Kein Sex ist auch keine Loesung
Schimmer, was es sein könnte.
Nachdem Luke wie ein Drogenspürhund den kompletten Raum ein drittes Mal durchforstet hat, kommt er langsam zur Ruhe.
«Kannst du mir bitte mal erklären, was hier los ist?»
«Hier? Los? Was soll denn hier schon los sein?», mimt Luke mit viel zu schriller Stimme den Unschuldigen.
«Also, hier ist alles in Ordnung», will mir nun auch noch Bernd weismachen und hält mir ein Bier vor die Nase.
Gut, offenbar sind diese beiden Jungs entweder
durchgedreht,
in kriminelle Machenschaften verwickelt,
|154| von außerirdischen Mächten besessen oder
einer Sekte zum Opfer gefallen.
Ich wechsele blitzschnell die Taktik und frage mit dem harmlosesten Tonfall, der mir nach diesem Spektakel noch zur Verfügung
steht: «Was wolltest du denn eigentlich so Dringendes mit mir besprechen?»
Vielleicht liegt hier der Hase im Pfeffer begraben.
«Was? Ach das. Äh, ja. Das … Das war nicht so wichtig. Können wir auch ein anderes Mal bereden», sagt Luke, und seine Augen bedeuten mir, dass Bernds
Anwesenheit der Störfaktor ist. Komisch, denn bis eben noch schien mir Bernd Teil des Komplotts zu sein. Aber gut. Mein Bedürfnis,
mit diesen beiden Halbirren Elisas Verschwinden zu analysieren, hat sich verständlicherweise so gut wie verflüchtigt.
Umso erfreuter bin ich, dass die beiden immerhin noch an Fußball interessiert sind. Also verbringen wir den Rest des Abends
vor dem Fernseher, um beim Länderspiel England gegen Frankreich gemeinsam rumzubrüllen und ausgiebig zu fachsimpeln. So ausgelassen,
dass ich später, auf dem Heimweg, die eigenartige Begrüßungszeremonie längst vergessen habe.
Auch über das Wochenende komme ich der Lösung des Elisa-Problems keinen nennenswerten Schritt näher, zumal ich aufgrund der
alkoholischen Entgleisung am Samstagabend erst am Montag, auf dem Weg in die Agentur, wieder in der Lage bin, logische Denkvorgänge
zu vollziehen. Allerdings habe ich noch immer keinen Puls und fühle mich auch ansonsten nicht besonders gut.
|155| Sie mögen jetzt vielleicht denken: Warum macht der Kerl sich bloß so viele Gedanken über diese Frau? Soll er sich doch eine
andere suchen. Theoretisch richtig, praktisch bestand mit Elisa aber immerhin die Aussicht auf einen wirklich guten Abschiedsfick.
Und den wollte ich mir eigentlich nicht entgehen lassen.
Deshalb beschließe ich auch, mich in dieser Sache nicht so einfach abwimmeln zu lassen. Schließlich habe ich gerade in der
Ferne neue Ländereien erobert, die Frau eines Eingeborenen gevögelt und Brief und Siegel über den Erwerb eines neuen Königreiches
erhalten. Da werde ich doch nicht kampflos die holde Prinzessin dem Buckligen überlassen.
Die Untertanen in der Agentur nehmen mich jedenfalls jubelnd in Empfang, als ich am späten Vormittag endlich eintrudele. Rolf
hat aus seinem Urlaub telefonisch eine Champagnerbegrüßung angeordnet, und Klaus übernimmt stellvertretend die Rolle des Gastgebers.
Er ist ganz aus dem Häuschen.
«Hach, da ist ja unser Held. Schalömchen! Wie war’s denn? Erzähl doch mal! Wir sind ja alle schon sooo gespannt. Und wie war
München? Sicher kann man da wundervoll shoppen gehen. Hast du mir was mitgebracht? Und wie sind die Männer? Bestimmt alle
ganz knackig braun …»
Ich unterdrücke den wahnsinnigen Wunsch, ihm mit einem Dutzend Sushi-Röllchen das Maul zu stopfen, und rufe mir zur Beruhigung
kurz das Bild einer thailändischen Feng-Shui-Meisterin vor mein geistiges Auge, die mir hingebungsvoll den Rücken massiert.
In unpassend geilem Tonfall unterbreche ich deshalb Klaus’ Geschwafel, um zu |156| erfahren, ob er Elisa gesehen oder etwas von ihr gehört hat.
Wie erwartet ziert er sich leicht eingeschnappt, rückt aber nach einem manipulativen «Sag mal, Klaus, hast du etwa abgenommen?»
(wirkt aber nur mit erstaunter, geradezu fassungsloser Betonung) mit der gewünschten Information raus. Elisa habe heute Morgen
angerufen und sich entschuldigt.
Zwar ist ihr Job und der der übrigen freien Mitarbeiter mit der Präsentation ohnehin erledigt, fairerweise sind jedoch alle
zur heutigen Siegesfeier eingeladen und – bis auf Elisa – auch erschienen. Laut Klaus hat sie private Gründe für ihr Fernbleiben.
Ein sehr weites Feld.
«Genauer hat sie es wirklich nicht gesagt», schwört er in weinerlichem Tonfall, weil er genau weiß, dass er mich mit solch
schwammigen Scheißaussagen auf die Palme bringt.
Am liebsten hätte ich ihm
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