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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Kostverächter ist, dass man selbst in volltrunkenem Zustand keinen sexuellen Kontakt zu dessen – vermutlich immer noch
     so gut wie unbekleideter – Ehefrau hatte?
    Er könnte es unter Umständen nämlich auch als Beleidigung auffassen. Männer sind da manchmal auf eine eigenartige Weise empfindlich.
    Egal, ich muss es wenigstens versuchen.
    «Vince, ich werde dir jetzt eine völlig verrückte Geschichte erzählen, und wenn du sie erst richtig verstanden hast, wirst
     du dich kaputtlachen, ehrlich!»
    Hoffentlich. Ich lache ihm jetzt schon mal ermunternd zu. Doch Vince macht eine abwehrende Handbewegung.
    «Tom, ich hab jetzt wirklich keinen Bock auf deine Weibergeschichten, heute musst du mir mal zuhören.»
    Sein Gemütszustand lässt sich ohne Übertreibung als gereizt bezeichnen, und er sieht ein bisschen zerzaust aus – wie jemand,
     der gerade ergebnislos den Hausmüll nach Essensresten abgesucht hat. «Sag mal, Vince, warst du etwa noch gar nicht zu Hause?
     Und wo hast du das Kind her?» Ich verstehe gar nichts mehr.
    «Ach Tom», setzt Vince mit weinerlicher Stimme zu einer Erklärung an, «das hat gar nichts genützt, dass ich gestern mal mit
     der Faust auf den Tisch gehauen hab. Susie ist trotzdem abgehauen und hat Mäxchen und mich zurückgelassen. Was sollte ich
     denn machen, ich war doch mit dir und Luke verabredet und hab den Kleinen dann über Nacht bei den Nachbarn gelassen. Die haben
     auch ein Kind und wissen, dass es nicht immer leicht ist, wenn   …»
    «Schon klar», ich kann nicht glauben, dass der überkorrekte Vince in diesem Zustand – und da kann er mir erzählen, was er
     will, ich weiß, wann jemand die Nacht |191| durchgemacht hat – sein Baby bei den Nachbarn abgeholt hat. Mal sehen, ob die das Jugendamt einschalten.
    «Tom! Verstehst du?», setzt Vince mit weinerlichem Tonfall wieder an, «vermutlich hat Susie längst einen anderen Kerl und
     nur nach einem Grund für einen Streit gesucht. Es war alles so fadenscheinig.»
    Mit seinen Einmeterfünfundachtzig lässt er sich jetzt ausgelaugt auf das Sofa plumpsen, auf dem ich bis vor zehn Minuten noch
     friedlich geschlummert habe.
    Na bravo. Bevor ich jetzt in den Verdacht des geheimen Liebhabers gerate, ist es vielleicht doch besser, die ganze Sache zu
     vertuschen. Dabei kann ich allerdings nur beten, dass Susanne so lange den Schlaf der Gerechten schläft, bis ich Vince hier
     wieder herausbugsiert habe.
    «Ach Schwachsinn», starte ich den halbherzigen Versuch, die Sache zu verharmlosen. «Es wird eine vollkommen logische Erklärung
     für das Ganze geben. Du wirst sehen!»
    «Ach ja? Und welche sollte das sein?», fragt Vince skeptisch.
    Ehrlich gesagt fällt mir außer einem neuen Lover auf Anhieb auch kein anderer plausibler Grund ein, für den eine Frau ihren
     Mann und ihr Kind verlassen würde. Wobei ich in diesem speziellen Fall notfalls unter Eid aussagen könnte, dass sie sich –
     zumindest was die letzte Nacht angeht – absolut tugendhaft benommen hat. Und das immerhin angesichts meines teilentblößten
     Astralkörpers. Wo sie sich allerdings herumgetrieben hat, bevor sie mir die Nacht zur Hölle gemacht hat, entzieht sich leider
     auch meiner Kenntnis.
    Meine neue Taktik befindet sich also bereits jetzt in der |192| Sackgasse, und deshalb bleibe ich dabei: Vince muss hier verschwinden, und zwar so schnell es geht.
    «Weißt du, Vince, am besten besprechen wir das in Ruhe, bei einem starken Kaffee. Ich würde vorschlagen, du nimmst schon mal
     dein schreiendes Kind», ich deute mit dem Kopf in Richtung des friedlich schlummernden Max, «und gehst vor ins
Maxims
, während ich mich noch schnell ein bisschen frisch mache und dann gleich nachkomme.»
    Beflügelt angesichts der sich nun bald entspannenden Sachlage, strahle ich ihn an.
    Vince zeigt sich jedoch nicht mal ansatzweise begeistert von meinem Vorschlag. Dennoch steht er auf und greift brav zum Kinderkörbchen.
    «Mann, Tom, wieso flüsterst du denn eigentlich die ganze Zeit so bescheuert?»
    «Weil mein Schädel brummt wie ein altes Radio, okay? Dann also bis gleich.»
    Ich schiebe ihn Richtung Tür, als plötzlich aus dem Schlafzimmer ein polyphoner Klingelton zu hören ist.
    «Was war denn das?», horcht Vince auf und bremst mich aus, während er gleichzeitig ein gespitztes Ohr in die Luft hält.
    Auch Mäxchen reißt die verschlafenen Augen auf.
    Wenn du jetzt schreist, muss ich dich leider töten, sagt mein Blick, mit dem ich versuche, ihn

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