Kein Tod wie der andere
Buhle blickte zu Huth-Balzer. »Ich muss mit Nicole ohnehin noch wegen einer anderen Sache sprechen.«
Als alle ihn fragend anschauten, trug er ihnen das Anliegen von Marie Steyn vor. Die Kriminalassistentin war sofort bereit, die Aufgabe der Betreuung von Zoé zu übernehmen. Die Beamten wollten ihre Besprechung gerade beenden, als die Tür aufflog und Sven Tard in das Zimmer stürmte.
»Wir haben die erste heiße Spur, mit wem sich das Opfer an der Sauer getroffen haben könnte.« Tard war der eher ruhige und introvertierte Typ. Das änderte sich nur, wenn er in einem Fall etwas Wichtiges entdeckt hatte. Weil das auch die anderen wussten, sahen sie ihn nun erwartungsvoll an.
»Es gab den Hinweis auf Waldarbeiter vom Bürgerservice Trier, die ihr Auto auch auf dem Parkplatz stehen hatten. Es handelt sich dabei um ein Projekt zur Wiedereingliederung arbeitsloser Jugendlicher. Müssen wohl auch Typen dabei sein, die wir bei uns in POLIS sofort finden würden. Einer der Jugendlichen, ein Egon Prison, hat tatsächlich ein Auto dort gesehen. Er wusste sogar noch das Kennzeichen, weil es seine Initialen und seinen Jahrgang aufwies. Es handelt sich um einen blaumetallicfarbenen Citroën, einen C 3, aus Merzig, also dem Saarland. Halter ist ein Franz Bonitzer, Unternehmensberater. Ob er aber auch der Nutzer des C 3 ist, bezweifle ich. Er hat noch einen 7er BMW , einen Z 4 und einen Golf.«
»Und wer könnte das dann sein?«, fragte Steffen dazwischen.
»Ich nehme mal stark an die Tochter: Nanette Bonitzer, sechsundzwanzig Jahre alt, Diplom-Psychologin. Seine Frau Gertrud Bonitzer dürfte wohl eher den Golf fahren. Vielleicht hat der Herr Unternehmensberater aber auch seinen Frauen den Z4 spendiert. Ich habe schon mit den Kollegen im Saarland gesprochen. Über die Familie liegt absolut nichts vor, noch nicht einmal Verkehrsverstöße, was ich bei dem Fuhrpark schon erstaunlich finde.«
»Gut. Gibt es eine Zeitangabe, wann das Auto auf dem Parkplatz gesehen wurde?« Diesmal war es Buhle, der nachfragte.
»Jo, haben wir: Die Leute vom Bürgerservice sind gegen Viertel vor vier vom Parkplatz weggefahren.«
»Sehr gut. Wir haben immer noch nicht den Todeszeitpunkt von Suzanne Altmüller. Paul, kannst du gleich in der Gerichtsmedizin in Mainz bei Kordonbowski anrufen und nachfragen, ob er uns endlich was sagen kann? Der hätte sich eigentlich auch schon längst mal melden können.« Gerhardts nickte zustimmend.
»Okay. Jeder weiß, was er zu tun hat. Ich werde mit Großmann die saarländischen Kollegen offiziell informieren, dass wir eine Befragung vornehmen wollen. Vielleicht geben die uns noch jemanden zur Seite. Danach fahren Paul und ich nach Merzig. Nicole, du sprichst dich mit Marie ab. Niko, du regelst das mit den Proben. Sven, du bleibst weiter an den Zeugen dran. Vielleicht bekommen wir auch noch einen Hinweis auf das Auto, das am Feldweg und am Uferrand geparkt hatte. Auf geht’s.«
23
Merteskaul; Dienstag, 14. Juni
Hannah Sobothy hatte sich im Sender mit der Redaktion abgesprochen. Sie waren so verblieben, dass die diensthabende Redakteurin und eine Mitarbeiterin sich um die offiziellen Informationen zum Fall Altmüller bei Polizei und Staatsanwaltschaft sowie die Internetrecherche kümmern würden. Sie selbst sollte sich auf die Suche nach Menschen machen, die zur Familie Altmüller etwas sagen konnten. Dafür war sie bei RPR bekannt, dass sie es auf ihre leichte, herzliche Art wie kein anderer vermochte, authentische O-Töne zu beschaffen.
Ihre erste Fahrt führte sie nach Merteskaul. Als sie am Vortag das erste Mal hier gewesen war, hatte es ihr fast das Herz gebrochen. Sie konnte die Liebe und Zuwendung, die Alexander für die Renovierung des bäuerlichen Anwesens aufgebracht hatte, förmlich sehen. Es wäre ein Traum gewesen, wenn ein Mann so etwas für sie zustande gebracht hätte. Aber diesen Mann hatte sie noch nicht gefunden, und so langsam zweifelte sie daran, ob ihr das jemals gelingen würde.
Es war vergleichsweise ruhig hier. Die anderen Reporter waren nicht mehr da. Nur noch die Kriminaltechniker verrichteten in stoischer Ruhe ihre Arbeit. Sie ging bis ans Absperrband und grüßte einen der Polizisten besonders freundlich. Der kleine ältere Mann verlangsamte kurz seine Schritte, erwiderte den Gruß und ging dann wieder in den alten baufälligen Stall. Sie machte Fotos von allen Gebäudeteilen, die den Altmüllers zuzuordnen waren. Dann wartete sie einen Moment. Als der Mann
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