Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
Vom Netzwerk:
neben Jurek zum Parkplatz. Das Thema Adelheid würde ich mit Pierre
     nicht mehr ansprechen.
     
    Jurek startete das Auto und wartete einen Moment, bis er losfuhr. Ich drehte den Kopf zu ihm.
    »Was ist?«
    »Glaubst du wirklich, dass du Marleen vertreten kannst?«
    Überrascht sah ich ihn an. »Wieso fragst du? Es ist jetzt so ausgemacht und fertig. Ist ja nicht für lange.« Ich kreuzte meine
     Finger in der Jackentasche.
    Jurek kaute auf seiner Unterlippe, als wenn er noch etwas sagen wollte. Er machte mich ganz nervös.
    »Kannst du bitte fahren? Meine Schwester hörte sich wirklich ungeduldig an.«
    »Natürlich.« Er legte den Rückwärtsgang ein und fuhr aus der Parklücke. »Ist ja gut. Das wird schon alles klappen.«
    Ein bisschen seltsam war er schon.
     
    In der Annahme, an der Rezeption auf sechs wütende Damen zu treffen, öffnete ich etwas nervös die Tür. Statt des erwarteten
     Tumults sah ich nur meine Schwester, die mit hochrotem Kopf und zerstrubbelten Haaren halb unter dem Tisch lag. Als sie mich
     hörte, schoss sie hoch und rammte sich den Kopf an der Tischplatte.
    »Aua, was schleichst du dich denn so an? Ich kriege fast einen Herzinfarkt.«
    »Was machst du denn da?«
    »Ach«, sie wischte sich über die Stirn, »mir ist ein Blatt weggeweht. Ich finde es nicht wieder. Und? Wie war dein Spaziergang?«
    »Wo sind denn die Damen aus Herne?«
    »Die packen aus.« Ungeduldig sah sie sich um. »Wo ist das nur abgeblieben? Das gibt es doch gar nicht.«
    »Was ist jetzt mit den Zimmern? Erzähl schon.«
    Sie ging auf die Knie und tastete den Boden unter dem Tresen ab. »Komisch.«
    »Ines!« Ich versuchte, sie nicht anzuschreien. »Die Damen aus Herne!«
    »Wie?« Mühsam rappelte sie sich wieder hoch. »Ach so, die Damen. Die sind nett. Sechs Stück. Gehen seit zwanzig Jahren jeden
     Donnerstag zusammen in die Sauna und hauen ihre Kasse auf den Kopf. Sind das erste Mal auf Norderney und   …« Jetzt erst bemerkte sie meinen Gesichtsausdruck. »Was ist? Willst du auch noch ihre Namen wissen?«
    »Was war denn falsch mit den Zimmern?«
    »Nichts. Ich konnte nur nicht richtig gucken. Wegen dieser blöden Abkürzungen. Zwei haben ein Einzelzimmer und die anderen
     zwei Doppelzimmer. War alles richtig reserviert. Hast du schlechte Laune?«
    »Nein.« Ich ließ mich langsam auf den Stuhl sinken. »Wieso hast du so wild Alarm geschlagen? Ich dachte, hier ist das komplette
     Chaos ausgebrochen.«
    »Das habe ich doch gar nicht gesagt. Ich wollte nur wissen, wann du kommst. Ach, und du musst Mama anrufen.
Die
macht übrigens gründlich Wirbel. Sie hat im ›Seesteg‹ angerufen, weil wir uns ja nicht gemeldet hatten. Und die haben natürlich
     gesagt, wir wären keine Gäste bei ihnen. Ich hatte Mama auf meiner Mobilbox.«
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Das willst du nicht wissen   …«
    »Und was hast du gesagt?«
    »Nichts.« Meine Schwester lächelte mich an. »Ich habe überhaupt keine Lust, sie anzurufen und ihr das irgendwie zu erklären.
     Das kannst du selbst machen. Viel Spaß dabei. Dafür gehe ich jetzt auch in die Küche und lese mir mal durch, was auf der Verpackung
     von dem Leberkäse steht. Ich hoffe, man muss dieses Teil nur in den Ofen schieben. Bis später.«
    Die Tür fiel hinter ihr zu, und ich atmete tief durch. Dann nahm ich das Handy und wählte die Nummer meiner Mutter.
    »Na endlich.« Ihre Stimme war mehr ärgerlich als besorgt. »Könnt ihr euch nicht mal melden, wenn ihr angekommen seid? Wo seid
     ihr denn überhaupt? Du hattest doch gesagt, ihr macht ein paar Tage Urlaub im ›Seesteg‹, aber da seid ihr ja gar nicht. Ich
     habe gestern dort angerufen, die hatten eure Namen noch nie gehört. Und bei Marleen war nur diese Gesa dran, die hat rumgestammelt,
     Marleen wäre nicht da und sonst hätte jetzt auch niemand Zeit zu telefonieren. Was ist mit euch los?«
    Ich hatte den Instinkt meiner Mutter mal wieder unterschätzt, jetzt musste ich improvisieren.
    »Ja, hier ist alles ein bisschen durcheinander. Der ›Seesteg‹ hat irgendwie die Reservierung verbaselt. Jetzt schlafen wir
     erst mal bei Marleen, das geht auch ganz gut, sie hat ja Platz. Und dann war gleich so viel los, da haben wir einfach vergessen,
     anzurufen.«
    Es klang dünn, das merkte ich selbst. Ganz zu schweigen von meiner Mutter.
    »Ein Hotel wie der ›Seesteg‹ verbaselt doch keine Reservierungen. Und wo ist Marleen?«
    »Die   … ist   … auf einer Messe. Die kommt aber die nächsten Tage

Weitere Kostenlose Bücher