Kein Sex ist auch keine Loesung
Schaumkrone an.
«Nein. Doch. Äh … Ach nein, also darum geht es doch gar nicht.» Ich will ja auch nicht als Schisshase dastehen. «Es ist eben einfach keine
gute Basis, ein Geschäft im Bett auszuhandeln. Außerdem kann es ja auch nicht ewig so weitergehen», starte ich den lahmen
Versuch, ihr mit Logik beizukommen.
«Und warum nicht?»
«Weil du verheiratet bist!»
«Ach Tom, du bist ja süß. Ich glaube fast, du weißt selbst nicht, was dir so ein schlechtes Gewissen macht, aber ich bin sicher,
Urs ist es nicht.»
Ich habe keine Ahnung, was sie meint, und noch weniger Energie, dies herauszufinden. Denn sie beginnt soeben äußerst geschickt,
meinen Schwanz mit ihren Füßen zu massieren.
«Grmpfhhh» sind somit meine letzten Worte, ehe ich mich des zweifachen Ehebruchs schuldig mache.
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|145| 10.
Auf dem Rückflug lasse ich die beiden Tage noch einmal Revue passieren.
Ich habe mich noch niemals so nuttig gefühlt wie in dem Moment, als ich Lydias Suite im Morgengrauen verließ. Gut, ich habe
für Geld mit jemandem geschlafen, aber wo ist das Problem? Frauen machen so etwas dauernd, und niemand beschwert sich. Im
Gegenteil.
Lydia jedenfalls hat Wort gehalten, zumindest was den Etat anbelangt. Und so wurde ich am Morgen noch einmal höflichst in
den Glaspalast gebeten, wo man mir den bereits unterschriebenen Vertragsentwurf überreichte. Lediglich Rolfs Unterschrift
fehlt jetzt noch, um den Deal perfekt zu machen.
Familie Cremand versicherte mir, man freue sich auf die Zusammenarbeit, sei allerdings hohen Standard gewohnt und hoffe, diesen
konstant in unserer Arbeit vorzufinden und so weiter.
Ich versicherte im Gegenzug, man könne sich hundertprozentig auf unser professionelles Team verlassen, und steckte stolz,
wie jemand, der zum ersten Mal in seinem Leben die Steuererklärung allein ausgefüllt hat, den Vertragsentwurf in die Tasche.
Mein schlechtes Gewissen von gestern Nacht ist inzwischen verflogen. Ich bin berauscht von dem Gedanken an jubelnde Kollegen,
denen ich ein Schicksal als Hartz-I V-Empfänger erspart habe, an eine gelangweilte Ehefrau, der |146| ich – ganz nebenbei – zu kurzfristigem Glück verholfen habe, und von meinem dritten Glas Sekt, welches mir die attraktive
Stewardess gerade unaufgefordert gegen ein leeres austauscht.
«Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?»
Als könne sie sich auf dieser Welt nichts Schöneres vorstellen, als mir meine Wünsche zu erfüllen, strahlt sie mich an.
Tja, Baby, wenn das so ist, gib mir doch deine Telefonnummer. Du weißt es noch nicht, aber vor dir sitzt ein echter Gewinnertyp,
um den sich die Frauen reißen und der bald ein neues Auto fahren wird.
«Nein, danke schön. Ich will ja noch etwas vom Tag mitbekommen», erwidere ich, schon leicht lallend, in der Annahme, sie würde
jetzt verschwinden und ihre Dienste einem anderen Gast anbieten.
«Fliegen Sie heim, nach Hamburg, oder machen Sie nur einen Besuch?», will sie stattdessen wissen.
«Ich war wegen eines wichtigen Geschäfts in München und komme nun mit guten Nachrichten nach Hause.»
Soll sie doch gleich merken, mit wem sie es hier zu tun hat.
«Oh», sagt sie, nicht ohne Bewunderung, wie ich finde, «das ist ja schön.»
Dabei bekommen ihre Augen einen feuchten Glanz, als ob sie gleich in Tränen ausbrechen würde.
Männer können vielleicht Kriege anzetteln, Folterungen überstehen, ein Dorf voller Leprakranker bereisen oder wie ein einsamer
Wolf ihr Leben meistern. Was sie dagegen niemals lernen werden, ist der fachgerechte Umgang mit einer weinenden Frau.
|147| «Kann ich jetzt vielleicht irgendetwas für
Sie
tun?», sage ich mit gurrender Stimme.
Wie finden Sie das?
Also, die Stewardess findet es wohl ganz gut, denn obwohl ihr tatsächlich eine Träne aus den rehbraunen Äuglein entwischt,
kann sie nun doch schon wieder ein bisschen lächeln.
«Ach, entschuldigen Sie vielmals. Es ist nur …» Gehetzt blickt sie sich nach ihren Kolleginnen um, die jedoch allesamt fleißig wie die Honigbienen umherschwirren. «Ich
bin ganz neu in Hamburg und habe noch keine Freunde dort gefunden. Und so, wie Sie eben ‹nach Hause kommen› gesagt haben»,
sie macht eine kurze Pause, fasst sich an die kleine Brust und blickt gen Himmel, «hach, das war so ergreifend.»
Was Frauen in diesem Fall machen würden? Drauflosquatschen: Ach herrje, Sie Arme … setzen Sie sich doch zu mir … Erzählen Sie doch mal … Wo
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