Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
Vom Netzwerk:
ziemlich ernste Konsequenzen nach sich. Es war zwar nicht vollkommen ausgeschlossen - jedenfalls nicht in diesem Viertel -, aber doch sehr unwahrscheinlich.
    Die Straße war fast leer, die wenigen Passanten jedoch betrachteten mich mit kaum mehr Interesse als Fernsehzuschauer, die sich durch die Kanäle zappten. Ich rannte weiter. Verschwommen rauschte die Welt an mir vorbei. Ich ließ einen gefährlich aussehenden Mann mit einem gefährlich aussehenden Rottweiler hinter mir zurück. An den Ecken saßen alte Männer und jammerten über den Tag. Frauen trugen zu viele Plastiktüten. Jugendliche, die vermutlich in der Schule hätten sein sollen, lehnten an allem, was sich dazu eignete - einer cooler als der andere.
    Und ich? Ich flüchtete vor der Polizei.
    Irgendwie wollte mir das nicht in den Kopf.
    Meine Beine fingen an zu kribbeln, doch das Bild Elizabeths, ihr Blick in die Kamera, spornte mich an, trieb mich immer weiter.
    Ich atmete zu hastig.
    Wir haben alle schon von der Wirkung des Adrenalins gehört, wie es einen beflügelt und ungeahnte Kräfte freisetzt, aber das Ganze hat auch eine Kehrseite. Es wirkt berauschend, und man verliert die Kontrolle. Es schärft die Sinne so sehr, dass sie am Ende fast gelähmt sind. Man muss diese Mächte zähmen, sonst drohen sie einen niederzuzwingen.
    Ich flitzte in eine enge Passage - so machen sie das im Fernsehen immer -, die aber als Sackgasse zwischen den übel riechendsten Müllcontainern dieses Planeten endete. Ich scheute wie ein Pferd vor dem Gestank. Früher, vielleicht in jenen Tagen, als LaGuardia noch Bürgermeister von New York war, hatte sich einmal grüne Farbe auf den Müllbehältern befunden. Die war jetzt durch Rost ersetzt worden. An vielen Stellen hatte dieser Rost Löcher ins Metall gefressen, was den Ratten den Zugang erleichterte. Sie strömten durch die Löcher wie Klärschlamm durch ein Rohr.
    Ich suchte nach einem Ausweg, einer Tür oder irgendetwas, fand jedoch nichts. Es gab hier keine Hinterausgänge. Ich überlegte, ob ich ein Fenster einschlagen und hineinklettern sollte, musste aber feststellen, dass alle Fenster in den unteren Stockwerken vergittert waren.
    Der einzige Weg hinaus war der, auf dem ich hereingekommen war - und dort würde mich die Polizei zweifellos sehen.
    Ich saß in der Falle.
    Ich sah nach links, nach rechts und komischerweise sah ich dann nach oben.
    Feuerleitern.
    Über mir hingen diverse Feuerleitern. Von meiner inneren Adrenalinquelle immer noch gut versorgt, sprang ich mit aller Kraft hoch, streckte beide Hände in die Luft und fiel auf den Hintern. Ich probierte es noch einmal. Keine Chance. Die Leitern waren viel zu hoch.
    Und was jetzt?
    Vielleicht konnte ich einen Müllcontainer herüberziehen, mich darauf stellen und dann springen. Aber die Deckel der Müllbehälter waren vollkommen verrottet. Und auf dem Abfall hätte ich immer noch viel zu tief gestanden, falls ich überhaupt festen Halt unter die Füße bekam.
    Ich holte tief Luft und versuchte nachzudenken. Der Gestank machte mich fertig. Er kroch in meine Nase und setzte sich dort fest. Ich ging ein paar Schritte zurück.
    Statisches Rauschen. Wie aus einem Polizei-Funkgerät.
    Ich drückte mich mit dem Rücken an die Wand und lauschte.
    Verstecken. Ich musste mich verstecken.
    Das Rauschen wurde lauter. Ich hörte Stimmen. Die Cops kamen näher. Ich war vollkommen ungeschützt. Ich drückte mich flacher an die Wand, als würde mir das etwas helfen. Als würden sie mich für ein Wandgemälde halten, wenn sie um die Ecke kamen.
    Sirenen heulten durch die stille Luft.
    Sirenen, die hinter mir her waren.
    Schritte. Sie kamen eindeutig näher. Es gab nur ein Versteck.
    Ich versuchte festzustellen, welcher Müllcontainer am wenigsten stank, schloss die Augen und sprang hinein.
    Saure Milch. Sehr saure Milch. Das war der erste Geruch, der mir in die Nase stach. Aber nicht der einzige. Dazu kam einer, der an Erbrochenes erinnerte, und dann noch schlimmere. Ich saß mitten drin. In etwas Feuchtem, Fauligem. Es klebte an mir. Meine Kehle entschied sich für den Würgereflex. Der Mageninhalt kam mir hoch.
    Ich hörte, wie jemand am Eingang der Gasse vorbeirannte. Ich blieb unten.
    Eine Ratte huschte über mein Bein.
    Fast hätte ich geschrien, aber irgendetwas in meinem Unterbewusstsein erstickte den Schrei. Gott, war das absurd. Ich hielt die Luft an. Das ging nicht sehr lange gut. Ich versuchte, durch den Mund zu atmen, fing aber sofort wieder an zu würgen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher