Kein Sex ist auch keine Loesung
einen 1-Liter -Becher
Courti +
Sahne
über den Kopf geschüttet, aber als Schwuler ist er von Haus aus mit dieser ‹Achtung-in-Deckung-es-gibt-Ärger-Antenne› ausgestattet
und trollt sich rasch in Richtung Buffet. Dort lädt er sich dank der Figurlüge eine extragroße Portion Frust-Tiramisu auf
den Teller.
Zugegeben, ich genieße den Wirbel um meine Person. Passiert einem schließlich auch nicht alle Tage. Endlich habe ich mich
in den längst verdienten Mittelpunkt von grenzenloser Bewunderung, Neid und Missgunst hochgearbeitet. Mit dem großartigen
Gefühl, der kometenhafteste Aufsteiger zu sein, den die Werbebranche je gesehen hat, verlasse ich die Agentur schon wieder
gegen 16 Uhr.
An manchen Tagen kann man unmöglich arbeiten – |157| stattdessen kann man aber prima bei verschollen geglaubten Kolleginnen vorbeischauen.
Vielleicht musste Elisa plötzlich an einem Zeugenschutzprogramm der Bundesregierung teilnehmen? Oder ihre Erbtante in Guatemala
pflegen? Spontanamnesie?
Nein, Spekulationen sind nichts für mich. Ich bin ein Mann der Tat!
Unterwegs kaufe ich noch schnell eine Rose, ehe ich mich geschickt ins Treppenhaus schummle und den fünften Stock erklimme.
Oben angelangt, muss ich zweimal klingeln, ehe sich die Tür träge wie in einem Spukschloss einen Spaltbreit öffnet. Schnell
stecke ich die Blume durch die Öffnung.
«Überraschung!»
«Is dir gelungen.»
O nein! Wachtmeister Dimpfelmoser. Jetzt wird mir die Sache aber wirklich zu blöd.
Kleine Kung-Fu-Schule, Lektion eins: Überrasche deinen Gegner, ehe er dich überrascht. Blitzschnell schiebe ich meinen Fuß
in den geöffneten Türspalt und befinde mich keine Zehntelsekunde später Auge in Auge mit der personifizierten Abscheulichkeit.
Auf einer Skala zwischen Mensch und Monster würde ich sagen: Godzilla. Nach dem Motto: Fressen oder gefressen werden, starren
wir uns einen Moment an.
Ich, bereit, unter Einsatz meines Lebens das zu mir gehörige Weibchen freizukämpfen. Er, offensichtlich ungehalten, nachmittags
um halb fünf aus dem Tiefschlaf gerissen worden zu sein.
Die Erde bebt, die Luft knistert.
Eine falsche Bewegung, ein falsches Wort, und ich |158| schneide ihm die Kehle durch. Und zwar möglichst bevor er anfängt, mich mit grünem Schleim einzuspeicheln, bis ich bewegungsunfähig
und vollgesabbert vor ihm liege. Dann würde er mich vermutlich bei lebendigem Leib …
«Lisa is nicht da.»
Eine Giftgaswolke, mit der man locker das gesamte baden-württembergische Bundesland hätte ausrotten können, entfährt seinem
zahnlückigen Mund. Angewidert, aber nicht minder kampfbereit, weiche ich einen Schritt zurück. Offenbar hat er mit genau dieser
Reaktion gerechnet, denn statt der befürchteten Grünschleim-Attacke knallt er mir einfach die Tür vor der Nase zu.
Tja, man muss auch mal Glück haben.
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|159| 11.
Ich weiß nicht, ob ich schon erwähnt habe, dass ich nicht zu unkontrollierten Wutausbrüchen neige. Im Gegenteil, ich bin durchaus
in der Lage zu erkennen, wann eine Situation hoffnungslos ist.
Diese hier zum Beispiel ist es. Was dieser Typ in meinem Leben, in Elisas Wohnung und überhaupt auf dieser Welt zu suchen
hat, würde sich zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht vollständig aufklären lassen.
Im Gegensatz zu Frauen verfügen wir Männer aber zum Glück über ein – ich will mal sagen, in normalem Maße ausgeprägtes – Selbstbewusstsein,
das es mir unmöglich macht, auch nur eine Sekunde daran zu glauben, sie könnte sich für diesen Urwaldmenschen und damit gegen
mich, kandidierenden Preisträger des Goldenen Löwen, entschieden haben. Schließlich kann sie bei einer derartigen Wahl nur
den Kürzeren ziehen. So schnell findet man nämlich keinen Ersatz für einen Tom Moreno.
Andererseits – vielleicht ist er einfach ein klasse Typ. So einer, wie Frauen ihn sich wünschen: zärtlich, verständnisvoll,
zuvorkommend und im Bett das wilde Tier.
Wer braucht da schon Zähne?
Wenn es ums Aussehen geht, reißen Frauen sowieso irgendwann das Zepter an sich. Egal, wie gut ein Mann sich auch kleidet,
irgendwann geht die Nörgelei los.
Seit Vince mit Susanne zusammenlebt, habe ich in meinem Kleiderschrank eine kleine Ecke für ihn reservieren |160| müssen, in der er heimlich seine von Susanne ausrangierten Lieblingsstücke aufbewahrt. Nie werde ich seinen verzweifelten
Hilferuf aus der Kinotoilette vergessen, als er mich heimlich bat, sämtliche
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