kann, taucht wie eine Naturgewalt Antonio aus dem Nichts auf, entreißt uns die Teller und serviert
     ungefragt den Nachtisch.
    |130| «Iste nichte so gute wie Pudding von Familie, aber kommt sehr dichte! Werden sehen.»
    Augenzwinkernd fuchtelt er wie ein Pyrotechniker mit dem Bunsenbrenner vor meiner Nase herum und schafft es schließlich, drei
     Nelken der Tischdekoration und meine Crème brûlée zu flambieren.
     
    Beim Einchecken in meinem Hotel erhalte ich, neben dem Zimmerschlüssel, diverse zerknitterte Nachrichten und komme mir dabei
     – trotz des abgerockten Zustands der Lobby – einigermaßen wichtig vor. Beim nächsten Mal werde ich definitiv standesgemäßer
     absteigen, da bin ich ausgesprochen zuversichtlich.
    Vorerst muss ich mich aber mit einem fensterlosen Zimmer und schlechter Lüftung begnügen. Auf meinem Handydisplay kann ich
     sehen, dass neun Anrufe eingegangen sind. Sicher Elisa, krank vor Sehnsucht.
    Aber nein. Sechs Anrufe stammen von Rolf mit der Bitte um Rückruf, möglichst zur vollen Stunde, da seine Frau für den gesamten
     Urlaub Handyverbot verhängt hat. Alle sechzig Minuten könne er sich jedoch, unter Vortäuschung eines Blaseninfektes, in der
     Nähe der Rezeption aufhalten.
    Die übrigen drei Nachrichten sind von Luke. Auch er will dringend zurückgerufen werden, einen Grund hat er allerdings nicht
     genannt.
    Da ist es ja auch nicht weiter verwunderlich, dass keine Nachricht von Elisa dabei ist. Sicher war ständig besetzt bei mir.
     Tja, bei einem Gewinnertyp muss man sich eben hinten in der Schlange anstellen!
    Ich erledige zunächst den Anruf bei Rolf und spule den genauen Wortlaut der Präsentation und Cremands direkte |131| Reaktion vor und zurück, ehe Rolf dazu übergeht, mich gefühlte hundertsechzigmal nach meiner Einschätzung zu unseren Chancen
     zu befragen.
    Gerade als ich mir vornehme, eine Störung in der Telefonleitung zu simulieren – ich habe mehrfach beteuert, es stünde ganz
     gut, aber ich könne eben auch erst morgen Genaueres sagen   –, knallt er mit den Worten «O verdammt, meine Frau   …» den Hörer auf.
    Die Sache mit Lydia habe ich vorsichtshalber nicht erwähnt, es hätte ihn nur unnötig beunruhigt. Bei Chefs und Frauen muss
     man eine ausgeklügelte Informationspolitik an den Tag legen, sonst kann man sich auf etwas gefasst machen.
    Auch Elisa will ich nicht unnötig beunruhigen und beschließe deshalb, mal schnell bei ihr durchzuklingeln, bevor ich erschöpft
     in die Kissen meines bescheidenen Bettes sinke und mir ein kurzes Nickerchen gönne.
    Sicher erwartet sie schon gespannt meinen Bericht.
    Tja. Wohl nicht, denn sie ist nicht da. Sie ist nicht da! Sie ist nicht da? Wo zum Geier ist denn bitte schön eine von Sehnsucht
     gezeichnete, junge Frau, deren Liebhaber an der Werbefront, fernab der Heimat, kämpft, um die morgendlichen Brötchen zu verdienen?
     Schließlich haben wir uns seit schätzungsweise 24   Stunden nicht gesehen!
    Wahrscheinlich ist sie bei Gabi, Biggi oder Susi, den austauschbaren Freundinnen, um ihnen von mir zu erzählen. Etwas anderes
     mag ich mir momentan nicht vorstellen.
    Ich halte es jedenfalls für cooler, nicht aufs Band zu sprechen, stattdessen versuche ich es auf ihrem Handy.
    «Der von Ihnen gewünschte Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar.»
    |132| Schon wieder diese neunmalkluge Schrapnelle.
    Ja, ich weiß. Es ist kein gutes Zeichen, dass Elisa nicht sofort ans Telefon hechtet und sich wissbegierig nach dem Verlauf
     meines Tages erkundigt. Aber ich will da jetzt nicht auch noch mit der Nase draufgestoßen werden.
     
    «Lange nicht gesehen», trällert Lydia augenzwinkernd und hebt ihr Glas Sekt, als ich am Abend in der Bar des Spiegelsaals
     eintreffe.
    «Wie man es nimmt», kontere ich diplomatisch.
    Lust habe ich nicht für fünf Pfennig auf dieses Treffen – wie meine Großmutter immer zu sagen pflegte   –, zumal es
Rocky
III
im Fernsehen gibt, mein Lieblingsteil aus dem Boxerdrama.
    Nun geht es hier aber schließlich nicht um mich, sondern um die rettende Finanzspritze für die heruntergewirtschaftete Agentur.
     Und schließlich hat James Bond sich auch nie beschwert, wenn er, im Dienste der Menschheit, den Abend mit einer hübschen Frau
     verbringen musste. Es gibt wirklich Schlimmeres als ein Date mit Lydia, spreche ich mir selbst Mut zu. Obwohl mir da im Moment
     gar nichts einfällt.
    Früher, als wir noch eine Affäre hatten, waren wir

Weitere Kostenlose Bücher