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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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gehen?
     
    Ich entscheide mich sicherheitshalber für b) und sage: «Nö. Glaube nicht. Hab Vince nicht gesehen.» Susannes prüfendem Blick
     halte ich stand, indem ich meine glasigen Augen wieder auf unendlich stelle und ohne vorgehaltene Hand gähne. Meine Taktik
     geht auf, sie wendet sich ab.
    Wer jemals in betrunkener Nacht mit kniffliger Materie konfrontiert wurde, kann vermutlich nachvollziehen, dass mir zum momentanen
     Zeitpunkt keine brillanten Ideen zur Lösung des Problems kommen.
    Frauen können so etwas naturgemäß eher weniger nachvollziehen, da sie mit kompliziertester Gehirntechnik ausgestattet sind
     und damit zu jeder Tages- und Nachtzeit die Fähigkeit besitzen, Probleme herbeizureden, um sie anschließend genussvoll auszudiskutieren.
    Männer können und schätzen das nicht. Insbesondere dann nicht, wenn sie bereits Kontakt mit ihrem Bett hatten. Das ist so,
     als würde ein irreversibler Schalter umgelegt, der erst nach achtstündiger Ruhephase wieder bewegt werden darf. Vermutlich
     ein Schutzmechanismus der Natur, damit wir unseren vorrangig zum Befruchten gedachten Körper nicht überstrapazieren. Oder
     so ähnlich.
    Aus Sicherheitsgründen quartiere ich mich daher auf dem Sofa ein, schließlich weiß man nie, wozu frustrierte, wütende Ehefrauen
     sonst noch in der Lage sind.
    |188| Mann, wie ich Überraschungen hasse!
    Einmal mehr werde ich zum Spielball einer krisengeschüttelten Ehe. Was für ein Albtraum! Ich meine, es geht mich ja nichts
     an, aber insgeheim fragt man sich doch schon, wie Susanne mit ihrem anfälligen Nervenkostüm irgendwann mal Mäxchens Pubertät
     überstehen will. Sie wird ja schon ungeduldig, wenn sie ihm eine Banane schälen soll.
     
    Am nächsten Morgen weckt mich orkanartiges Klingeln an der Haustür. Und während ich mich noch frage, ob die Erscheinung der
     wollschlüpfertragenden Furie in meinem Bett gestern Nacht wohl das Resultat einer allergischen Überreaktion auf zwölf Bier
     war, schlurfe ich schlaftrunken zum Eingang.
    Inzwischen wird von außen ungeduldig gegen die Tür getrommelt, die ich nun genervt aufreiße. Gerade als ich losmeckern will,
     trifft mich der letzte Hieb am Kinn.
    Genau genommen schaffe ich es noch, «O Gott, Vince, wie siehst du denn aus!» zu sagen, ehe seine Faust mich niederstreckt.
    Die besten Geschichten schreibt das Leben. Im Kino würde man eine derartige Szene wahrscheinlich arg konstruiert finden. Aber
     Vince’ Anblick und der Sturz auf den Holzfußboden lassen mich nicht nur augenblicklich wach werden, sondern rufen mir schlagartig
     die Erinnerung an das nächtliche Spektakel wieder auf den Schirm. Einschließlich Susannes Vorliebe für wollene, erotikfreie
     Unterwäsche.
    «’tschuldige, dass ich dich so früh störe, aber ich muss dringend mit jemandem reden.»
    |189| ’tschuldige-dass-ich-dich-so-früh-k.-o.-schlage fände ich ja irgendwie passender, aber immerhin bietet Vince mir Hilfe beim
     Aufstehen an.
    Wahrscheinlich wäre auch diese Nuance Mitgefühl schneller verschwunden, als ein Pferd furzen kann, wenn er wüsste, dass seine
     halbnackte Frau, nur drei Meter Luftlinie von hier entfernt, in meinem Bett liegt. Bei dem Gedanken, welch anstrengender Morgen
     mir und meinem verkaterten Hirn nun bevorzustehen droht, stöhne ich auf.
    «Entschuldige, Tom, aber ich konnte ja nun wirklich nicht ahnen, dass du direkt hinter der Tür   …» Weiter kommt er nicht, denn Mäxchen, der in einer Art Mini-Hollywoodschaukel hinter Vince im Treppenhaus parkt, macht in
     diesem Moment lautstark auf sich aufmerksam – wohl die sicherste Methode, auch eine Rabenmutter in Sekundenschnelle auf den
     Plan zu rufen. Außerdem erzeugt die Frequenz in meinem Kopf eine Rückkopplung, und der ganze kostbare Apparat droht zu zerplatzen.
    «Pschschscht!!!», mache ich deshalb instinktiv, und Vince, der dies als Anspielung auf die Nachbarn begreift, beeilt sich,
     das schreiende Balg in seinem Luxussessel hereinzuholen. Na prima.
    Im Wohnzimmer beruhigt sich der Knirps jedoch erstaunlich schnell, sodass ich – frei nach dem Motto: Angriff ist die beste
     Verteidigung – beschließe, mit der Tür ins Haus zu fallen. Will sagen: Besser ich verklickere Vince gleich, dass seine Frau
     sich in meinem Bett räkelt, bevor er es von selbst herausfindet.
    Dabei stellt sich mir allerdings folgendes Problem: Wie sagt man seinem besten Freund, der einen in- und auswendig kennt und
     sehr wohl weiß, dass man gemeinhin |190| kein

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